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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Aber hier war dieser schon die Treppe hinab.
Indeß, je mehr der Notar nachsann, desto
unbilliger fand er's, auf Vultens Kosten den
Himmel der Freundschaft zu erstehen. Zulezt
schrieb er ihm bestimmt, sein Gewissen leid' es
unmöglich.

Wenige Stunden darauf antwortete Vult
folgendes:

p. p.

"Fraterkul! Eben erhalt' ich des Grafen
Jawort mit deinem Neinwort; du must also
mit, oder meine Ehre leidet gewaltig. Fleuch
und flieh' in einer guten Stunde zu mir. Dein
Umkleid oder Masken-Karakter liegt schon auf
dem Stuhl. Der Friseur ist bestellt mit Vor¬
stek-Locken. Sporen und die Steifstiefel darzu
stehen auch fertig. Glaube mir aber auf Ehre,
daß ein Bühnen-Habit für dich ausgelesen ist,
der nicht simulirt, sondern nur dissimulirt.
Ein anders -- als was ich thue und miethe --
wäre, wenn ich dich in einen Berghabit oder in
eine Mönchskutte, oder in einen Waffenmantel
oder in ein Bischofs-Pallium oder in englische

Flegeljahre II. Bd. 14

Aber hier war dieſer ſchon die Treppe hinab.
Indeß, je mehr der Notar nachſann, deſto
unbilliger fand er's, auf Vultens Koſten den
Himmel der Freundſchaft zu erſtehen. Zulezt
ſchrieb er ihm beſtimmt, ſein Gewiſſen leid' es
unmoͤglich.

Wenige Stunden darauf antwortete Vult
folgendes:

p. p.

„Fraterkul! Eben erhalt' ich des Grafen
Jawort mit deinem Neinwort; du muſt alſo
mit, oder meine Ehre leidet gewaltig. Fleuch
und flieh' in einer guten Stunde zu mir. Dein
Umkleid oder Maſken-Karakter liegt ſchon auf
dem Stuhl. Der Friſeur iſt beſtellt mit Vor¬
ſtek-Locken. Sporen und die Steifſtiefel darzu
ſtehen auch fertig. Glaube mir aber auf Ehre,
daß ein Buͤhnen-Habit fuͤr dich ausgeleſen iſt,
der nicht ſimulirt, ſondern nur diſſimulirt.
Ein anders — als was ich thue und miethe —
waͤre, wenn ich dich in einen Berghabit oder in
eine Moͤnchskutte, oder in einen Waffenmantel
oder in ein Biſchofs-Pallium oder in engliſche

Flegeljahre II. Bd. 14
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[201/0209] Aber hier war dieſer ſchon die Treppe hinab. Indeß, je mehr der Notar nachſann, deſto unbilliger fand er's, auf Vultens Koſten den Himmel der Freundſchaft zu erſtehen. Zulezt ſchrieb er ihm beſtimmt, ſein Gewiſſen leid' es unmoͤglich. Wenige Stunden darauf antwortete Vult folgendes: p. p. „Fraterkul! Eben erhalt' ich des Grafen Jawort mit deinem Neinwort; du muſt alſo mit, oder meine Ehre leidet gewaltig. Fleuch und flieh' in einer guten Stunde zu mir. Dein Umkleid oder Maſken-Karakter liegt ſchon auf dem Stuhl. Der Friſeur iſt beſtellt mit Vor¬ ſtek-Locken. Sporen und die Steifſtiefel darzu ſtehen auch fertig. Glaube mir aber auf Ehre, daß ein Buͤhnen-Habit fuͤr dich ausgeleſen iſt, der nicht ſimulirt, ſondern nur diſſimulirt. Ein anders — als was ich thue und miethe — waͤre, wenn ich dich in einen Berghabit oder in eine Moͤnchskutte, oder in einen Waffenmantel oder in ein Biſchofs-Pallium oder in engliſche Flegeljahre II. Bd. 14

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/209>, abgerufen am 23.11.2024.