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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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als viele andre Sängerinnen, und zollte ihr anfangs großen Beifall. Der "Schulzische lange Triller" erhielt eine gewisse Celebrität. Allein anstatt damit recht sparsam zu sein, um das geschmacklose Kunststück immer im Werthe zu halten, so war sie damit nur allzu freigebig. Der lange Triller sollte in jeder Rolle vorkommen. Es wurde am Ende darüber gelacht und zuletzt gezischt. Dies führte zu sehr unliebsamen Auftritten und zu dem endlichen Aufhören des langen Trillers.

Die ungemeine Ausdauer der Frau Schulz machte sie besonders geeignet für die geräuschvollen und anstrengenden Spontinischen Opern, denen die Milder und Seidler sich weniger gewachsen zeigten. Im Don Juan gab die Frau Schulz die Donna Elvira sehr wider Willen: denn diese Rolle, als die einer verlassenen Geliebten, ist allen Sängerinnen höchlich verhaßt, obgleich sie in musikalischer Hinsicht so wundervolle Schönheiten enthält, wie kaum eine andre. Die ungarische Lebhaftigkeit der Frau Schulz ging so weit, daß sie einmal als Donna Elvira, nachdem sie hinter den Kulissen einen heftigen Zank gehabt, auf der Bühne in Krämpfe verfiel, und davongetragen werden mußte. Auch die Furie des Hasses in der Armide mochte sie nicht gern singen; sie erschien mit ihrer bedeutend gebogenen Nase und untersetzten Figur neben der plastischschönen Armide-Milder in der That wie ein kleiner Dämon.

Als Tenorsänger stand der Milder anfangs in den Gluckschen Opern Herr Stümer zur Seite. Man schätzte an ihm die musterhafte Reinheit der Intonation und den gebildeten Vortrag eines weichen, zarten Organes; als Admet in der Alceste war er ganz an seinem Platze, weniger als Rinald in der Armide.

als viele andre Sängerinnen, und zollte ihr anfangs großen Beifall. Der „Schulzische lange Triller“ erhielt eine gewisse Celebrität. Allein anstatt damit recht sparsam zu sein, um das geschmacklose Kunststück immer im Werthe zu halten, so war sie damit nur allzu freigebig. Der lange Triller sollte in jeder Rolle vorkommen. Es wurde am Ende darüber gelacht und zuletzt gezischt. Dies führte zu sehr unliebsamen Auftritten und zu dem endlichen Aufhören des langen Trillers.

Die ungemeine Ausdauer der Frau Schulz machte sie besonders geeignet für die geräuschvollen und anstrengenden Spontinischen Opern, denen die Milder und Seidler sich weniger gewachsen zeigten. Im Don Juan gab die Frau Schulz die Donna Elvira sehr wider Willen: denn diese Rolle, als die einer verlassenen Geliebten, ist allen Sängerinnen höchlich verhaßt, obgleich sie in musikalischer Hinsicht so wundervolle Schönheiten enthält, wie kaum eine andre. Die ungarische Lebhaftigkeit der Frau Schulz ging so weit, daß sie einmal als Donna Elvira, nachdem sie hinter den Kulissen einen heftigen Zank gehabt, auf der Bühne in Krämpfe verfiel, und davongetragen werden mußte. Auch die Furie des Hasses in der Armide mochte sie nicht gern singen; sie erschien mit ihrer bedeutend gebogenen Nase und untersetzten Figur neben der plastischschönen Armide-Milder in der That wie ein kleiner Dämon.

Als Tenorsänger stand der Milder anfangs in den Gluckschen Opern Herr Stümer zur Seite. Man schätzte an ihm die musterhafte Reinheit der Intonation und den gebildeten Vortrag eines weichen, zarten Organes; als Admet in der Alceste war er ganz an seinem Platze, weniger als Rinald in der Armide.

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[88/0096] als viele andre Sängerinnen, und zollte ihr anfangs großen Beifall. Der „Schulzische lange Triller“ erhielt eine gewisse Celebrität. Allein anstatt damit recht sparsam zu sein, um das geschmacklose Kunststück immer im Werthe zu halten, so war sie damit nur allzu freigebig. Der lange Triller sollte in jeder Rolle vorkommen. Es wurde am Ende darüber gelacht und zuletzt gezischt. Dies führte zu sehr unliebsamen Auftritten und zu dem endlichen Aufhören des langen Trillers. Die ungemeine Ausdauer der Frau Schulz machte sie besonders geeignet für die geräuschvollen und anstrengenden Spontinischen Opern, denen die Milder und Seidler sich weniger gewachsen zeigten. Im Don Juan gab die Frau Schulz die Donna Elvira sehr wider Willen: denn diese Rolle, als die einer verlassenen Geliebten, ist allen Sängerinnen höchlich verhaßt, obgleich sie in musikalischer Hinsicht so wundervolle Schönheiten enthält, wie kaum eine andre. Die ungarische Lebhaftigkeit der Frau Schulz ging so weit, daß sie einmal als Donna Elvira, nachdem sie hinter den Kulissen einen heftigen Zank gehabt, auf der Bühne in Krämpfe verfiel, und davongetragen werden mußte. Auch die Furie des Hasses in der Armide mochte sie nicht gern singen; sie erschien mit ihrer bedeutend gebogenen Nase und untersetzten Figur neben der plastischschönen Armide-Milder in der That wie ein kleiner Dämon. Als Tenorsänger stand der Milder anfangs in den Gluckschen Opern Herr Stümer zur Seite. Man schätzte an ihm die musterhafte Reinheit der Intonation und den gebildeten Vortrag eines weichen, zarten Organes; als Admet in der Alceste war er ganz an seinem Platze, weniger als Rinald in der Armide.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/96>, abgerufen am 22.11.2024.