mer und Insekten, nur eine. Du, glaub' ich, vermiethest deine rechte an Weiber, die linke an Männer und behilfst dich, so gut kannst, im Herz¬ ohr oder Herzbeutel. Vom Grafen will ich dir nichts sagen, als daß er als protestantischer Phi¬ losoph eine liebliche aber katholische Braut, -- dir frappant ähnlich in der Liebe gegen jeden Athem des Lebens -- schlechterdings aus ihrer Religion in seine schleppen will, blos aus egoisti¬ scher stolzer Unduldsamkeit gegen einen stillen Glauben in der Ehe, der seinen als einen fal¬ schen schölte.
Und dieses Menschen Kebs-Braut wolltest du werden? -- Es schmerzet mich jezt, wo ich mich ins Kühle geschrieben, recht ins Herz hin¬ ein, daß du Sanfter bis dahin, bis zur Eröfnung dieses Testaments dieses Briefs so manche Plage von zwei Spizbuben erdulden wirst, wo¬ von der zweite ich selber bin. Denn wie ich bis dahin schmollen, dich auf harte Proben stellen, -- z. B. auf die, ob meine Unsichtbarkeit, Er¬ grimmung und Ungerechtigkeit dir genug ans Herz gehe -- und wie ich überhaupt des Teufels ge¬
mer und Inſekten, nur eine. Du, glaub' ich, vermietheſt deine rechte an Weiber, die linke an Maͤnner und behilfſt dich, ſo gut kannſt, im Herz¬ ohr oder Herzbeutel. Vom Grafen will ich dir nichts ſagen, als daß er als proteſtantiſcher Phi¬ loſoph eine liebliche aber katholiſche Braut, — dir frappant aͤhnlich in der Liebe gegen jeden Athem des Lebens — ſchlechterdings aus ihrer Religion in ſeine ſchleppen will, blos aus egoiſti¬ ſcher ſtolzer Unduldſamkeit gegen einen ſtillen Glauben in der Ehe, der ſeinen als einen fal¬ ſchen ſchoͤlte.
Und dieſes Menſchen Kebs-Braut wollteſt du werden? — Es ſchmerzet mich jezt, wo ich mich ins Kuͤhle geſchrieben, recht ins Herz hin¬ ein, daß du Sanfter bis dahin, bis zur Eroͤfnung dieſes Teſtaments dieſes Briefs ſo manche Plage von zwei Spizbuben erdulden wirſt, wo¬ von der zweite ich ſelber bin. Denn wie ich bis dahin ſchmollen, dich auf harte Proben ſtellen, — z. B. auf die, ob meine Unſichtbarkeit, Er¬ grimmung und Ungerechtigkeit dir genug ans Herz gehe — und wie ich uͤberhaupt des Teufels ge¬
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mer und Inſekten, nur eine. Du, glaub' ich,
vermietheſt deine rechte an Weiber, die linke an
Maͤnner und behilfſt dich, ſo gut kannſt, im Herz¬
ohr oder Herzbeutel. Vom Grafen will ich dir
nichts ſagen, als daß er als proteſtantiſcher Phi¬
loſoph eine liebliche aber katholiſche Braut, —
dir frappant aͤhnlich in der Liebe gegen jeden
Athem des Lebens — ſchlechterdings aus ihrer
Religion in ſeine ſchleppen will, blos aus egoiſti¬
ſcher ſtolzer Unduldſamkeit gegen einen ſtillen
Glauben in der Ehe, der ſeinen als einen fal¬
ſchen ſchoͤlte.
Und dieſes Menſchen Kebs-Braut wollteſt
du werden? — Es ſchmerzet mich jezt, wo ich
mich ins Kuͤhle geſchrieben, recht ins Herz hin¬
ein, daß du Sanfter bis dahin, bis zur Eroͤfnung
dieſes Teſtaments dieſes Briefs ſo manche
Plage von zwei Spizbuben erdulden wirſt, wo¬
von der zweite ich ſelber bin. Denn wie ich bis
dahin ſchmollen, dich auf harte Proben ſtellen,
— z. B. auf die, ob meine Unſichtbarkeit, Er¬
grimmung und Ungerechtigkeit dir genug ans Herz
gehe — und wie ich uͤberhaupt des Teufels ge¬
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/23>, abgerufen am 31.07.2024.
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