Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.stand es vor dem Bilde des Reiters fest, kredenzte "Wart nur!" sagte ins Haus laufend der Kaum war das Rennpferd, wie ein Geschüz, ſtand es vor dem Bilde des Reiters feſt, kredenzte „Wart nur!“ ſagte ins Haus laufend der Kaum war das Rennpferd, wie ein Geſchuͤz, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141" n="131"/> ſtand es vor dem Bilde des Reiters feſt, kredenzte<lb/> den Spiegel, und als der Notar droben mit un¬<lb/> ſaͤglicher Syſtole und Diaſtole der Fuͤße und<lb/> Buͤgel arbeitete, weil das halbe Dorf lachte,<lb/> und der Wirth ohnehin, glaubte der Harttraber<lb/> ſeinen Irrthum des Stehens einzuſehen, und trug<lb/> Walten von der Traͤnke wieder vor die Stallthuͤre<lb/> hin, ſtoͤrt' aber die Ruͤhrungen des Reiters be¬<lb/> deutend.</p><lb/> <p>„Wart nur!“ ſagte ins Haus laufend der<lb/> Vater, kam wieder und langte ihm eine Buͤch¬<lb/> ſenkugel zu: „ſez' ihm die ins Ohr, ſagt' er,<lb/> ſo will ich kavieren, er zieht aus, weil doch das<lb/> Blei die Beſtie kuͤhlen muß, glaub ich.“</p><lb/> <p>Kaum war das Rennpferd, wie ein Geſchuͤz,<lb/> mit dem Kopf gegen das Thor gerichtet, und<lb/> das Ohr mit der Schnellkugel geladen: ſo fuhr<lb/> es durchs Thor und davon; — und durch das mit<lb/> Augen beſtellte Dorf und vor des Kandidaten<lb/> Gluͤkwunſch flog der Notarius voruͤber, oben<lb/> ſizend, mit dem Giesbukel des erſten Verſuchs,<lb/> als ein gebogenes Komma. „Weg iſt er!“ ſagte<lb/> Lukas, und gieng zu den Heuſchobern hinaus.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0141]
ſtand es vor dem Bilde des Reiters feſt, kredenzte
den Spiegel, und als der Notar droben mit un¬
ſaͤglicher Syſtole und Diaſtole der Fuͤße und
Buͤgel arbeitete, weil das halbe Dorf lachte,
und der Wirth ohnehin, glaubte der Harttraber
ſeinen Irrthum des Stehens einzuſehen, und trug
Walten von der Traͤnke wieder vor die Stallthuͤre
hin, ſtoͤrt' aber die Ruͤhrungen des Reiters be¬
deutend.
„Wart nur!“ ſagte ins Haus laufend der
Vater, kam wieder und langte ihm eine Buͤch¬
ſenkugel zu: „ſez' ihm die ins Ohr, ſagt' er,
ſo will ich kavieren, er zieht aus, weil doch das
Blei die Beſtie kuͤhlen muß, glaub ich.“
Kaum war das Rennpferd, wie ein Geſchuͤz,
mit dem Kopf gegen das Thor gerichtet, und
das Ohr mit der Schnellkugel geladen: ſo fuhr
es durchs Thor und davon; — und durch das mit
Augen beſtellte Dorf und vor des Kandidaten
Gluͤkwunſch flog der Notarius voruͤber, oben
ſizend, mit dem Giesbukel des erſten Verſuchs,
als ein gebogenes Komma. „Weg iſt er!“ ſagte
Lukas, und gieng zu den Heuſchobern hinaus.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |