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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Ein Friseur erschien. Das ganze Haar
muste in unzählige Locken zurückrollen. Darauf
wurd' er hermetisch mit Seide und Tuch versie¬
gelt; und sein Kern wuchs ganz in die Kotzebui¬
sche Schote hinein.

Unterwegs schwur ihm Vult, er sei --
schon wegen der Dämmerung -- unkenntlich
genug; und ein Großer sehe und behalte kein
Bürgergesicht. Am Ende wurd' ihm selber der
Notar, der blühend, liebe-zitternd neben ihm
gieng, ordentlich zum menschenfeindlichen Mei¬
nau. "Es fehlt nicht viel, sagt' er, so fall' ich
dich an, weil ich denke, ich habe Meinau vor
mir, der sich einige Akte lang schmeichelte und
angewöhnte, die Menschen zu hassen aus Mäd¬
gen-Liebe, wie etwan Hasen durch Schlangen
dahin zu bringen sind, daß sie trommeln wie Krie¬
ger. Weichen Schlamm und Sumpf soll der
Kollegienrath K. abmalen, aber nicht Dieterichs
Felsen. Mit seinen Patent-Herzen, wie
Pott mit Patent-Füssen zum Knien, steh' er
feil, sogar mit verächtlichen, aber nur nicht mit
verachtenden! Da sei der Teufel so sanft, wie
ein Exjesuit, wenn man überall vor und auf

Ein Friſeur erſchien. Das ganze Haar
muſte in unzaͤhlige Locken zuruͤckrollen. Darauf
wurd' er hermetiſch mit Seide und Tuch verſie¬
gelt; und ſein Kern wuchs ganz in die Kotzebui¬
ſche Schote hinein.

Unterwegs ſchwur ihm Vult, er ſei —
ſchon wegen der Daͤmmerung — unkenntlich
genug; und ein Großer ſehe und behalte kein
Buͤrgergeſicht. Am Ende wurd' ihm ſelber der
Notar, der bluͤhend, liebe-zitternd neben ihm
gieng, ordentlich zum menſchenfeindlichen Mei¬
nau. „Es fehlt nicht viel, ſagt' er, ſo fall' ich
dich an, weil ich denke, ich habe Meinau vor
mir, der ſich einige Akte lang ſchmeichelte und
angewoͤhnte, die Menſchen zu haſſen aus Maͤd¬
gen-Liebe, wie etwan Haſen durch Schlangen
dahin zu bringen ſind, daß ſie trommeln wie Krie¬
ger. Weichen Schlamm und Sumpf ſoll der
Kollegienrath K. abmalen, aber nicht Dieterichs
Felſen. Mit ſeinen Patent-Herzen, wie
Pott mit Patent-Fuͤſſen zum Knien, ſteh' er
feil, ſogar mit veraͤchtlichen, aber nur nicht mit
verachtenden! Da ſei der Teufel ſo ſanft, wie
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[206/0214] Ein Friſeur erſchien. Das ganze Haar muſte in unzaͤhlige Locken zuruͤckrollen. Darauf wurd' er hermetiſch mit Seide und Tuch verſie¬ gelt; und ſein Kern wuchs ganz in die Kotzebui¬ ſche Schote hinein. Unterwegs ſchwur ihm Vult, er ſei — ſchon wegen der Daͤmmerung — unkenntlich genug; und ein Großer ſehe und behalte kein Buͤrgergeſicht. Am Ende wurd' ihm ſelber der Notar, der bluͤhend, liebe-zitternd neben ihm gieng, ordentlich zum menſchenfeindlichen Mei¬ nau. „Es fehlt nicht viel, ſagt' er, ſo fall' ich dich an, weil ich denke, ich habe Meinau vor mir, der ſich einige Akte lang ſchmeichelte und angewoͤhnte, die Menſchen zu haſſen aus Maͤd¬ gen-Liebe, wie etwan Haſen durch Schlangen dahin zu bringen ſind, daß ſie trommeln wie Krie¬ ger. Weichen Schlamm und Sumpf ſoll der Kollegienrath K. abmalen, aber nicht Dieterichs Felſen. Mit ſeinen Patent-Herzen, wie Pott mit Patent-Fuͤſſen zum Knien, ſteh' er feil, ſogar mit veraͤchtlichen, aber nur nicht mit verachtenden! Da ſei der Teufel ſo ſanft, wie ein Exjeſuit, wenn man uͤberall vor und auf

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/214>, abgerufen am 25.11.2024.