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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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dern Schönheiten als musikalische. "Es ist,
sagte der Notar stockend, an die Braut des
Grafen; ich bin auch nicht zufrieden mit man¬
chem harten Fuß darinn, ich meine der Ditro¬
cheus (u--u--); (uu--u) dritten Päon
und den Jonikus mit dem langen Anfang
(----uu); aber im Feuer wird man leicht
hart."

"Wie Prügel, z. B., und Eier sagte Vult.
Aber, o Gott, wie hören deine Menschen! Sollte
man nicht lieber seine Flöte zum Blasrohr, oder
zur Kinder-Klystiersprütze ansetzen oder zu Ho¬
belspähnen für einen Sarg verschneiden, wenn
man so die gräßliche Besprizung des einzigen
Himmlischen erfährt, das noch über die Lebens-
Spiesbürgerei oben vorüberfliegt: --

Ich ziele nicht auf dich, Notar; aber du
bringst mich darauf. Denn wie besonders Mu¬
sik entheiligt wird -- obgleich jede Kunst über¬
haupt, -- das höre. Tafelmusik lass' ich noch
gelten, weil sie so schlecht ist wie Tafelpredigten,
die man in Klöstern ins Käuen hinein hält; von
verfluchten, verruchten Hofkonzerten, wo der

dern Schoͤnheiten als muſikaliſche. „Es iſt,
ſagte der Notar ſtockend, an die Braut des
Grafen; ich bin auch nicht zufrieden mit man¬
chem harten Fuß darinn, ich meine der Ditro¬
cheus (υ—υ—); (υυ—υ) dritten Paͤon
und den Jonikus mit dem langen Anfang
(——υυ); aber im Feuer wird man leicht
hart.“

„Wie Pruͤgel, z. B., und Eier ſagte Vult.
Aber, o Gott, wie hoͤren deine Menſchen! Sollte
man nicht lieber ſeine Floͤte zum Blasrohr, oder
zur Kinder-Klyſtierſpruͤtze anſetzen oder zu Ho¬
belſpaͤhnen fuͤr einen Sarg verſchneiden, wenn
man ſo die graͤßliche Beſprizung des einzigen
Himmliſchen erfaͤhrt, das noch uͤber die Lebens-
Spiesbuͤrgerei oben voruͤberfliegt: —

Ich ziele nicht auf dich, Notar; aber du
bringſt mich darauf. Denn wie beſonders Mu¬
ſik entheiligt wird — obgleich jede Kunſt uͤber¬
haupt, — das hoͤre. Tafelmuſik laſſ' ich noch
gelten, weil ſie ſo ſchlecht iſt wie Tafelpredigten,
die man in Kloͤſtern ins Kaͤuen hinein haͤlt; von
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[134/0142] dern Schoͤnheiten als muſikaliſche. „Es iſt, ſagte der Notar ſtockend, an die Braut des Grafen; ich bin auch nicht zufrieden mit man¬ chem harten Fuß darinn, ich meine der Ditro¬ cheus (υ—υ—); (υυ—υ) dritten Paͤon und den Jonikus mit dem langen Anfang (——υυ); aber im Feuer wird man leicht hart.“ „Wie Pruͤgel, z. B., und Eier ſagte Vult. Aber, o Gott, wie hoͤren deine Menſchen! Sollte man nicht lieber ſeine Floͤte zum Blasrohr, oder zur Kinder-Klyſtierſpruͤtze anſetzen oder zu Ho¬ belſpaͤhnen fuͤr einen Sarg verſchneiden, wenn man ſo die graͤßliche Beſprizung des einzigen Himmliſchen erfaͤhrt, das noch uͤber die Lebens- Spiesbuͤrgerei oben voruͤberfliegt: — Ich ziele nicht auf dich, Notar; aber du bringſt mich darauf. Denn wie beſonders Mu¬ ſik entheiligt wird — obgleich jede Kunſt uͤber¬ haupt, — das hoͤre. Tafelmuſik laſſ' ich noch gelten, weil ſie ſo ſchlecht iſt wie Tafelpredigten, die man in Kloͤſtern ins Kaͤuen hinein haͤlt; von verfluchten, verruchten Hofkonzerten, wo der

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/142>, abgerufen am 23.11.2024.