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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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Während seines Dresdner Aufenthaltes stand Schiller mit dem Körnerschen Hause in ununterbrochener freundschaftlicher Verbindung. Mit welcher liebenswürdigen Gutmüthigkeit Schiller die kleinen Schwächen seines Freundes Körner zum Ziele des feinsten Humors machte, sieht man aus dem kürzlich bekannt gewordenen Scherze: Er hat sich rasiren lassen! Es konnte dem rastlos thätigen Dichter nicht entgehn, daß sein Freund Körner vor lauter Geschäftigkeit oft nicht zu seinen Geschäften komme. Er benutzte dies zu einer Reihe von komischen Scenen, die voll von persönlichen Anspielungen nicht eine einzige anzügliche Stelle enthalten; sie bestätigen Göthes großes Wort über Schiller:

Und hinter ihm im wesenlosen Scheine

Blieb, was uns alle bändigt, das Gemeine!

In den Sommermonaten wohnte Schiller bei der Körnerschen Familie auf dem Weinberge zu Loschwitz in einem mehr als bescheidenen Dachkämmerchen. Unablässig mit seinen geistigen Arbeiten beschäftigt überließ er gern den Frauen des Hauses die Sorge für alles andere. Marie Körner erzählte mir, daß er schon damals die üble Gewohnheit gehabt, nach Tische, und manchmal sogar Abends auf dem Sopha einzuschlafen, ohne die Kniegürtel aufzulösen; dadurch sei das Blut in's Stocken gerathen, und es sei gar keinem Zweifel unterworfen, daß dies mit zu seinem frühzeitigen Tode beigetragen.

Eines Sommers kam auch Göthe zum Besuche nach Dresden. Ob er mit auf dem Körnerschen Weinberge gewohnt, oder von der Stadt aus seinen Freund Schiller öfter besucht habe, wüßte ich nicht mehr zu sagen. Marie

Während seines Dresdner Aufenthaltes stand Schiller mit dem Körnerschen Hause in ununterbrochener freundschaftlicher Verbindung. Mit welcher liebenswürdigen Gutmüthigkeit Schiller die kleinen Schwächen seines Freundes Körner zum Ziele des feinsten Humors machte, sieht man aus dem kürzlich bekannt gewordenen Scherze: Er hat sich rasiren lassen! Es konnte dem rastlos thätigen Dichter nicht entgehn, daß sein Freund Körner vor lauter Geschäftigkeit oft nicht zu seinen Geschäften komme. Er benutzte dies zu einer Reihe von komischen Scenen, die voll von persönlichen Anspielungen nicht eine einzige anzügliche Stelle enthalten; sie bestätigen Göthes großes Wort über Schiller:

Und hinter ihm im wesenlosen Scheine

Blieb, was uns alle bändigt, das Gemeine!

In den Sommermonaten wohnte Schiller bei der Körnerschen Familie auf dem Weinberge zu Loschwitz in einem mehr als bescheidenen Dachkämmerchen. Unablässig mit seinen geistigen Arbeiten beschäftigt überließ er gern den Frauen des Hauses die Sorge für alles andere. Marie Körner erzählte mir, daß er schon damals die üble Gewohnheit gehabt, nach Tische, und manchmal sogar Abends auf dem Sopha einzuschlafen, ohne die Kniegürtel aufzulösen; dadurch sei das Blut in’s Stocken gerathen, und es sei gar keinem Zweifel unterworfen, daß dies mit zu seinem frühzeitigen Tode beigetragen.

Eines Sommers kam auch Göthe zum Besuche nach Dresden. Ob er mit auf dem Körnerschen Weinberge gewohnt, oder von der Stadt aus seinen Freund Schiller öfter besucht habe, wüßte ich nicht mehr zu sagen. Marie

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[52/0060] Während seines Dresdner Aufenthaltes stand Schiller mit dem Körnerschen Hause in ununterbrochener freundschaftlicher Verbindung. Mit welcher liebenswürdigen Gutmüthigkeit Schiller die kleinen Schwächen seines Freundes Körner zum Ziele des feinsten Humors machte, sieht man aus dem kürzlich bekannt gewordenen Scherze: Er hat sich rasiren lassen! Es konnte dem rastlos thätigen Dichter nicht entgehn, daß sein Freund Körner vor lauter Geschäftigkeit oft nicht zu seinen Geschäften komme. Er benutzte dies zu einer Reihe von komischen Scenen, die voll von persönlichen Anspielungen nicht eine einzige anzügliche Stelle enthalten; sie bestätigen Göthes großes Wort über Schiller: Und hinter ihm im wesenlosen Scheine Blieb, was uns alle bändigt, das Gemeine! In den Sommermonaten wohnte Schiller bei der Körnerschen Familie auf dem Weinberge zu Loschwitz in einem mehr als bescheidenen Dachkämmerchen. Unablässig mit seinen geistigen Arbeiten beschäftigt überließ er gern den Frauen des Hauses die Sorge für alles andere. Marie Körner erzählte mir, daß er schon damals die üble Gewohnheit gehabt, nach Tische, und manchmal sogar Abends auf dem Sopha einzuschlafen, ohne die Kniegürtel aufzulösen; dadurch sei das Blut in’s Stocken gerathen, und es sei gar keinem Zweifel unterworfen, daß dies mit zu seinem frühzeitigen Tode beigetragen. Eines Sommers kam auch Göthe zum Besuche nach Dresden. Ob er mit auf dem Körnerschen Weinberge gewohnt, oder von der Stadt aus seinen Freund Schiller öfter besucht habe, wüßte ich nicht mehr zu sagen. Marie

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/60>, abgerufen am 22.11.2024.