So Rotten-Weise, so in der Landsmannschaft aller Menschen auch mit geliebt zu werden, und um ein Herz sich mit seinem sammt hundert an¬ dern Herzen wie ein Archipelagus von Zirkel-In¬ seln herum zu lagern -- -- Freund, das ist mein Geschmack nicht. Ich muß wissen und halten, was ich habe.
Wollt' ich dir freilich meinen schwülen Gift¬ baum, worunter ich diese Nacht geschlafen, auf¬ blättern: so kenn' ich dein schönes sanftes opfern¬ des Gemüth, -- aber lieber wollt' ich ihn ganz abernten, eh' ich so demüthig wäre. Es verdries¬ set mich schon, daß ich vor dir nur so viel schon am Grafen getadelt. Sieh selber -- wähle selber -- nur deine Empfindung treibe dich, hinzu oder hinweg -- Umgekehrt vielmehr werd' ich dir alle mögliche Flugwerke, Strickleitern und Schneckentreppen zum hohen Grafen machen und leihen, dem ich so gram bin; aber dann, wann du entweder ganz bezaubert, oder ganz entzaubert bist, lös' ich das Siegel von folgender Schilde¬ rung dieses Herrn:
Er ist nicht zum Ausstehen. Eitelkeit des
So Rotten-Weiſe, ſo in der Landsmannſchaft aller Menſchen auch mit geliebt zu werden, und um ein Herz ſich mit ſeinem ſammt hundert an¬ dern Herzen wie ein Archipelagus von Zirkel-In¬ ſeln herum zu lagern — — Freund, das iſt mein Geſchmack nicht. Ich muß wiſſen und halten, was ich habe.
Wollt' ich dir freilich meinen ſchwuͤlen Gift¬ baum, worunter ich dieſe Nacht geſchlafen, auf¬ blaͤttern: ſo kenn' ich dein ſchoͤnes ſanftes opfern¬ des Gemuͤth, — aber lieber wollt' ich ihn ganz abernten, eh' ich ſo demuͤthig waͤre. Es verdrieſ¬ ſet mich ſchon, daß ich vor dir nur ſo viel ſchon am Grafen getadelt. Sieh ſelber — waͤhle ſelber — nur deine Empfindung treibe dich, hinzu oder hinweg — Umgekehrt vielmehr werd' ich dir alle moͤgliche Flugwerke, Strickleitern und Schneckentreppen zum hohen Grafen machen und leihen, dem ich ſo gram bin; aber dann, wann du entweder ganz bezaubert, oder ganz entzaubert biſt, loͤs' ich das Siegel von folgender Schilde¬ rung dieſes Herrn:
Er iſt nicht zum Ausſtehen. Eitelkeit des
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0020"n="12"/>
So Rotten-Weiſe, ſo in der Landsmannſchaft<lb/>
aller Menſchen auch mit geliebt zu werden, und<lb/>
um ein Herz ſich mit ſeinem ſammt hundert an¬<lb/>
dern Herzen wie ein Archipelagus von Zirkel-In¬<lb/>ſeln herum zu lagern —— Freund, das iſt mein<lb/>
Geſchmack nicht. Ich muß wiſſen und halten,<lb/>
was ich habe.</p><lb/><p>Wollt' ich dir freilich meinen ſchwuͤlen Gift¬<lb/>
baum, worunter ich dieſe Nacht geſchlafen, auf¬<lb/>
blaͤttern: ſo kenn' ich dein ſchoͤnes ſanftes opfern¬<lb/>
des Gemuͤth, — aber lieber wollt' ich ihn ganz<lb/>
abernten, eh' ich ſo demuͤthig waͤre. Es verdrieſ¬<lb/>ſet mich ſchon, daß ich vor dir nur ſo viel ſchon<lb/>
am Grafen getadelt. Sieh ſelber — waͤhle ſelber<lb/>— nur deine Empfindung treibe dich, hinzu<lb/>
oder hinweg — Umgekehrt vielmehr werd' ich<lb/>
dir alle moͤgliche Flugwerke, Strickleitern und<lb/>
Schneckentreppen zum hohen Grafen machen und<lb/>
leihen, dem ich ſo gram bin; aber dann, wann<lb/>
du entweder ganz bezaubert, oder ganz entzaubert<lb/>
biſt, loͤs' ich das Siegel von folgender Schilde¬<lb/>
rung dieſes Herrn:</p><lb/><p>Er iſt nicht zum Ausſtehen. Eitelkeit des<lb/></p></div></body></text></TEI>
[12/0020]
So Rotten-Weiſe, ſo in der Landsmannſchaft
aller Menſchen auch mit geliebt zu werden, und
um ein Herz ſich mit ſeinem ſammt hundert an¬
dern Herzen wie ein Archipelagus von Zirkel-In¬
ſeln herum zu lagern — — Freund, das iſt mein
Geſchmack nicht. Ich muß wiſſen und halten,
was ich habe.
Wollt' ich dir freilich meinen ſchwuͤlen Gift¬
baum, worunter ich dieſe Nacht geſchlafen, auf¬
blaͤttern: ſo kenn' ich dein ſchoͤnes ſanftes opfern¬
des Gemuͤth, — aber lieber wollt' ich ihn ganz
abernten, eh' ich ſo demuͤthig waͤre. Es verdrieſ¬
ſet mich ſchon, daß ich vor dir nur ſo viel ſchon
am Grafen getadelt. Sieh ſelber — waͤhle ſelber
— nur deine Empfindung treibe dich, hinzu
oder hinweg — Umgekehrt vielmehr werd' ich
dir alle moͤgliche Flugwerke, Strickleitern und
Schneckentreppen zum hohen Grafen machen und
leihen, dem ich ſo gram bin; aber dann, wann
du entweder ganz bezaubert, oder ganz entzaubert
biſt, loͤs' ich das Siegel von folgender Schilde¬
rung dieſes Herrn:
Er iſt nicht zum Ausſtehen. Eitelkeit des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/20>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.