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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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heissen Tagen im August explodirt jenes Gemenge nicht, wäh-
rend ein schwacher Stral im kalten Januar es augenblik-
lich entzündet. Etwas ähnliches mag wohl im Parenchyma
der Pflanzen [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]gevorgehn, daher ist es gar nicht einerlei,
ob sie coelo sudo oder sereno wachsen.

Die Passatwinde sind Ostwinde, die herschenden Winde in
der temperirten Zone sind Westwinde: daher sind alle
westlichen Küsten bei uns wärmer als die östlichen. Da
man an den beiden Ufern des atlantischen Meeres, in
Europa und an der Ostküste von Amerika die meisten
Temperatur-beobachtungen gemacht hat: so ist daher der
falsche Begrif entstanden, als ob Amerika überhaupt
kälter wäre, als Europa: es liegt blos darin, dass das erste
eine Ostküste das andre eine Westküste ist. Kalifornien
ist eben so warm als die Länder bei uns unter derselben Breite,
ja vielleicht noch etwas wärmer. Captain Lewis fand am
Ausflusse des Rio Columbia, zwischen 46 und 18° Nordbreite, dass
es nur wenige Tage und sehr leicht im Winter gefroren
hatte: unter 37° wachsen in Californien schon die Oelbäume.

heissen Tagen im August explodirt jenes Gemenge nicht, wäh-
rend ein schwacher Stral im kalten Januar es augenblik-
lich entzündet. Etwas ähnliches mag wohl im Parenchyma
der Pflanzen [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]gevorgehn, daher ist es gar nicht einerlei,
ob sie coelo sudo oder sereno wachsen.

Die Passatwinde sind Ostwinde, die herschenden Winde in
der temperirten Zone sind Westwinde: daher sind alle
westlichen Küsten bei uns wärmer als die östlichen. Da
man an den beiden Ufern des atlantischen Meeres, in
Europa und an der Ostküste von Amerika die meisten
Temperatur-beobachtungen gemacht hat: so ist daher der
falsche Begrif entstanden, als ob Amerika überhaupt
kälter wäre, als Europa: es liegt blos darin, dass das erste
eine Ostküste das andre eine Westküste ist. Kalifornien
ist eben so warm als die Länder bei uns unter derselben Breite,
ja vielleicht noch etwas wärmer. Captain Lewis fand am
Ausflusse des Rio Columbia, zwischen 46 und 18° Nordbreite, dass
es nur wenige Tage und sehr leicht im Winter gefroren
hatte: unter 37° wachsen in Californien schon die Oelbäume.

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[300v/0604] heissen Tagen im August explodirt jenes Gemenge nicht, wäh- rend ein schwacher Stral im kalten Januar es augenblik- lich entzündet. Etwas ähnliches mag wohl im Parenchyma der Pflanzen vorgehn, daher ist es gar nicht einerlei, ob sie coelo sudo oder sereno wachsen. Die Passatwinde sind Ostwinde, die herschenden Winde in der temperirten Zone sind Westwinde: daher sind alle westlichen Küsten bei uns wärmer als die östlichen. Da man an den beiden Ufern des atlantischen Meeres, in Europa und an der Ostküste von Amerika die meisten Temperatur-beobachtungen gemacht hat: so ist daher der falsche Begrif entstanden, als ob Amerika überhaupt kälter wäre, als Europa: es liegt blos darin, dass das erste eine Ostküste das andre eine Westküste ist. Kalifornien ist eben so warm als die Länder bei uns unter derselben Breite, ja vielleicht noch etwas wärmer. Captain Lewis fand am Ausflusse des Rio Columbia, zw. 46 und 18° Nbreite, dass es nur wenige Tage und sehr leicht im Winter gefroren hatte: unter 37° wachsen in Californien schon die Oelbäume.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 300v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/604>, abgerufen am 23.11.2024.