Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

dieser ringe und arbeite, bis er sich in helle Men¬
schengestalten zusammengezogen, welche nun ihre
Vergangenheit wiederholen oder in ihrer Zukunft
oder auch Gegenwart spielen, wie man es eben
gefordert.

Der Schulmeister Schomaker erhielt sich noch
ziemlich gleichgültig und fest gegen das Prisma,
weil er wuste, ihm habe, wenn er bete, kein
Teufel viel an. Van der Harnisch zog seine Tauf¬
decke aus der Tasche und sie sich über den Kopf,
und war darunter rege und leise; endlich hörte
man das Wort: Schomakers Stube. Izt warf
er sie zurük, starrete erschrocken in das Prisma
hinein und beschrieb laut und eintönig jede Klei¬
nigkeit, die in dessen stillem ZölibatsZimmer war,
von einer Druckerpresse an bis auf die Vögel hin¬
ter dem Ofen, ja so gar bis auf die Maus, die
eben darin umherlief.

Noch immer stiegen dem Kandidaten wenig
oder keine Haare zu Berge; als aber der Seher
sagte:

"irgend ein GeisterSchatte in der leeren Stu¬
be hat Ihren Schlafrok an und spielt Sie

dieſer ringe und arbeite, bis er ſich in helle Men¬
ſchengeſtalten zuſammengezogen, welche nun ihre
Vergangenheit wiederholen oder in ihrer Zukunft
oder auch Gegenwart ſpielen, wie man es eben
gefordert.

Der Schulmeiſter Schomaker erhielt ſich noch
ziemlich gleichguͤltig und feſt gegen das Prisma,
weil er wuſte, ihm habe, wenn er bete, kein
Teufel viel an. Van der Harniſch zog ſeine Tauf¬
decke aus der Taſche und ſie ſich uͤber den Kopf,
und war darunter rege und leiſe; endlich hoͤrte
man das Wort: Schomakers Stube. Izt warf
er ſie zuruͤk, ſtarrete erſchrocken in das Prisma
hinein und beſchrieb laut und eintoͤnig jede Klei¬
nigkeit, die in deſſen ſtillem ZoͤlibatsZimmer war,
von einer Druckerpreſſe an bis auf die Voͤgel hin¬
ter dem Ofen, ja ſo gar bis auf die Maus, die
eben darin umherlief.

Noch immer ſtiegen dem Kandidaten wenig
oder keine Haare zu Berge; als aber der Seher
ſagte:

„irgend ein GeiſterSchatte in der leeren Stu¬
be hat Ihren Schlafrok an und ſpielt Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0060" n="50"/>
die&#x017F;er ringe und arbeite, bis er &#x017F;ich in helle Men¬<lb/>
&#x017F;chenge&#x017F;talten zu&#x017F;ammengezogen, welche nun ihre<lb/>
Vergangenheit wiederholen oder in ihrer Zukunft<lb/>
oder auch Gegenwart &#x017F;pielen, wie man es eben<lb/>
gefordert.</p><lb/>
        <p>Der Schulmei&#x017F;ter Schomaker erhielt &#x017F;ich noch<lb/>
ziemlich gleichgu&#x0364;ltig und fe&#x017F;t gegen das Prisma,<lb/>
weil er wu&#x017F;te, ihm habe, wenn er bete, kein<lb/>
Teufel viel an. Van der Harni&#x017F;ch zog &#x017F;eine Tauf¬<lb/>
decke aus der Ta&#x017F;che und &#x017F;ie &#x017F;ich u&#x0364;ber den Kopf,<lb/>
und war darunter rege und lei&#x017F;e; endlich ho&#x0364;rte<lb/>
man das Wort: Schomakers Stube. Izt warf<lb/>
er &#x017F;ie zuru&#x0364;k, &#x017F;tarrete er&#x017F;chrocken in das Prisma<lb/>
hinein und be&#x017F;chrieb laut und einto&#x0364;nig jede Klei¬<lb/>
nigkeit, die in de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tillem Zo&#x0364;libatsZimmer war,<lb/>
von einer Druckerpre&#x017F;&#x017F;e an bis auf die Vo&#x0364;gel hin¬<lb/>
ter dem Ofen, ja &#x017F;o gar bis auf die Maus, die<lb/>
eben darin umherlief.</p><lb/>
        <p>Noch immer &#x017F;tiegen dem Kandidaten wenig<lb/>
oder keine Haare zu Berge; als aber der Seher<lb/>
&#x017F;agte:</p><lb/>
        <p>&#x201E;irgend ein Gei&#x017F;terSchatte in der leeren Stu¬<lb/>
be hat Ihren Schlafrok an und &#x017F;pielt Sie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0060] dieſer ringe und arbeite, bis er ſich in helle Men¬ ſchengeſtalten zuſammengezogen, welche nun ihre Vergangenheit wiederholen oder in ihrer Zukunft oder auch Gegenwart ſpielen, wie man es eben gefordert. Der Schulmeiſter Schomaker erhielt ſich noch ziemlich gleichguͤltig und feſt gegen das Prisma, weil er wuſte, ihm habe, wenn er bete, kein Teufel viel an. Van der Harniſch zog ſeine Tauf¬ decke aus der Taſche und ſie ſich uͤber den Kopf, und war darunter rege und leiſe; endlich hoͤrte man das Wort: Schomakers Stube. Izt warf er ſie zuruͤk, ſtarrete erſchrocken in das Prisma hinein und beſchrieb laut und eintoͤnig jede Klei¬ nigkeit, die in deſſen ſtillem ZoͤlibatsZimmer war, von einer Druckerpreſſe an bis auf die Voͤgel hin¬ ter dem Ofen, ja ſo gar bis auf die Maus, die eben darin umherlief. Noch immer ſtiegen dem Kandidaten wenig oder keine Haare zu Berge; als aber der Seher ſagte: „irgend ein GeiſterSchatte in der leeren Stu¬ be hat Ihren Schlafrok an und ſpielt Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/60
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/60>, abgerufen am 06.05.2024.