Dieser Breite entspricht in den vereinigten Staaten ungefähr Baltimore, aber weit entfernt, dass dort Oelbäume fortkommen solten, findet man sie kaum in Süd-Georgien. Eben so verhält es sich gegen Asien hin: um in Amerika ein Klima zu finden, was dem von Paris gleich sei, müste man bis in die Breite von Neapel heruntergehn; in Asien auch bis 40° Nordbreite wo Peking ungefähr dasselbe Klima wie Paris hat. Verbindet man diese 3 Punkte, so entsteht eine isotherme Linie, die sich nach Osten und Westen hin gegen den Aequator senkt. Berlin, Kamtschatka, der Peter-Paulshafen und Labrador haben dieselbe Breite, und doch ist in Berlin die mittlere Sommertemperatur +7° R., die des Winters 1/2° R.; in Labrador für den Sommer 2° R., für den Winter 12° R.
Hieraus kann man sich schon einen Begrif machen, wie man isotherme Linien zieht. So wie Halley zuerst darauf kam, alle Punkte der Erde, die eine gleiche Abweichung der Ma- gnetnadel haben, durch Linien zu verbinden, so hat man in neuer Zeit alle Punkte verbunden, die eine gleiche mittlereTemperatur haben. Es war aber hiebei nöthig, auf eine Idee zu verfallen,
Dieser Breite entspricht in den vereinigten Staaten ungefähr Baltimore, aber weit entfernt, dass dort Oelbäume fortkom̃en solten, findet man sie kaum in Süd-Georgien. Eben so verhält es sich gegen Asien hin: um in Amerika ein Klima zu finden, was dem von Paris gleich sei, müste man bis in die Breite von Neapel heruntergehn; in Asien auch bis 40° Nordbreite wo Peking ungefähr dasselbe Klima wie Paris hat. Verbindet man diese 3 Punkte, so entsteht eine isotherme Linie, die sich nach Osten und Westen hin gegen den Aequator senkt. Berlin, Kamtschatka, der Peter-Paulshafen und Labrador haben dieselbe Breite, und doch ist in Berlin die mittlere Sommertemperatur +7° R., die des Winters −½° R.; in Labrador für den Sommer −2° R., für den Winter −12° R.
Hieraus kann man sich schon einen Begrif machen, wie man isotherme Linien zieht. So wie Halley zuerst darauf kam, alle Punkte der Erde, die eine gleiche Abweichung der Ma- gnetnadel haben, durch Linien zu verbinden, so hat man in neuer Zeit alle Punkte verbunden, die eine gleiche mittlereTemperatur haben. Es war aber hiebei nöthig, auf eine Idee zu verfallen,
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="48"><p><pbfacs="#f0605"n="301r"/>
Dieser Breite entspricht in den vereinigten Staaten ungefähr<lb/>
Baltimore, aber weit entfernt, dass dort Oelbäume fortkom̃en<lb/>
solten, findet man sie kaum in Süd-Georgien. Eben so verhält<lb/>
es sich gegen Asien hin: um in Amerika ein Klima zu finden,<lb/>
was dem von Paris gleich sei, müste man bis in die Breite<lb/>
von Neapel heruntergehn; in Asien auch bis 40° <choice><abbr>Ndbr.</abbr><expanresp="#CT">Nordbreite</expan></choice> wo Peking<lb/>
ungefähr dasselbe Klima wie Paris hat. Verbindet man diese<lb/>
3 Punkte, so entsteht eine isotherme Linie, die sich nach <choice><abbr>O</abbr><expanresp="#CT">Osten</expan></choice> und<lb/><choice><abbr>W.</abbr><expan>Westen</expan></choice> hin gegen den Aequator senkt. Berlin, Kamtscha<unclearreason="illegible"cert="high"resp="#CT">t</unclear>ka, der<lb/>
Peter-Paulshafen und Labrador haben dieselbe Breite, und<lb/>
doch ist in Berlin die <choice><abbr>mittl.</abbr><expanresp="#CT">mittlere</expan></choice> Sommertemperatur +7° R.<choice><sic/><corrresp="#CT">,</corr></choice> die des<lb/>
Winters −½° <choice><orig>R</orig><regresp="#CT">R.</reg></choice>; in Labrador für den Sommer −2° <choice><orig>R</orig><regresp="#CT">R.</reg></choice><choice><sic/><corrresp="#CT">,</corr></choice> für den<lb/>
Winter −12° R.</p><lb/><p>Hieraus kann man sich schon einen Begrif machen, wie<lb/>
man isotherme Linien zieht. So wie <persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118720066 http://d-nb.info/gnd/118720066">Halley</persName> zuerst darauf kam,<lb/>
alle Punkte der Erde, die eine gleiche Abweichung der Ma-<lb/>
gnetnadel haben, durch Linien zu verbinden, so hat man in<lb/>
neuer Zeit alle Punkte verbunden, die eine gleiche <choice><abbr>mittl.</abbr><expanresp="#CT">mittlere</expan></choice><choice><abbr>Temp.</abbr><expanresp="#CT">Temperatur</expan></choice><lb/>
haben. Es war aber hiebei nöthig, auf eine Idee zu verfallen,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[301r/0605]
Dieser Breite entspricht in den vereinigten Staaten ungefähr
Baltimore, aber weit entfernt, dass dort Oelbäume fortkom̃en
solten, findet man sie kaum in Süd-Georgien. Eben so verhält
es sich gegen Asien hin: um in Amerika ein Klima zu finden,
was dem von Paris gleich sei, müste man bis in die Breite
von Neapel heruntergehn; in Asien auch bis 40° Ndbr. wo Peking
ungefähr dasselbe Klima wie Paris hat. Verbindet man diese
3 Punkte, so entsteht eine isotherme Linie, die sich nach O und
W. hin gegen den Aequator senkt. Berlin, Kamtschatka, der
Peter-Paulshafen und Labrador haben dieselbe Breite, und
doch ist in Berlin die mittl. Sommertemperatur +7° R., die des
Winters −½° R; in Labrador für den Sommer −2° R, für den
Winter −12° R.
Hieraus kann man sich schon einen Begrif machen, wie
man isotherme Linien zieht. So wie Halley zuerst darauf kam,
alle Punkte der Erde, die eine gleiche Abweichung der Ma-
gnetnadel haben, durch Linien zu verbinden, so hat man in
neuer Zeit alle Punkte verbunden, die eine gleiche mittl. Temp.
haben. Es war aber hiebei nöthig, auf eine Idee zu verfallen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 301r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/605>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.