Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662.FORTIFICATION 51. Wenn man gleich die besten Soldaten und nicht zugleich verständige und erfahrne Officirer, dabey hat/ die sie recht anzuführen wissen/ so ists umsonst und verlohren. 52. Einer belägerten Festung sol man bey Zeiten Succurs zuschicken/ vornemlich aber wenn man vernimt/ daß der jenige dem man das beste in der Festung zu- trauet/ etwa kranck oder gar mit todt abgangen sey. 53. Vermessenheit gehet im Krige selten wohl ab/ wenn es aber zur Extremi- tät kommet/ mag Kühnheit offt allen Rath vorgehen. 54. Wenn man gar zu begierig auff das Beuthe machen und Plündern ist/ wird der Sieg offtmals gantz dadurch verlohren. 55. Man sol sich auff einmahl nicht zu viel Feinde machen/ sondern lieber auff alle Mittel bedacht seyn/ wie man sich mit etlichen in der Güte vergleichen möge. 56. Ein Kriegsheer sol allezeit so wohl von seines Feindes als von seiner eige- nen Stärcke und Vermögen die beste Wissenschafft haben. 57. Wer sein Kriegen also anstellet/ daß er es verlieren wil/ dem mangelt nim- mermehr Gelegenheit etwas zugewinnen. 58. Wenn ein Feind gar zu sehr tobet/ ist es nicht übel gethan/ so man ihn auff eine Zeitlang in etwas ausweichet und zusiehet/ biß man ihm einen Vortheil ab- jaget. 59. Wenn der Feld-Herr gefangen wird/ oder beginnet zaghafft zu werden und zu weichen/ benimt solches der Armee den Muth und bringet sie leichtlich in Gefahr. 60. Der
FORTIFICATION 51. Wenn man gleich die beſten Soldaten und nicht zugleich verſtaͤndige und erfahrne Officirer, dabey hat/ die ſie recht anzufuͤhren wiſſen/ ſo iſts umſonſt und verlohren. 52. Einer belaͤgerten Feſtung ſol man bey Zeiten Succurs zuſchicken/ vornemlich aber wenn man vernimt/ daß der jenige dem man das beſte in der Feſtung zu- trauet/ etwa kranck oder gar mit todt abgangen ſey. 53. Vermeſſenheit gehet im Krige ſelten wohl ab/ wenn es aber zur Extremi- taͤt kommet/ mag Kuͤhnheit offt allen Rath vorgehen. 54. Weñ man gar zu begierig auff das Beuthe machen und Pluͤndern iſt/ wird der Sieg offtmals gantz dadurch verlohren. 55. Man ſol ſich auff einmahl nicht zu viel Feinde machen/ ſondern lieber auff alle Mittel bedacht ſeyn/ wie man ſich mit etlichen in der Guͤte vergleichen moͤge. 56. Ein Kriegsheer ſol allezeit ſo wohl von ſeines Feindes als von ſeiner eige- nen Staͤrcke und Vermoͤgen die beſte Wiſſenſchafft haben. 57. Wer ſein Kriegen alſo anſtellet/ daß er es verlieren wil/ dem mangelt nim- mermehr Gelegenheit etwas zugewinnen. 58. Wenn ein Feind gar zu ſehr tobet/ iſt es nicht uͤbel gethan/ ſo man ihn auff eine Zeitlang in etwas ausweichet und zuſiehet/ biß man ihm einen Vortheil ab- jaget. 59. Wenn der Feld-Herr gefangen wird/ oder beginnet zaghafft zu werden und zu weichen/ benimt ſolches der Armee den Muth und bringet ſie leichtlich in Gefahr. 60. Der
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FORTIFICATION
51. Wenn man gleich die beſten Soldaten und nicht zugleich verſtaͤndige und
erfahrne Officirer, dabey hat/ die ſie recht anzufuͤhren wiſſen/ ſo iſts umſonſt und
verlohren.
52. Einer belaͤgerten Feſtung ſol man bey Zeiten Succurs zuſchicken/ vornemlich
aber wenn man vernimt/ daß der jenige dem man das beſte in der Feſtung zu-
trauet/ etwa kranck oder gar mit todt abgangen ſey.
53. Vermeſſenheit gehet im Krige ſelten wohl ab/ wenn es aber zur Extremi-
taͤt kommet/ mag Kuͤhnheit offt allen Rath vorgehen.
54. Weñ man gar zu begierig auff das Beuthe machen und Pluͤndern iſt/
wird der Sieg offtmals gantz dadurch verlohren.
55. Man ſol ſich auff einmahl nicht zu viel Feinde machen/ ſondern lieber auff
alle Mittel bedacht ſeyn/ wie man ſich mit etlichen in der Guͤte vergleichen moͤge.
56. Ein Kriegsheer ſol allezeit ſo wohl von ſeines Feindes als von ſeiner eige-
nen Staͤrcke und Vermoͤgen die beſte Wiſſenſchafft haben.
57. Wer ſein Kriegen alſo anſtellet/ daß er es verlieren wil/ dem mangelt nim-
mermehr Gelegenheit etwas zugewinnen.
58. Wenn ein Feind gar zu ſehr tobet/ iſt es nicht uͤbel gethan/ ſo man ihn auff
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jaget.
59. Wenn der Feld-Herr gefangen wird/ oder beginnet zaghafft zu werden
und zu weichen/ benimt ſolches der Armee den Muth und bringet ſie leichtlich
in Gefahr.
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