Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.es sollte ein froher lezter Abend werden. -- Theuere "Das dacht' ich gleich, sagte Goldine zornig, es ſollte ein froher lezter Abend werden. — Theuere „Das dacht' ich gleich, ſagte Goldine zornig, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="116"/> es ſollte ein froher lezter Abend werden. — Theuere<lb/> Eltern geben ſchwer erdarbtes Geld zum Notariate<lb/> her — der arme Kandidat giebt mir von Kindes¬<lb/> beinen an Lehrſtunden faſt in allem — Gott ſegnet<lb/> mich mit dem Himmel an Platos Herzen — —<lb/> und ich Satan fahre ſo hoͤllisch auf! O Gott,<lb/> o Gott! — Aber mein alter Glaube, Goldine,<lb/> wie trift er immer ein: nach jeder rechter inniger<lb/> Seeligkeit des Herzens folgt ein ſchweres Ungluͤk.“</p><lb/> <p>„Das dacht' ich gleich, ſagte Goldine zornig,<lb/> man ſchlage Sie ans Kreuz, ſo werden Sie eine feſt¬<lb/> genagelte Hand vom Queerbalken losarbeiten, um<lb/> damit einem Kriegsknecht ſeine zu druͤcken. —<lb/> Haben denn Sie oder die Strohkoͤpfe droben den<lb/> heutigen Weinmonat, ich moͤchte ſagen zum Wein¬<lb/> eſſigmonat, verſaͤuert?“ „Ich kenne, verſezte er,<lb/> keine andere Ungerechtigkeiten gewis und genau,<lb/> als die ich an andern veruͤbe; — die ſo andere<lb/> an mir begehen, koͤnnen mir wegen der Ungewi߬<lb/> heit der Geſinnungen nie ganz klar und entſchie¬<lb/> den ſeyn. Ach es giebt ja mehr Irthuͤmer des<lb/> Haſſes als der Liebe. Wenn nun einmal eine<lb/> Natur, welche die Antitheſe und Diſſonanz der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
es ſollte ein froher lezter Abend werden. — Theuere
Eltern geben ſchwer erdarbtes Geld zum Notariate
her — der arme Kandidat giebt mir von Kindes¬
beinen an Lehrſtunden faſt in allem — Gott ſegnet
mich mit dem Himmel an Platos Herzen — —
und ich Satan fahre ſo hoͤllisch auf! O Gott,
o Gott! — Aber mein alter Glaube, Goldine,
wie trift er immer ein: nach jeder rechter inniger
Seeligkeit des Herzens folgt ein ſchweres Ungluͤk.“
„Das dacht' ich gleich, ſagte Goldine zornig,
man ſchlage Sie ans Kreuz, ſo werden Sie eine feſt¬
genagelte Hand vom Queerbalken losarbeiten, um
damit einem Kriegsknecht ſeine zu druͤcken. —
Haben denn Sie oder die Strohkoͤpfe droben den
heutigen Weinmonat, ich moͤchte ſagen zum Wein¬
eſſigmonat, verſaͤuert?“ „Ich kenne, verſezte er,
keine andere Ungerechtigkeiten gewis und genau,
als die ich an andern veruͤbe; — die ſo andere
an mir begehen, koͤnnen mir wegen der Ungewi߬
heit der Geſinnungen nie ganz klar und entſchie¬
den ſeyn. Ach es giebt ja mehr Irthuͤmer des
Haſſes als der Liebe. Wenn nun einmal eine
Natur, welche die Antitheſe und Diſſonanz der
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