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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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che thut, wie die weise Pallas -- oder die reiche
Zeres -- und die schöne Venus, die als Hesper
und als Luzifer die Erdbewohner schön mit dem
lebendigen Merkur verbindet. -- Und erlauben
Sie es, mein Herr, so werfen wir heute unsere
Soupe'es zusammen, und ich speise mit hier vor
der Breche, wo das Mondsviertel in der Suppe
schwimmen, und die Abendröthe den Braten über¬
golden kann."

Walt sagte heiter Ja. Auf Reisen macht
man Abends lieber romantische Bekanntschaften
als Morgens. Auch trachtete er, wie alle Jüng¬
linge, stark, viele zu machen, besonders vorneh¬
me, unter welche er den lustigen Kauz mit sei¬
nem grünen Reise-Hute rechnete, diesem Gegen¬
hut eines Bischofs, der einen nur innen grünen
und außen schwarzen trägt.

Da kam der [unleserliches Material - Zeichen fehlt] Wirth und der Besen, um
den Bau-Abhub und Bodensaz über die Stube
hinaus zu fegen; in den linken Fingern hieng
ihm ein breiter in Holz eingerahmter Schie¬
fer. Er zeigte an, sie müsten ihre Namen dar¬
auf sezen, weil es hier zu Lande wie im Gothai¬

che thut, wie die weiſe Pallas — oder die reiche
Zeres — und die ſchoͤne Venus, die als Heſper
und als Luzifer die Erdbewohner ſchoͤn mit dem
lebendigen Merkur verbindet. — Und erlauben
Sie es, mein Herr, ſo werfen wir heute unſere
Soupe'es zuſammen, und ich ſpeiſe mit hier vor
der Breche, wo das Mondsviertel in der Suppe
ſchwimmen, und die Abendroͤthe den Braten uͤber¬
golden kann.“

Walt ſagte heiter Ja. Auf Reiſen macht
man Abends lieber romantiſche Bekanntſchaften
als Morgens. Auch trachtete er, wie alle Juͤng¬
linge, ſtark, viele zu machen, beſonders vorneh¬
me, unter welche er den luſtigen Kauz mit ſei¬
nem gruͤnen Reiſe-Hute rechnete, dieſem Gegen¬
hut eines Biſchofs, der einen nur innen gruͤnen
und außen ſchwarzen traͤgt.

Da kam der [unleserliches Material – Zeichen fehlt] Wirth und der Beſen, um
den Bau-Abhub und Bodenſaz uͤber die Stube
hinaus zu fegen; in den linken Fingern hieng
ihm ein breiter in Holz eingerahmter Schie¬
fer. Er zeigte an, ſie muͤſten ihre Namen dar¬
auf ſezen, weil es hier zu Lande wie im Gothai¬

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[147/0157] che thut, wie die weiſe Pallas — oder die reiche Zeres — und die ſchoͤne Venus, die als Heſper und als Luzifer die Erdbewohner ſchoͤn mit dem lebendigen Merkur verbindet. — Und erlauben Sie es, mein Herr, ſo werfen wir heute unſere Soupe'es zuſammen, und ich ſpeiſe mit hier vor der Breche, wo das Mondsviertel in der Suppe ſchwimmen, und die Abendroͤthe den Braten uͤber¬ golden kann.“ Walt ſagte heiter Ja. Auf Reiſen macht man Abends lieber romantiſche Bekanntſchaften als Morgens. Auch trachtete er, wie alle Juͤng¬ linge, ſtark, viele zu machen, beſonders vorneh¬ me, unter welche er den luſtigen Kauz mit ſei¬ nem gruͤnen Reiſe-Hute rechnete, dieſem Gegen¬ hut eines Biſchofs, der einen nur innen gruͤnen und außen ſchwarzen traͤgt. Da kam der _ Wirth und der Beſen, um den Bau-Abhub und Bodenſaz uͤber die Stube hinaus zu fegen; in den linken Fingern hieng ihm ein breiter in Holz eingerahmter Schie¬ fer. Er zeigte an, ſie muͤſten ihre Namen dar¬ auf ſezen, weil es hier zu Lande wie im Gothai¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/157>, abgerufen am 01.05.2024.