Beobachtungen. Sie haben die indischen Zahlen in Europa einge- führt, welche wahrscheinlich im 13tenJahrhundert über Persien nach Ara- bien eingewandert, von daher den Namen arabische bekommen haben. Wie wichtig die Erfindung war, durch diese 9 Zeichen und den Werth der Posizion alle möglichen Gruppen von Zalen ausdrükken zu können, wennird am besten klar, wenn man sich vorstelt, welche unendliche Beschwerde es hat, mit römischen Zalen nur die geringste Rechnung auszuführen.
Die Araber hatten eine richtige Kentnis der Refrakzion oder Stralenbrechung: sie besassen aber auch mehrere höchst wichtige jezt verlorne, griechische Schriftsteller: so hatten sie z. B. das Werk des Timochares, aus dem Hipparch die Kentnis von der Vorrük- kung der Nachtgleichen schöpfte. Sie hatten eine arabische Ü- bersezung von Ptolemäus Werk über die Refrakzion: ich habe den einzigen uns übrig-gebliebenen Kodex genau untersucht, und Herr Delambre hat sehr wichtige Auszüge daraus gegeben. Unter den Khalifen gab es nicht nur viele Übersezer, sondern einen eignen Übersezer-ausschus, dieer die meisten griechischen Schrift- steller (leider erst aus dem syrischen) in das arabische übertrug. Da ihr Geist durchaus auf das Praktische gerichtet war, so hatten sie allerdings, besonders im 11tenJahrhundert grosse beobachtende Astro-
Beobachtungen. Sie haben die indischen Zahlen in Europa einge- führt, welche wahrscheinlich im 13tenJahrhundert über Persien nach Ara- bien eingewandert, von daher den Namen arabische bekommen haben. Wie wichtig die Erfindung war, durch diese 9 Zeichen und den Werth der Posizion alle möglichen Gruppen von Zalen ausdrükken zu können, wennird am besten klar, wenn man sich vorstelt, welche unendliche Beschwerde es hat, mit römischen Zalen nur die geringste Rechnung auszuführen.
Die Araber hatten eine richtige Kentnis der Refrakzion oder Stralenbrechung: sie besassen aber auch mehrere höchst wichtige jezt verlorne, griechische Schriftsteller: so hatten ⎡sie z. B. das Werk des Timochares, aus dem Hipparch die Kentnis von der Vorrük- kung der Nachtgleichen schöpfte. Sie hatten eine arabische Ü- bersezung von Ptolemäus Werk über die Refrakzion: ich habe den einzigen uns übrig-gebliebenen Kodex genau untersucht, und Herr Delambre hat sehr wichtige Auszüge daraus gegeben. Unter den Khalifen gab es nicht nur viele Übersezer, sondern einen eignen Übersezer-ausschus, dieer die meisten griechischen Schrift- steller (leider erst aus dem syrischen) in das arabische übertrug. Da ihr Geist durchaus auf das Praktische gerichtet war, so hatten sie allerdings, besonders im 11tenJahrhundert grosse beobachtende Astro-
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="7"><p><pbfacs="#f0077"n="37r"/>
Beobachtungen. Sie haben die <hirendition="#u">indischen</hi> Zahlen in Europa einge-<lb/>
führt, welche wahrscheinlich im 13<choice><abbr><hirendition="#sup #u"></hi></abbr><expanresp="#CT"><hirendition="#sup #u">ten</hi></expan></choice><choice><abbr>Jahrh.</abbr><expan>Jahrhundert</expan></choice> über Persien nach Ara-<lb/>
bien eingewandert, von daher den Namen <hirendition="#u">arabische</hi> bekommen haben.<lb/>
Wie wichtig die Erfindung war, durch diese 9 Zeichen und den Werth<lb/>
der Posizion alle möglichen Gruppen von Zalen ausdrükken zu<lb/>
können, w<subst><delrendition="#ow">enn</del><addplace="across">ird</add></subst> am besten klar, wenn man sich vorstelt, welche<lb/>
unendliche Beschwerde es hat, mit römischen Zalen nur die<lb/>
geringste Rechnung auszuführen.</p><lb/><p>Die Araber hatten eine richtige Kentnis der Refrakzion oder<lb/>
Stralenbrechung: sie besassen aber auch mehrere höchst wichtige<lb/>
jezt verlorne, griechische Schriftsteller: so hatten <addplace="superlinear"><metamark/>sie </add>z. B. das Werk<lb/>
des <persNameresp="#CT"ref="https://www.wikidata.org/wiki/Q550477">Timochares</persName>, aus dem <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100499651 http://d-nb.info/gnd/100499651">Hipparch</persName> die Kentnis von der Vorrük-<lb/>
kung der Nachtgleichen schöpfte. Sie hatten eine arabische Ü-<lb/>
bersezung von <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118641786 http://d-nb.info/gnd/118641786">Ptolemäus</persName> Werk über die Refrakzion: ich habe den<lb/>
einzigen uns übrig-gebliebenen Kodex genau untersucht, und <choice><abbr>Hr.</abbr><expanresp="#CT">Herr</expan></choice><lb/><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118878913 http://d-nb.info/gnd/118878913">Delambre</persName> hat sehr wichtige Auszüge daraus gegeben. Unter<lb/>
den Khalifen gab es nicht nur viele Übersezer, sondern einen<lb/>
eignen Übersezer-ausschus, d<subst><delrendition="#ow">ie</del><addplace="across">er</add></subst> die meisten griechischen Schrift-<lb/>
steller (leider erst aus dem syrischen) in das arabische übertrug.<lb/>
Da ihr Geist durchaus auf das Praktische gerichtet war, so hatten<lb/>
sie allerdings, besonders im 11<choice><abbr><hirendition="#sup #uu"></hi></abbr><expanresp="#CT"><hirendition="#sup #uu">ten</hi></expan></choice><choice><abbr>Jahrh.</abbr><expan>Jahrhundert</expan></choice> grosse beobachtende Astro-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[37r/0077]
Beobachtungen. Sie haben die indischen Zahlen in Europa einge-
führt, welche wahrscheinlich im 13 Jahrh. über Persien nach Ara-
bien eingewandert, von daher den Namen arabische bekommen haben.
Wie wichtig die Erfindung war, durch diese 9 Zeichen und den Werth
der Posizion alle möglichen Gruppen von Zalen ausdrükken zu
können, wird am besten klar, wenn man sich vorstelt, welche
unendliche Beschwerde es hat, mit römischen Zalen nur die
geringste Rechnung auszuführen.
Die Araber hatten eine richtige Kentnis der Refrakzion oder
Stralenbrechung: sie besassen aber auch mehrere höchst wichtige
jezt verlorne, griechische Schriftsteller: so hatten sie z. B. das Werk
des Timochares, aus dem Hipparch die Kentnis von der Vorrük-
kung der Nachtgleichen schöpfte. Sie hatten eine arabische Ü-
bersezung von Ptolemäus Werk über die Refrakzion: ich habe den
einzigen uns übrig-gebliebenen Kodex genau untersucht, und Hr.
Delambre hat sehr wichtige Auszüge daraus gegeben. Unter
den Khalifen gab es nicht nur viele Übersezer, sondern einen
eignen Übersezer-ausschus, der die meisten griechischen Schrift-
steller (leider erst aus dem syrischen) in das arabische übertrug.
Da ihr Geist durchaus auf das Praktische gerichtet war, so hatten
sie allerdings, besonders im 11 Jahrh. grosse beobachtende Astro-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 37r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/77>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.