Ueber die Geschwindigkeit des Schalls sind nochbisher keine genauen Beobachtungen an- gestellt worden u. man achtete nicht genug auf die Translation der Luft. Jch bin selbst bei Experimenten gewesen, die des- halb bei Paris angestellt wurden in einer Entfernung von 9500 Toisen. Diese Beobachtungen hängen sehr vom Einfluß des Windes ab. Jn einer Temper. von + 8° R pflanzte sich der Schall 1030 Fuß in einer Secunde fort.
5. Producte welche die Luft erzeugt. Steigt Wassergas in die höhern Luftschichten so gerinnt es dort zu kleinen Bläschen. Regen. Diese feuchte Luft ist specifisch leichter als reine Luft. Diese Bläschen-Massen mit feinster Luft gefüllt, bilden sich zu Wolken, u. su- chen sich wie Aerostaten in das Gleichge- wicht mit der Luft zu bringen. Sie steigen bei Tage in die Höhe u. sinken alsdann wieder bei Nacht. Die atmosphärische Luft zwischen den Bläschen bewirketn daher, daß die Wolken steigen oder sinken. Dies ist von Frenel deutlich aus einandergesetzt. Jn den Bergen erreichen die Wolken eine Höhe von 4200 Fuß, wo sie sich alsdann anhängen. Einen Berg können wir als eine Untiefe im Luft- ozean betrachten, in welchen er einge- senkt ist mit dem Gipfel. Diese Untiefe wird ganz anders die Wärme ausstrah- len als die benachbarten Luftschichten selbst, u. sich viel mehr erkalten als diese. Daher bilden sich hier mehr Wolken, u. Berge sind häufig mit solchem Gut versehen. Es ist dies nicht Attraktion der Wolken durch die Berge, sondern Folge des aufsteigen- den warmen Luftmeers der Ebene, dieas die Wolken vertreibt. Jm flachen Lande regnet es daher seltener wie auf den Bergen.
Jn
Ueber die Geſchwindigkeit des Schalls ſind nochbisher keine genauen Beobachtungen an- geſtellt worden u. man achtete nicht genug auf die Tranſlation der Luft. Jch bin ſelbſt bei Experimenten geweſen, die des- halb bei Paris angeſtellt wurden in einer Entfernung von 9500 Toiſen. Dieſe Beobachtungen hängen ſehr vom Einfluß des Windes ab. Jn einer Temper. von + 8° R pflanzte ſich der Schall 1030 Fuß in einer Secunde fort.
5. Producte welche die Luft erzeugt. Steigt Waſſergas in die höhern Luftſchichten ſo gerinnt es dort zu kleinen Bläſchen. Regen. Dieſe feuchte Luft iſt ſpecifiſch leichter als reine Luft. Dieſe Bläſchen-Maſſen mit feinſter Luft gefüllt, bilden ſich zu Wolken, u. ſu- chen ſich wie Aeroſtaten in das Gleichge- wicht mit der Luft zu bringen. Sie ſteigen bei Tage in die Höhe u. ſinken alsdañ wieder bei Nacht. Die atmoſphäriſche Luft zwiſchen den Bläſchen bewirketn daher, daß die Wolken ſteigen oder ſinken. Dies iſt von Frenel deutlich aus einandergeſetzt. Jn den Bergen erreichen die Wolken eine Höhe von 4200 Fuß, wo ſie ſich alsdañ anhängen. Einen Berg köñen wir als eine Untiefe im Luft- ozean betrachten, in welchen er einge- ſenkt iſt mit dem Gipfel. Dieſe Untiefe wird ganz anders die Wärme ausſtrah- len als die benachbarten Luftſchichten ſelbſt, u. ſich viel mehr erkalten als dieſe. Daher bilden ſich hier mehr Wolken, u. Berge ſind häufig mit ſolchem Gut verſehen. Es iſt dies nicht Attraktion der Wolken durch die Berge, ſondern Folge des aufſteigen- den warmen Luftmeers der Ebene, dieas die Wolken vertreibt. Jm flachen Lande regnet es daher ſeltener wie auf den Bergen.
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Ueber die Geſchwindigkeit des Schalls
ſind bisher keine genauen Beobachtung an-
geſtellt worden u. man achtete nicht genug
auf die Tranſlation der Luft. Jch bin
ſelbſt bei Experimenten geweſen, die des-
halb bei Paris angeſtellt wurden in
einer Entfernung von 9500 Toiſen. Dieſe
Beobachtung hängen ſehr vom Einfluß des
Windes ab. Jn einer Temper. von + 8° R
pflanzte ſich der Schall 1030 Fuß in einer
Secunde fort.
D. 29 Maerz.
Steigt Waſſergas in die höhern Luftſchichten
ſo gerinnt es dort zu kleinen Bläſchen.
Dieſe feuchte Luft iſt ſpecifiſch leichter als reine
Luft. Dieſe Bläſchen-Maſſen mit feinſter
Luft gefüllt, bilden ſich zu Wolken, u. ſu-
chen ſich wie Aeroſtaten in das Gleichge-
wicht mit der Luft zu bringen. Sie ſteigen
bei Tage in die Höhe u. ſinken alsdañ wieder
bei Nacht. Die atmoſphäriſche Luft zwiſchen
den Bläſchen bewirken daher, daß die Wolken
ſteigen oder ſinken. Dies iſt von Frenel
deutlich aus einandergeſetzt. Jn den Bergen
erreichen die Wolken eine Höhe von 4200
Fuß, wo ſie ſich alsdañ anhängen. Einen
Berg köñen wir als eine Untiefe im Luft-
ozean betrachten, in welchen er einge-
ſenkt iſt mit dem Gipfel. Dieſe Untiefe
wird ganz anders die Wärme ausſtrah-
len als die benachbarten Luftſchichten ſelbſt,
u. ſich viel mehr erkalten als dieſe.
Daher bilden ſich hier mehr Wolken, u. Berge
ſind häufig mit ſolchem Gut verſehen. Es
iſt dies nicht Attraktion der Wolken durch
die Berge, ſondern Folge des aufſteigen-
den warmen Luftmeers der Ebene, das
die Wolken vertreibt. Jm flachen Lande
regnet es daher ſeltener wie auf den Bergen.
5. Producte welche die Luft
erzeugt.
Regen.
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 281.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/298>, abgerufen am 16.07.2024.
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