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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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einige interessante Betrachtungen auf: einige Pflanzen
leben vereinzelt, andre gesellig: einen grossen Unterschied
bemerkt man zwischen dem alten und neuen Kontinente:
während auf dem alten Kontinente unabsehbare Strekken
Landes mit derselben Baumgattung, welche die Wälder
bildet, bedekt sind, so wechselt diese Erscheinung sehr
schnell in Amerika: am Orinoco besteht ein Wald auf
jeder Quadratmeile aus andern Pflanzen, und es ist oft
schwer, hier das Material der Wälder im Ganzen zu
bestimmen. Es braucht hiebei kaum bemerkt zu werden,
welchen entscheidenden Einflus diese starke Vegetazion
auf die Kultur unter den Tropen eingewirktgehabt hat: wäh-
rend wir in den Urwäldern ganze Völker von Jägern
und Fischern auf derselben Stufe der Ausbildung
sehn, so müssen wir nicht verkennen, dass das noma-
dische Leben, welche wir in den Steppen von Hochasien,
in Arabien, und an andern Stellen der alten Welt be-
obachten durch die Abwesenheit von hohen Baum-
stämmen bedingt werde.

einige interessante Betrachtungen auf: einige Pflanzen
leben vereinzelt, andre gesellig: einen grossen Unterschied
bemerkt man zwischen dem alten und neuen Kontinente:
während auf dem alten Kontinente unabsehbare Strekken
Landes mit derselben Baumgattung, welche die Wälder
bildet, bedekt sind, so wechselt diese Erscheinung sehr
schnell in Amerika: am Orinoco besteht ein Wald auf
jeder Quadratmeile aus andern Pflanzen, und es ist oft
schwer, hier das Material der Wälder im Ganzen zu
bestimmen. Es braucht hiebei kaum bemerkt zu werden,
welchen entscheidenden Einflus diese starke Vegetazion
auf die Kultur unter den Tropen eingewirktgehabt hat: wäh-
rend wir in den Urwäldern ganze Völker von Jägern
und Fischern auf derselben Stufe der Ausbildung
sehn, so müssen wir nicht verkennen, dass das noma-
dische Leben, welche wir in den Steppen von Hochasien,
in Arabien, und an andern Stellen der alten Welt be-
obachten durch die Abwesenheit von hohen Baum-
stämmen bedingt werde.

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[20v/0044] einige interessante Betrachtungen auf: einige Pflanzen leben vereinzelt, andre gesellig: einen grossen Unterschied bemerkt man zwischen dem alten und neuen Kontinente: während auf dem alten Kontinente unabsehbare Strekken Landes mit derselben Baumgattung, welche die Wälder bildet, bedekt sind, so wechselt diese Erscheinung sehr schnell in Amerika: am Orinoco besteht ein Wald auf jeder Quadratmeile aus andern Pflanzen, und es ist oft schwer, hier das Material der Wälder im Ganzen zu bestimmen. Es braucht hiebei kaum bemerkt zu werden, welchen entscheidenden Einflus diese starke Vegetazion auf die Kultur unter den Tropen gehabt hat: wäh- rend wir in den Urwäldern ganze Völker von Jägern und Fischern auf derselben Stufe der Ausbildung sehn, so müssen wir nicht verkennen, dass das noma- dische Leben, welche wir in den Steppen von Hochasien, in Arabien, und an andern Stellen der alten Welt be- obachten durch die Abwesenheit von hohen Baum- stämmen bedingt werde.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 20v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/44>, abgerufen am 24.11.2024.