Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.das Glück weht ihm irgend einen Lappen zu, wo¬ das Gluͤck weht ihm irgend einen Lappen zu, wo¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0225" n="215"/> das Gluͤck weht ihm irgend einen Lappen zu, wo¬<lb/> mit er ſein groͤßtes Loch zuflickt; dann ſchauet<lb/> er neugeboren und aufgeblaſen umher und bietet<lb/> es ſtill ſchlechtem poroͤſen Bettel-Volk. Nur<lb/> aber war der frohe Vorſaz, den ganzen Nach¬<lb/> mittag ſeinem Kopfe und ſeinem Romane dich¬<lb/> tend zu leben, jezt uͤber ſeine Kraͤfte, blos wegen<lb/> des Sonntags-Schmucks; ein gepuderter Kopf<lb/> arbeitet ſchwer. So muͤſte zum Beiſpiel gegen¬<lb/> waͤrtiger Verfaſſer — ſtekte man ihn in dieſer<lb/> Minute zur Probe in Koͤnigsmaͤntel, in Kroͤ¬<lb/> nungsſtruͤmpfe, in Sporenſtiefel, unter Chur¬<lb/> huͤte — auf ſolche Weiſe verziert, die Feder<lb/> weglegen und verſtopft aufſtehen, ohne den Nach¬<lb/> mittag zu Ende gemalt zu haben; denn es geht<lb/> gar nicht im herrlichſten Anzug; — ausgenom¬<lb/> men allein bei dem verſtorbenen Buͤffon, von<lb/> welchem Madame Necker berichtet, daß er zuerſt<lb/> ſich wie zur Galla und darauf erſt ſeine Bemer¬<lb/> kungen eingekleidet, um welche er als ein gepuz¬<lb/> ter und puzender Kammerdiener herum gieng,<lb/> indem er ihnen Vormittags die Nennwoͤrter an¬<lb/> zog, und Nachmittags die Beiwoͤrter.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [215/0225]
das Gluͤck weht ihm irgend einen Lappen zu, wo¬
mit er ſein groͤßtes Loch zuflickt; dann ſchauet
er neugeboren und aufgeblaſen umher und bietet
es ſtill ſchlechtem poroͤſen Bettel-Volk. Nur
aber war der frohe Vorſaz, den ganzen Nach¬
mittag ſeinem Kopfe und ſeinem Romane dich¬
tend zu leben, jezt uͤber ſeine Kraͤfte, blos wegen
des Sonntags-Schmucks; ein gepuderter Kopf
arbeitet ſchwer. So muͤſte zum Beiſpiel gegen¬
waͤrtiger Verfaſſer — ſtekte man ihn in dieſer
Minute zur Probe in Koͤnigsmaͤntel, in Kroͤ¬
nungsſtruͤmpfe, in Sporenſtiefel, unter Chur¬
huͤte — auf ſolche Weiſe verziert, die Feder
weglegen und verſtopft aufſtehen, ohne den Nach¬
mittag zu Ende gemalt zu haben; denn es geht
gar nicht im herrlichſten Anzug; — ausgenom¬
men allein bei dem verſtorbenen Buͤffon, von
welchem Madame Necker berichtet, daß er zuerſt
ſich wie zur Galla und darauf erſt ſeine Bemer¬
kungen eingekleidet, um welche er als ein gepuz¬
ter und puzender Kammerdiener herum gieng,
indem er ihnen Vormittags die Nennwoͤrter an¬
zog, und Nachmittags die Beiwoͤrter.
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