zion also Monokotyledonen entstanden ist: darunter die bernstein- haltige Braunkohle aus Dikotyledonen. Hier greift die Botanik so eng in die Geognosie ein, dass sie kaum mehr von einander zu trennen sind, daher kann es bemerkt werden, dass Monokotyledonen solche Pflanzen sind, deren Stamm meist einfach in die Höhe steigt, und aus einer schwammigen Masse besteht; Dikotyledonen aber einen festen vielfach-verzweigten Stamm haben, der bei seinem Wachsthum Jahresringe ansezt. Daher ist der oberste geognostische Horizont durch die Gestalten der meist oval-abgeplatteten Stämme ausgezeich- net. Man mus aber nicht glauben, dass diese Formazionen überall abgesondert sind; es finden sich Übergänge, so enthält der Gyps Knochen von Rhinozeros und Elephanten-artigen Thieren zusammen mit Palmen und baumartigen Farrenkräutern, die man in so gros- ser Menge antrift, dass man annehmen mus, die Vegetazion der Vorwelt habe nur daraus bestanden, während jezt unter den Tropen die Masse der Wälder nicht aus einer Mehrzahl von Mono- kotyledonen besteht, ausgenommen jene dichtbewachsenen Stellen am Orenoco, und am Rio Apure.
In diesen beiden grossen Ablagerungen der Steinkohlen und der Braunkohle ist es zu bemerken, dass man noch nie fossile Men-
zion also Monokotyledonen entstanden ist: darunter die bernstein- haltige Braunkohle aus Dikotyledonen. Hier greift die Botanik so eng in die Geognosie ein, dass sie kaum mehr von einander zu trennen sind, daher kann es bemerkt werden, dass Monokotyledonen solche Pflanzen sind, deren Stamm meist einfach in die Höhe steigt, und aus einer schwammigen Masse besteht; Dikotyledonen aber einen festen vielfach-verzweigten Stamm haben, der bei seinem Wachsthum Jahresringe ansezt. Daher ist der oberste geognostische Horizont durch die Gestalten der meist oval-abgeplatteten Stämme ausgezeich- net. Man mus aber nicht glauben, dass diese Formazionen überall abgesondert sind; es finden sich Übergänge, so enthält der Gyps Knochen von Rhinozeros und Elephanten-artigen Thieren zusam̃en mit Palmen und baumartigen Farrenkräutern, die man in so gros- ser Menge antrift, dass man annehmen mus, die Vegetazion der Vorwelt habe nur daraus bestanden, während jezt unter den Tropen die Masse der Wälder nicht aus einer Mehrzahl von Mono- kotyledonen besteht, ausgenommen jene dichtbewachsenen Stellen am Orenoco, und am Rio Apure.
In diesen beiden grossen Ablagerungen der Steinkohlen und der Braunkohle ist es zu bemerken, dass man noch nie fossile Men-
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zion also Monokotyledonen entstanden ist: darunter die bernstein-
haltige Braunkohle aus Dikotyledonen. Hier greift die Botanik
so eng in die Geognosie ein, dass sie kaum mehr von einander zu
trennen sind, daher kann es bemerkt werden, dass Monokotyl. solche
Pflanzen sind, deren Stamm meist einfach in die Höhe steigt, und
aus einer schwammigen Masse besteht; Dikotyl. aber einen festen
vielfach-verzweigten Stamm haben, der bei seinem Wachsthum
Jahresringe ansezt. Daher ist der oberste geognostische Horizont durch
die Gestalten der meist oval-abgeplatteten Stämme ausgezeich-
net. Man mus aber nicht glauben, dass diese Formazionen überall
abgesondert sind; es finden sich Übergänge, so enthält der Gyps
Knochen von Rhinozeros und Elephanten-artigen Thieren zusam̃en
mit Palmen und baumartigen Farrenkräutern, die man in so gros-
ser Menge antrift, dass man annehmen mus, die Vegetazion
der Vorwelt habe nur daraus bestanden, während jezt unter den
Tropen die Masse der Wälder nicht aus einer Mehrzahl von Mono-
kotyledonen besteht, ausgenommen jene dichtbewachsenen Stellen
am Orenoco, und am Rio Apure.
In diesen beiden grossen Ablagerungen der Steinkohlen und der
Braunkohle ist es zu bemerken, dass man noch nie fossile Men-
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 213r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/429>, abgerufen am 25.11.2024.
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