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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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Schlacht in der Zeitung, um dreist zu werden,
weil wohl nichts den Menschen so sehr zum kal¬
ten Waghalse gegen sein Todtenbette macht, als
ein oder ein Paar Quadratmeilen, worauf un¬
zählige rothe Glieder und ein Tod nach dem an¬
dern liegt.

Ueber diesen religiösen SkrupelLuxus zog der
Flötenist ein sehr verächtliches Gesicht und sagte,
-- indem er ein Prisma aus der Tasche holte und
vier Lichter verlangte -- verdrüßlich: ich könnte
es bald wissen, wer die Leiche seyn wird; aber
ich will Ihnen, Hr. Kandidat, lieber alles erzäh¬
len aus diesem Zauber-Prisma, was Sie mir
nicht erzählen wollen. "Er sagte, das Prisma
verschließe die viererlei Wasser, welche man aus
den vier WeltEcken sammle, man reib' es am
Herzen warm, fordere leise, was man in der Ver¬
gangenheit oder Zukunft zu sehen wünsche, und
wenn man vorher etwas vorgenommen, was er
ohne TodesGefahr nicht sagen dürfte -- daher das
Geheimnis immer nur von Sterbenden mitgethei¬
let werde, oder auch von Selbstmördern -- als¬
dann entstehe in den viererlei Wassern ein Nebel,

Flegeljahre I. Bd. 4

Schlacht in der Zeitung, um dreiſt zu werden,
weil wohl nichts den Menſchen ſo ſehr zum kal¬
ten Waghalſe gegen ſein Todtenbette macht, als
ein oder ein Paar Quadratmeilen, worauf un¬
zaͤhlige rothe Glieder und ein Tod nach dem an¬
dern liegt.

Ueber dieſen religioͤſen SkrupelLuxus zog der
Floͤteniſt ein ſehr veraͤchtliches Geſicht und ſagte,
— indem er ein Prisma aus der Taſche holte und
vier Lichter verlangte — verdruͤßlich: ich koͤnnte
es bald wiſſen, wer die Leiche ſeyn wird; aber
ich will Ihnen, Hr. Kandidat, lieber alles erzaͤh¬
len aus dieſem Zauber-Prisma, was Sie mir
nicht erzaͤhlen wollen. „Er ſagte, das Prisma
verſchließe die viererlei Waſſer, welche man aus
den vier WeltEcken ſammle, man reib' es am
Herzen warm, fordere leiſe, was man in der Ver¬
gangenheit oder Zukunft zu ſehen wuͤnſche, und
wenn man vorher etwas vorgenommen, was er
ohne TodesGefahr nicht ſagen duͤrfte — daher das
Geheimnis immer nur von Sterbenden mitgethei¬
let werde, oder auch von Selbſtmoͤrdern — als¬
dann entſtehe in den viererlei Waſſern ein Nebel,

Flegeljahre I. Bd. 4
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[49/0059] Schlacht in der Zeitung, um dreiſt zu werden, weil wohl nichts den Menſchen ſo ſehr zum kal¬ ten Waghalſe gegen ſein Todtenbette macht, als ein oder ein Paar Quadratmeilen, worauf un¬ zaͤhlige rothe Glieder und ein Tod nach dem an¬ dern liegt. Ueber dieſen religioͤſen SkrupelLuxus zog der Floͤteniſt ein ſehr veraͤchtliches Geſicht und ſagte, — indem er ein Prisma aus der Taſche holte und vier Lichter verlangte — verdruͤßlich: ich koͤnnte es bald wiſſen, wer die Leiche ſeyn wird; aber ich will Ihnen, Hr. Kandidat, lieber alles erzaͤh¬ len aus dieſem Zauber-Prisma, was Sie mir nicht erzaͤhlen wollen. „Er ſagte, das Prisma verſchließe die viererlei Waſſer, welche man aus den vier WeltEcken ſammle, man reib' es am Herzen warm, fordere leiſe, was man in der Ver¬ gangenheit oder Zukunft zu ſehen wuͤnſche, und wenn man vorher etwas vorgenommen, was er ohne TodesGefahr nicht ſagen duͤrfte — daher das Geheimnis immer nur von Sterbenden mitgethei¬ let werde, oder auch von Selbſtmoͤrdern — als¬ dann entſtehe in den viererlei Waſſern ein Nebel, Flegeljahre I. Bd. 4

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/59>, abgerufen am 22.11.2024.