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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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ich daher -- wofür ich freilich wenig thue, wenn
ich nur zu einiger Erkenntlichkeit ihnen zu gleichen
Theilen hier so wohl jährlich zehn Prozent aller Ka¬
pitalien als die Nuzniessung meines Immobiliar-
Vermögens, wie es auch heisse, so lange zuspre¬
che, als besagter Harnisch noch nicht die Erbschaft
nach der sechsten Klausel hat antretten können --
solche fleh' ich als ein Christ die Christen an,
gleichsam als 7 Weise, dem jungen möglichen
Universalerben scharf aufzupassen, und ihm nicht
den kleinsten Fehltritt, womit er den Aufschub oder
Abzug der Erbschaft verschulden mag, unbemerkt
nachzusehen, sondern vielmehr jeden gerichtlich zu
bescheinigen. Das kann den leichten Poeten vor¬
wärts bringen, und ihn schleiffen und abwezen.
Wenn es wahr ist, ihr sieben Verwandten, daß
Ihr nur meine Person geliebt, so zeigt es dadurch,
daß Ihr das Ebenbild derselben recht schüttelt
(den Nuzen hat das Ebenbild), und ordentlich,
obwohl christlich, chikaniert und verirt, und sein
Regen- und Siebengestirn seid und seine böse Sie¬
ben. Muß er recht büssen, nämlich passen, de¬
sto ersprieslicher für ihn und für Euch.

ich daher — wofuͤr ich freilich wenig thue, wenn
ich nur zu einiger Erkenntlichkeit ihnen zu gleichen
Theilen hier ſo wohl jaͤhrlich zehn Prozent aller Ka¬
pitalien als die Nuznieſſung meines Immobiliar-
Vermoͤgens, wie es auch heiſſe, ſo lange zuſpre¬
che, als beſagter Harniſch noch nicht die Erbſchaft
nach der ſechſten Klauſel hat antretten koͤnnen —
ſolche fleh' ich als ein Chriſt die Chriſten an,
gleichſam als 7 Weiſe, dem jungen moͤglichen
Univerſalerben ſcharf aufzupaſſen, und ihm nicht
den kleinſten Fehltritt, womit er den Aufſchub oder
Abzug der Erbſchaft verſchulden mag, unbemerkt
nachzuſehen, ſondern vielmehr jeden gerichtlich zu
beſcheinigen. Das kann den leichten Poeten vor¬
waͤrts bringen, und ihn ſchleiffen und abwezen.
Wenn es wahr iſt, ihr ſieben Verwandten, daß
Ihr nur meine Perſon geliebt, ſo zeigt es dadurch,
daß Ihr das Ebenbild derſelben recht ſchuͤttelt
(den Nuzen hat das Ebenbild), und ordentlich,
obwohl chriſtlich, chikaniert und verirt, und ſein
Regen- und Siebengeſtirn ſeid und ſeine boͤſe Sie¬
ben. Muß er recht buͤſſen, naͤmlich paſſen, de¬
ſto erſprieslicher fuͤr ihn und fuͤr Euch.

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[19/0029] ich daher — wofuͤr ich freilich wenig thue, wenn ich nur zu einiger Erkenntlichkeit ihnen zu gleichen Theilen hier ſo wohl jaͤhrlich zehn Prozent aller Ka¬ pitalien als die Nuznieſſung meines Immobiliar- Vermoͤgens, wie es auch heiſſe, ſo lange zuſpre¬ che, als beſagter Harniſch noch nicht die Erbſchaft nach der ſechſten Klauſel hat antretten koͤnnen — ſolche fleh' ich als ein Chriſt die Chriſten an, gleichſam als 7 Weiſe, dem jungen moͤglichen Univerſalerben ſcharf aufzupaſſen, und ihm nicht den kleinſten Fehltritt, womit er den Aufſchub oder Abzug der Erbſchaft verſchulden mag, unbemerkt nachzuſehen, ſondern vielmehr jeden gerichtlich zu beſcheinigen. Das kann den leichten Poeten vor¬ waͤrts bringen, und ihn ſchleiffen und abwezen. Wenn es wahr iſt, ihr ſieben Verwandten, daß Ihr nur meine Perſon geliebt, ſo zeigt es dadurch, daß Ihr das Ebenbild derſelben recht ſchuͤttelt (den Nuzen hat das Ebenbild), und ordentlich, obwohl chriſtlich, chikaniert und verirt, und ſein Regen- und Siebengeſtirn ſeid und ſeine boͤſe Sie¬ ben. Muß er recht buͤſſen, naͤmlich paſſen, de¬ ſto erſprieslicher fuͤr ihn und fuͤr Euch.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/29>, abgerufen am 29.03.2024.