Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Dieser Breite entspricht in den vereinigten Staaten ungefähr
Baltimore, aber weit entfernt, dass dort Oelbäume fortkommen
solten, findet man sie kaum in Süd-Georgien. Eben so verhält
es sich gegen Asien hin: um in Amerika ein Klima zu finden,
was dem von Paris gleich sei, müste man bis in die Breite
von Neapel heruntergehn; in Asien auch bis 40° Nordbreite wo Peking
ungefähr dasselbe Klima wie Paris hat. Verbindet man diese
3 Punkte, so entsteht eine isotherme Linie, die sich nach Osten und
Westen hin gegen den Aequator senkt. Berlin, Kamtschatka, der
Peter-Paulshafen und Labrador haben dieselbe Breite, und
doch ist in Berlin die mittlere Sommertemperatur +7° R., die des
Winters 1/2° R.; in Labrador für den Sommer 2° R., für den
Winter 12° R.

Hieraus kann man sich schon einen Begrif machen, wie
man isotherme Linien zieht. So wie Halley zuerst darauf kam,
alle Punkte der Erde, die eine gleiche Abweichung der Ma-
gnetnadel haben, durch Linien zu verbinden, so hat man in
neuer Zeit alle Punkte verbunden, die eine gleiche mittlere Temperatur
haben. Es war aber hiebei nöthig, auf eine Idee zu verfallen,

Dieser Breite entspricht in den vereinigten Staaten ungefähr
Baltimore, aber weit entfernt, dass dort Oelbäume fortkom̃en
solten, findet man sie kaum in Süd-Georgien. Eben so verhält
es sich gegen Asien hin: um in Amerika ein Klima zu finden,
was dem von Paris gleich sei, müste man bis in die Breite
von Neapel heruntergehn; in Asien auch bis 40° Nordbreite wo Peking
ungefähr dasselbe Klima wie Paris hat. Verbindet man diese
3 Punkte, so entsteht eine isotherme Linie, die sich nach Osten und
Westen hin gegen den Aequator senkt. Berlin, Kamtschatka, der
Peter-Paulshafen und Labrador haben dieselbe Breite, und
doch ist in Berlin die mittlere Sommertemperatur +7° R., die des
Winters −½° R.; in Labrador für den Sommer −2° R., für den
Winter −12° R.

Hieraus kann man sich schon einen Begrif machen, wie
man isotherme Linien zieht. So wie Halley zuerst darauf kam,
alle Punkte der Erde, die eine gleiche Abweichung der Ma-
gnetnadel haben, durch Linien zu verbinden, so hat man in
neuer Zeit alle Punkte verbunden, die eine gleiche mittlere Temperatur
haben. Es war aber hiebei nöthig, auf eine Idee zu verfallen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="48">
          <p><pb facs="#f0605" n="301r"/>
Dieser Breite entspricht in den vereinigten Staaten ungefähr<lb/>
Baltimore, aber weit entfernt, dass dort Oelbäume fortkom&#x0303;en<lb/>
solten, findet man sie kaum in Süd-Georgien. Eben so verhält<lb/>
es sich gegen Asien hin: um in Amerika ein Klima zu finden,<lb/>
was dem von Paris gleich sei, müste man bis in die Breite<lb/>
von Neapel heruntergehn; in Asien auch bis 40° <choice><abbr>Ndbr.</abbr><expan resp="#CT">Nordbreite</expan></choice> wo Peking<lb/>
ungefähr dasselbe Klima wie Paris hat. Verbindet man diese<lb/>
3 Punkte, so entsteht eine isotherme Linie, die sich nach <choice><abbr>O</abbr><expan resp="#CT">Osten</expan></choice> und<lb/><choice><abbr>W.</abbr><expan>Westen</expan></choice> hin gegen den Aequator senkt. Berlin, Kamtscha<unclear reason="illegible" cert="high" resp="#CT">t</unclear>ka, der<lb/>
Peter-Paulshafen und Labrador haben dieselbe Breite, und<lb/>
doch ist in Berlin die <choice><abbr>mittl.</abbr><expan resp="#CT">mittlere</expan></choice> Sommertemperatur +7° R.<choice><sic/><corr resp="#CT">,</corr></choice> die des<lb/>
Winters &#x2212;½° <choice><orig>R</orig><reg resp="#CT">R.</reg></choice>; in Labrador für den Sommer &#x2212;<choice><orig>R</orig><reg resp="#CT">R.</reg></choice><choice><sic/><corr resp="#CT">,</corr></choice> für den<lb/>
Winter &#x2212;12° R.</p><lb/>
          <p>Hieraus kann man sich schon einen Begrif machen, wie<lb/>
man isotherme Linien zieht. So wie <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118720066 http://d-nb.info/gnd/118720066">Halley</persName> zuerst darauf kam,<lb/>
alle Punkte der Erde, die eine gleiche Abweichung der Ma-<lb/>
gnetnadel haben, durch Linien zu verbinden, so hat man in<lb/>
neuer Zeit alle Punkte verbunden, die eine gleiche <choice><abbr>mittl.</abbr><expan resp="#CT">mittlere</expan></choice> <choice><abbr>Temp.</abbr><expan resp="#CT">Temperatur</expan></choice><lb/>
haben. Es war aber hiebei nöthig, auf eine Idee zu verfallen,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301r/0605] Dieser Breite entspricht in den vereinigten Staaten ungefähr Baltimore, aber weit entfernt, dass dort Oelbäume fortkom̃en solten, findet man sie kaum in Süd-Georgien. Eben so verhält es sich gegen Asien hin: um in Amerika ein Klima zu finden, was dem von Paris gleich sei, müste man bis in die Breite von Neapel heruntergehn; in Asien auch bis 40° Ndbr. wo Peking ungefähr dasselbe Klima wie Paris hat. Verbindet man diese 3 Punkte, so entsteht eine isotherme Linie, die sich nach O und W. hin gegen den Aequator senkt. Berlin, Kamtschatka, der Peter-Paulshafen und Labrador haben dieselbe Breite, und doch ist in Berlin die mittl. Sommertemperatur +7° R., die des Winters −½° R; in Labrador für den Sommer −2° R, für den Winter −12° R. Hieraus kann man sich schon einen Begrif machen, wie man isotherme Linien zieht. So wie Halley zuerst darauf kam, alle Punkte der Erde, die eine gleiche Abweichung der Ma- gnetnadel haben, durch Linien zu verbinden, so hat man in neuer Zeit alle Punkte verbunden, die eine gleiche mittl. Temp. haben. Es war aber hiebei nöthig, auf eine Idee zu verfallen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/605
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 301r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/605>, abgerufen am 18.05.2024.