Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

sehr trügliches Kenzeichen. Auch das verdienstvolle Werk: der Mithri-
dat von Adelung und Vater vermengt diese beiden Untersuchungen wel-
che ganz getrent bleiben solten. In neuen Zeiten haben die Forschungen
über die Völker amzwischen dem Aral-See und der chinesischen Mauer
von Abel Remusat und 2 Werke von J. Klaproth: Asia polyglotta
und Tableaux de l'Asie pp. viel Licht verbreitet. Für das Sprachstudium
haben Bopp, Schlegel und mein Bruder sehr viel gethan. Über Meder
und Assyrer hat Herr St Martin, der mit Grotefend die Keilschriften
entzifferte, viel Verdienst: einzelne Fragmente seiner Forschungen
finden sich in Balbi's Sprachkatalog.

Die Griechen unterschieden von den Menschen nur Eingeborne und Ein-
gewanderte. Herodot kent in Afrika nur 4 Stämme: 2 Eingeborne: die
LybyerLibyer im Norden, und die Aethiopen im Süden, und 2 fremde: die
Phönizier und die Hellenen: In Afrika haben aber 3 oder 4 mal Ein-
wanderungen von weissen Racen Statt gefunden. 1, aus Persien und
Medien, ein Stamm der nachher mit den Numidern und Garamanten
zusammenschmolz. 2, die Hyksos, ein arabischer Stamm; blond und gelb-
lich-weis, im Gegensaz zu den brauneren Aegyptern: dass sie aus
Arabien und nicht etwa den Nil herunterkamen, zeigt schon der Name
Hirtenkönige, der nur auf die Araber als Nomaden past. 3, die ei-

sehr trügliches Kenzeichen. Auch das verdienstvolle Werk: der Mithri-
dat von Adelung und Vater vermengt diese beiden Untersuchungen wel-
che ganz getrent bleiben solten. In neuen Zeiten haben die Forschungen
über die Völker amzwischen dem Aral-See und der chinesischen Mauer
von Abel Rémusat und 2 Werke von J. Klaproth: Asia polyglotta
und Tableaux de l’Asie pp. viel Licht verbreitet. Für das Sprachstudium
haben Bopp, Schlegel und mein Bruder sehr viel gethan. Über Meder
und Assyrer hat Herr St Martin, der mit Grotefend die Keilschriften
entzifferte, viel Verdienst: einzelne Fragmente seiner Forschungen
finden sich in Balbi’s Sprachkatalog.

