war zwischen 12 und 1 Uhr Mittags eine Feuerkugel über die Stadt hin- gefahren, von solcher Helligkeit, dass das Innere aller Häuser zum Schrekken vieler Personen davon erleuchtet wurde. Man kann sich leicht denken, welch eine Intensität von Licht dazu gehört, um das Sonnen- licht unter den Tropen am Mittage zu überstralen.) Man hat die Höhe dieses schwarzen Rauches und Dampfes messen können, wobei freilich der Fehler die Hälfte des Ganzen betragen kann, und ihn in 10, 12 bis 15 deutschen Meilen Höhe gefunden.
Die Richtung ist kein Herabfallen: sondern sie geht horizon- tal fort, wie ein Projektil, und nähert sich nur almählig der Erde. Die Geschwindigkeit ist ganz der der Weltkörper gleich. Man hat sie mit grosser Gewisheit 1771 und 1798 messen können, bei Feuerkugeln, die über Dublin, Paris und Deutschland fort- zogen: sie beträgt 5-6 Meilen in einer Sekunde (während eine Kanonenkugel nur 1500 Fus in der ersten Sek. zurüklegt). Schon hieraus geht hervor, dass schwerlich die Wurfkraft eines Vulkans sie zu uns senden kann. Ablenkungen von der Richtung sind sehr selten, kommen aber vor, ja sogar Ricochets, welches sich bei der grossen Geschwindigkeit dieser Körper recht gut aus dem Widerstande der Luft erklären läst. Man hört beim Fallen
84.
war zwischen 12 und 1 Uhr Mittags eine Feuerkugel über die Stadt hin- gefahren, von solcher Helligkeit, dass das Innere aller Häuser zum Schrekken vieler Personen davon erleuchtet wurde. Man kann sich leicht denken, welch eine Intensität von Licht dazu gehört, um das Sonnen- licht unter den Tropen am Mittage zu überstralen.) Man hat die Höhe dieses schwarzen Rauches und Dampfes messen können, wobei freilich der Fehler die Hälfte des Ganzen betragen kann, und ihn in 10, 12 bis 15 deutschen Meilen Höhe gefunden.
Die Richtung ist kein Herabfallen: sondern sie geht horizon- tal fort, wie ein Projektil, und nähert sich nur almählig der Erde. Die Geschwindigkeit ist ganz der der Weltkörper gleich. Man hat sie mit grosser Gewisheit 1771 und 1798 messen können, bei Feuerkugeln, die über Dublin, Paris und Deutschland fort- zogen: sie beträgt 5–6 Meilen in einer Sekunde (während eine Kanonenkugel nur 1500 Fus in der ersten Sek. zurüklegt). Schon hieraus geht hervor, dass schwerlich die Wurfkraft eines Vulkans sie zu uns senden kann. Ablenkungen von der Richtung sind sehr selten, kommen aber vor, ja sogar Ricochets, welches sich bei der grossen Geschwindigkeit dieser Körper recht gut aus dem Widerstande der Luft erklären läst. Man hört beim Fallen
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[335r/0673]
84.
war zwischen 12 u 1 Uhr Mittags eine Feuerkugel über die Stadt hin-
gefahren, von solcher Helligkeit, dass das Innere aller Häuser zum
Schrekken vieler Personen davon erleuchtet wurde. Man kann sich leicht
denken, welch eine Intensität von Licht dazu gehört, um das Sonnen-
licht unter den Tropen am Mittage zu überstralen.) Man hat die
Höhe dieses schwarzen Rauches und Dampfes messen können, wobei
freilich der Fehler die Hälfte des Ganzen betragen kann, und ihn in
10, 12 bis 15 deutschen Meilen Höhe gefunden.
Die Richtung ist kein Herabfallen: sondern sie geht horizon-
tal fort, wie ein Projektil, und nähert sich nur almählig der
Erde. Die Geschwindigkeit ist ganz der der Weltkörper gleich.
Man hat sie mit grosser Gewisheit 1771 u 1798 messen können,
bei Feuerkugeln, die über Dublin, Paris und Deutschland fort-
zogen: sie beträgt 5–6 Meilen in einer Sekunde (während eine
Kanonenkugel nur 1500 Fus in der ersten Sek. zurüklegt). Schon
hieraus geht hervor, dass schwerlich die Wurfkraft eines Vulkans
sie zu uns senden kann. Ablenkungen von der Richtung
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 335r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/673>, abgerufen am 22.11.2024.
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