schlichten Haaren. Dies sind die Amerikaner, wo die Haare beständig benezt zu sein scheinen, so glatt hängen sie herab. 2, mit lokkigen Haaren, dies ist die kaukasische Race. 3, mit krausen, wolligen Haaren, die Neger: allein in allen 3 Stämmen giebt es Ausnahmen.
Nach der Kamperschen Faziallinie glaubte man am besten die Menschenähnlichkeit der Affen, und die Affenähnlichkeit der Men- schen zurükweisen zu können. Wenn man von den obern Schneide- zähnen eine Linie nach der Stirn, eine andre nach dem Ohre zieht, so giebt die Grösse des Winkels das Maas für die höhere oder nuiedere Stufe der Menschenklasse. Man hat kürzlich einige Köpfe von Neuseeländern erhalten, deren Gesichtswinkel nur 68-65° betrug: dies können aber Ausnahmen sein, von denen man nicht auf das ganze Volk schliessen darf.
Nach den Sprachen glaubten schon die Alten die Völker klassifi- ziren zu müssen. Aus dem Herodot ist die Geschichte des Psamme- tich bekant, der das Experiment mit den neugebornen Kindern machte: dar Wort bekos ist aber nicht phrygisch, sondern semitisch. Ich beziehe mich auf die Untersuchungen meines Bruders über den Zusammenhang aller Sprachen auf der Erde in einem noch unge- drukten Werke.Vgl. Humboldt, Wilhelm von: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java: nebst einer Einleitung über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts. 3 Bde. Berlin 1836-1839. Online verfügbar: Band 1, Harvard University, abgerufen am 08.01.2015, Band 2, Harvard University, abgerufen am 08.01.2015, Band 3, Harvard University, abgerufen am 08.01.2015. - - - - - - - -
schlichten Haaren. Dies sind die Amerikaner, wo die Haare beständig benezt zu sein scheinen, so glatt hängen sie herab. 2, mit lokkigen Haaren, dies ist die kaukasische Race. 3, mit krausen, wolligen Haaren, die Neger: allein in allen 3 Stämmen giebt es Ausnahmen.
Nach der Kamperschen Faziallinie glaubte man am besten die Menschenähnlichkeit der Affen, und die Affenähnlichkeit der Men- schen zurükweisen zu können. Wenn man von den obern Schneide- zähnen eine Linie nach der Stirn, eine andre nach dem Ohre zieht, so giebt die Grösse des Winkels das Maas für die höhere oder nuiedere Stufe der Menschenklasse. Man hat kürzlich einige Köpfe von Neuseeländern erhalten, deren Gesichtswinkel nur 68–65° betrug: dies können aber Ausnahmen sein, von denen man nicht auf das ganze Volk schliessen darf.
Nach den Sprachen glaubten schon die Alten die Völker klassifi- ziren zu müssen. Aus dem Herodot ist die Geschichte des Psamme- tich bekant, der das Experiment mit den neugebornen Kindern machte: dar Wort βέκος ist aber nicht phrygisch, sondern semitisch. Ich beziehe mich auf die Untersuchungen meines Bruders über den Zusammenhang aller Sprachen auf der Erde in einem noch unge- drukten Werke.Vgl. Humboldt, Wilhelm von: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java: nebst einer Einleitung über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts. 3 Bde. Berlin 1836–1839. Online verfügbar: Band 1, Harvard University, abgerufen am 08.01.2015, Band 2, Harvard University, abgerufen am 08.01.2015, Band 3, Harvard University, abgerufen am 08.01.2015. – – – – – – – –
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Haaren, die Neger: allein in allen 3 Stämmen giebt es Ausnahmen.
Nach der Kamperschen Faziallinie glaubte man am besten die
Menschenähnlichkeit der Affen, und die Affenähnlichkeit der Men-
schen zurükweisen zu können. Wenn man von den obern Schneide-
zähnen eine Linie nach der Stirn, eine andre nach dem Ohre zieht,
so giebt die Grösse des Winkels das Maas für die höhere oder
niedere Stufe der Menschenklasse. Man hat kürzlich einige Köpfe
von Neuseeländern erhalten, deren Gesichtswinkel nur 68–65°
betrug: dies können aber Ausnahmen sein, von denen man nicht
auf das ganze Volk schliessen darf.
Nach den Sprachen glaubten schon die Alten die Völker klassifi-
ziren zu müssen. Aus dem Herodot ist die Geschichte des Psamme-
tich bekant, der das Experiment mit den neugebornen Kindern
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 386v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/776>, abgerufen am 24.11.2024.
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