Wir bemerken, dass im Flüssigen und im unorganischen Erdkörper die Masse vorherscht, und wenn wir auch annehmen, dass alle Ge- birgsarten aus zerriebenen Krystallen bestehn: so ist doch auch im Krystall die Präponderanz der Masse nicht zu verkennen; - anders in den organischen Stoffen, hier ist die Masse von der Form besiegt; - wenn im Ozean und in der Luft, wo unablässige wilde Bewegung herscht, die Ordnung nur als Ausnahme erscheint: so ist im Pflanzenreiche das Gesez als Regel zu betrachten: wir können es verfolgen vom ersten Entfalten des Keims, das an eine bestimte Zeitepoche gebunden ist, bis zum Blühen und Verwelken der Pflanzen, und die alte Weltordnung der Vergangenheit bürgt uns für die Gesezmässigkeit der Zukunft, bürgt uns, dass nach 1000 Jahren die Keime sich eben so entfalten werden, wie jezt. Aber auch in der Betrachtung dieser Einheit werden der Geognost, der die Lagerung und Bildung der Gesteine nachzuweisen sucht, und der Physiker, der den Zusammenhang der Naturkräfte mit dem organischen Leben darzu[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]legen strebt, von dem Eindruk des gewaltsam-Wechselnden mächtig ergriffen.
Die Weltbeschreibung hat es nicht mit der Anatomie und Phy-
unbelebten Kerne.
Wir bemerken, dass im Flüssigen und im unorganischen Erdkörper die Masse vorherscht, und wenn wir auch annehmen, dass alle Ge- birgsarten aus zerriebenen Krystallen bestehn: so ist doch auch im Krystall die Präponderanz der Masse nicht zu verkennen; – anders in den organischen Stoffen, hier ist die Masse von der Form besiegt; – wenn im Ozean und in der Luft, wo unablässige wilde Bewegung herscht, die Ordnung nur als Ausnahme erscheint: so ist im Pflanzenreiche das Gesez als Regel zu betrachten: wir können es verfolgen vom ersten Entfalten des Keims, das an eine bestimte Zeitepoche gebunden ist, bis zum Blühen und Verwelken der Pflanzen, und die alte Weltordnung der Vergangenheit bürgt uns für die Gesezmässigkeit der Zukunft, bürgt uns, dass nach 1000 Jahren die Keime sich eben so entfalten werden, wie jezt. Aber auch in der Betrachtung dieser Einheit werden der Geognost, der die Lagerung und Bildung der Gesteine nachzuweisen sucht, und der Physiker, der den Zusammenhang der Naturkräfte mit dem organischen Leben darzu[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]legen strebt, von dem Eindruk des gewaltsam-Wechselnden mächtig ergriffen.
Die Weltbeschreibung hat es nicht mit der Anatomie und Phy-
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[337v/0678]
unbelebten Kerne.
Wir bemerken, dass im Flüssigen und im unorganischen Erdkörper
die Masse vorherscht, und wenn wir auch annehmen, dass alle Ge-
birgsarten aus zerriebenen Krystallen bestehn: so ist doch auch
im Krystall die Präponderanz der Masse nicht zu verkennen; –
anders in den organischen Stoffen, hier ist die Masse von der Form
besiegt; – wenn im Ozean und in der Luft, wo unablässige wilde
Bewegung herscht, die Ordnung nur als Ausnahme erscheint:
so ist im Pflanzenreiche das Gesez als Regel zu betrachten: wir
können es verfolgen vom ersten Entfalten des Keims, das an eine
bestimte Zeitepoche gebunden ist, bis zum Blühen und Verwelken
der Pflanzen, und die alte Weltordnung der Vergangenheit bürgt
uns für die Gesezmässigkeit der Zukunft, bürgt uns, dass nach
1000 Jahren die Keime sich eben so entfalten werden, wie jezt.
Aber auch in der Betrachtung dieser Einheit werden der Geognost,
der die Lagerung und Bildung der Gesteine nachzuweisen sucht,
und der Physiker, der den Zusammenhang der Naturkräfte mit
dem organischen Leben darzulegen strebt, von dem Eindruk
des gewaltsam-Wechselnden mächtig ergriffen.
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 337v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/678>, abgerufen am 22.11.2024.
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