Die Griechen unterschieden von den Menschen nur Eingeborne und Ein-
gewanderte. Herodot kent in Afrika nur 4 Stämme: 2 Eingeborne: die
LybyerLibyer im Norden, und die Aethiopen im Süden, und 2 fremde: die
Phönizier und die Hellenen: In Afrika haben aber 3 oder 4 mal Ein-
wanderungen von weissen Racen Statt gefunden. 1, aus Persien und
Medien, ein Stamm der nachher mit den Numidern und Garamanten
zusammenschmolz. 2, die Hyksos, ein arabischer Stamm; blond und gelb-
lich-weis, im Gegensaz zu den brauneren Aegyptern: dass sie aus
Arabien und nicht etwa den Nil herunterkamen, zeigt schon der Name
Hirtenkönige, der nur auf die Araber als Nomaden past. 3, die ei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="60">
          <p><pb facs="#f0767" n="382r"/>
sehr trügliches Kenzeichen. Auch das verdienstvolle Werk: der Mithri-<lb/>
dat von <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118500651 http://d-nb.info/gnd/118500651">Adelung</persName> und <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118767372 http://d-nb.info/gnd/118767372">Vater</persName> vermengt diese beiden Untersuchungen wel-<lb/>
che ganz getrent bleiben solten. In neuen Zeiten haben die Forschungen<lb/>
über die Völker <subst><del rendition="#s">am</del><add place="intralinear">zwischen dem</add></subst> Aral-See und der chinesischen Mauer<lb/>
von <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100318371 http://d-nb.info/gnd/100318371">Abel Rémusat</persName> und 2 Werke von <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-10082451X http://d-nb.info/gnd/10082451X">J. Klaproth</persName>: Asia polyglotta<lb/>
und Tableaux de l&#x2019;Asie <choice><orig>p</orig><reg resp="#CT">pp.</reg></choice> viel Licht verbreitet. Für das Sprachstudium<lb/>
haben <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118659332 http://d-nb.info/gnd/118659332">Bopp</persName>, <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118607987 http://d-nb.info/gnd/118607987">Schlegel</persName> und <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118554727 http://d-nb.info/gnd/118554727">mein Bruder</persName> sehr viel gethan. Über Meder<lb/>
und Assyrer hat <choice><abbr>H&#xFFFC;.</abbr><expan resp="#CT">Herr</expan></choice> <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116760648 http://d-nb.info/gnd/116760648">S<hi rendition="#sup #u">t</hi> Martin</persName>, der mit <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118718991 http://d-nb.info/gnd/118718991">Grotefend</persName> die Keilschriften<lb/>
entzifferte, viel Verdienst: einzelne Fragmente seiner Forschungen<lb/>
finden sich in <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116041625 http://d-nb.info/gnd/116041625">Balbi</persName>&#x2019;s Sprachkatalog.</p><lb/>
          <p>Die Griechen unterschieden von den Menschen nur Eingeborne und Ein-<lb/>
gewanderte. <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118549855 http://d-nb.info/gnd/118549855">Herodot</persName> kent in Afrika nur 4 Stämme: 2 Eingeborne: die<lb/><subst><del rendition="#s">Lybyer</del><add place="superlinear">Libyer</add></subst> im Norden, und die Aethiopen im Süden, und 2 fremde: die<lb/>
Phönizier und die Hellenen: In Afrika haben aber 3 oder 4 mal Ein-<lb/>
wanderungen von weissen Racen Statt gefunden. 1, aus Persien und<lb/>
Medien, ein Stamm der nachher mit den Numidern und Garamanten<lb/>
zusammenschmolz. 2, <add place="superlinear"><metamark/>die </add>Hyksos, ein arabischer Stamm; blond und gelb-<lb/>
lich-weis, im Gegensaz zu den brauneren Aegyptern: dass sie aus<lb/>
Arabien und nicht etwa den Nil herunterkamen, zeigt schon der Name<lb/>
Hirtenkönige, der nur auf die Araber als Nomaden past. 3, die ei-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382r/0767] sehr trügliches Kenzeichen. Auch das verdienstvolle Werk: der Mithri- dat von Adelung und Vater vermengt diese beiden Untersuchungen wel- che ganz getrent bleiben solten. In neuen Zeiten haben die Forschungen über die Völker zwischen dem Aral-See und der chinesischen Mauer von Abel Rémusat und 2 Werke von J. Klaproth: Asia polyglotta und Tableaux de l’Asie p viel Licht verbreitet. Für das Sprachstudium haben Bopp, Schlegel und mein Bruder sehr viel gethan. Über Meder und Assyrer hat H. St Martin, der mit Grotefend die Keilschriften entzifferte, viel Verdienst: einzelne Fragmente seiner Forschungen finden sich in Balbi’s Sprachkatalog. Die Griechen unterschieden von den Menschen nur Eingeborne und Ein- gewanderte. Herodot kent in Afrika nur 4 Stämme: 2 Eingeborne: die Libyer im Norden, und die Aethiopen im Süden, und 2 fremde: die Phönizier und die Hellenen: In Afrika haben aber 3 oder 4 mal Ein- wanderungen von weissen Racen Statt gefunden. 1, aus Persien und Medien, ein Stamm der nachher mit den Numidern und Garamanten zusammenschmolz. 2, die Hyksos, ein arabischer Stamm; blond und gelb- lich-weis, im Gegensaz zu den brauneren Aegyptern: dass sie aus Arabien und nicht etwa den Nil herunterkamen, zeigt schon der Name Hirtenkönige, der nur auf die Araber als Nomaden past. 3, die ei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/767
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 382r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/767>, abgerufen am 23.11.2024.