von Carracas hielten sich daher für sicher, weil sie auf Gra- nit standen, aber leider wurde ihre Stadt im April 1812 wie durch eine Mine in die Luft gesprengt, und von Grund aus zerstört. Dagegen scheint in anderer Hinsicht die Gebirgsart nicht ohne Einflus zu sein. An der Küste von Chili giebt es sStrekken von 5-6 Meilen, die nie erschüttert werden. Die Einwohner nennen dies sehr bezeichnend: Roca, que haze puente; die verschiedene Gebirgsart, woraus diese Strekken bestehn, bilden eine Brükke, und das Erdbeben überspringt sie.
Die Alten hatten schon ganz dieselbe Meinung, dass die Vulkane Sicherheitsventile wären: die schönste Stelle (ich kann sie nicht finden) finden wir bei Strabo. I.
Cumana gegenüber liegt die Halbinsel Araya durch einen Meeresarm getrent: in dieser spürte man früher durchaus keine Erschütterung: aber seit dem grossen Erdbeben 1798 in Cumana ist auch sie mit in den Erschütterungskreis gezogen worden, und es kann jezt nicht dieer leiseste Stos in Cumana Statt finden, der nicht auch in Araya gefühlt würde. Dies scheint zu beweisen, dass sich jezt eine korrespondirende Öfnung unter der Halbin- sel befinde, die früher nicht vorhanden war, und nun die Stösse auf gleiche Weise nach Cumana hin und nach Araya leitet. -
von Carracas hielten sich daher für sicher, weil sie auf Gra- nit standen, aber leider wurde ihre Stadt im April 1812 wie durch eine Mine in die Luft gesprengt, und von Grund aus zerstört. Dagegen scheint in anderer Hinsicht die Gebirgsart nicht ohne Einflus zu sein. An der Küste von Chili giebt es sStrekken von 5–6 Meilen, die nie erschüttert werden. Die Einwohner nennen dies sehr bezeichnend: Roca, que haze puente; die verschiedene Gebirgsart, woraus diese Strekken bestehn, bilden eine Brükke, und das Erdbeben überspringt sie.
Die Alten hatten schon ganz dieselbe Meinung, dass die Vulkane Sicherheitsventile wären: die schönste Stelle (ich kann sie nicht finden) finden wir bei Strabo. I.
Cumanà gegenüber liegt die Halbinsel Araya durch einen Meeresarm getrent: in dieser spürte man früher durchaus keine Erschütterung: aber seit dem grossen Erdbeben 1798 in Cumanà ist auch sie mit in den Erschütterungskreis gezogen worden, und es kann jezt nicht dieer leiseste Stos in Cumanà Statt finden, der nicht auch in Araya gefühlt würde. Dies scheint zu beweisen, dass sich jezt eine korrespondirende Öfnung unter der Halbin- sel befinde, die früher nicht vorhanden war, und nun die Stösse auf gleiche Weise nach Cumanà hin und nach Araya leitet. –
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="32"><p><pbfacs="#f0376"n="186v"/>
von Carracas hielten sich daher für sicher, weil sie auf Gra-<lb/>
nit standen, aber leider wurde ihre Stadt im April 1812<lb/>
wie durch eine Mine in die Luft gesprengt, und von Grund aus<lb/>
zerstört. Dagegen scheint in anderer Hinsicht die Gebirgsart<lb/>
nicht ohne Einflus zu sein. An der Küste von Chili giebt<lb/>
es <subst><delrendition="#ow">s</del><addplace="across">S</add></subst>trekken von 5–6 Meilen, die <hirendition="#u">nie</hi> erschüttert werden. Die<lb/>
Einwohner nennen dies sehr bezeichnend: <foreignxml:lang="spa">Roca, que haze<lb/>
puente</foreign>; die verschiedene Gebirgsart, woraus diese Strekken<lb/>
bestehn, bilden eine Brükke, und das Erdbeben überspringt sie.</p><lb/><p>Die Alten hatten schon ganz dieselbe Meinung, dass<lb/>
die Vulkane Sicherheitsventile wären: die schönste Stelle<lb/><noteplace="left">(ich kann sie nicht finden)<lb/></note>finden wir bei <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118618806 http://d-nb.info/gnd/118618806">Strabo</persName>. I.</p><lb/><p>Cumanà gegenüber liegt die Halbinsel Araya durch einen<lb/>
Meeresarm getrent: in dieser spürte man früher durchaus keine<lb/>
Erschütterung: aber seit dem grossen Erdbeben 1798 in Cumanà<lb/>
ist auch sie mit in den Erschütterungskreis gezogen worden, und<lb/>
es kann jezt nicht d<subst><delrendition="#s">ie</del><addplace="superlinear">er</add></subst> leiseste Stos in Cumanà Statt finden,<lb/>
der nicht auch in Araya gefühlt würde. Dies scheint zu beweisen,<lb/>
dass sich jezt eine korrespondirende Öfnung unter der Halbin-<lb/>
sel befinde, die früher nicht vorhanden war, und nun die Stösse<lb/>
auf gleiche Weise nach Cumanà hin und nach Araya leitet. –</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[186v/0376]
von Carracas hielten sich daher für sicher, weil sie auf Gra-
nit standen, aber leider wurde ihre Stadt im April 1812
wie durch eine Mine in die Luft gesprengt, und von Grund aus
zerstört. Dagegen scheint in anderer Hinsicht die Gebirgsart
nicht ohne Einflus zu sein. An der Küste von Chili giebt
es Strekken von 5–6 Meilen, die nie erschüttert werden. Die
Einwohner nennen dies sehr bezeichnend: Roca, que haze
puente; die verschiedene Gebirgsart, woraus diese Strekken
bestehn, bilden eine Brükke, und das Erdbeben überspringt sie.
Die Alten hatten schon ganz dieselbe Meinung, dass
die Vulkane Sicherheitsventile wären: die schönste Stelle
finden wir bei Strabo. I.
(ich kann sie nicht finden)
Cumanà gegenüber liegt die Halbinsel Araya durch einen
Meeresarm getrent: in dieser spürte man früher durchaus keine
Erschütterung: aber seit dem grossen Erdbeben 1798 in Cumanà
ist auch sie mit in den Erschütterungskreis gezogen worden, und
es kann jezt nicht der leiseste Stos in Cumanà Statt finden,
der nicht auch in Araya gefühlt würde. Dies scheint zu beweisen,
dass sich jezt eine korrespondirende Öfnung unter der Halbin-
sel befinde, die früher nicht vorhanden war, und nun die Stösse
auf gleiche Weise nach Cumanà hin und nach Araya leitet. –
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 186v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/376>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.