Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].dem Festlande noch nicht eingeführt. Medems Vetter, der Graf Karl von Medem, führte uns in eine artige, vorher besprochene Wohnung, und machte, so viel seine Geschäfte es ihm erlaubten, den Cicerone. Die Besichtigung des Tower, der Paulskirche, des Palastes von Whitehall, einiger langweiliger Squares u. s. w. war bald beendigt; die Westminsterabtei fanden wir mit Mauergerüsten und mit einer undurchdringlichen Wolke von Kalkstaub angefüllt. Das britische Museum war zwar schon eingerichtet, enthielt aber noch sehr mangelhafte Samlungen. Die Elgin-marbles hatte man vorläufig in einem niedrigen Schuppen zwar nicht sehr prachtvoll, aber in so gutem Lichte aufgestellt, daß man jedes Stück genau betrachten konnte. Hier brachte ich glückliche Stunden zu, suchte die hohe Trefflichkeit der Arbeiten des Phidias mir recht deutlich zu machen, und die ganze, aus 600 Nummern bestehende Samlung genauer kennen zu lernen. Lord Elgin, von Geburt ein Schotte, hatte seine Stellung als englischer Gesandter in Konstantinopel dazu benutzt, um aus allen Theilen Griechenlands, besonders aus Athen, mannigfache Alterthümer zusammen zu bringen. Man machte ihm den Vorwurf, daß er in Athen arg gehaust, und manches Denkmal zerstört habe, um einzelne Figuren daraus hinweg zu nehmen. Es fehlte nicht an Spott- und Schmähreden; man sagte von ihm: quod non fecere Gothi, fecere Scoti! Die vom Pandroseion auf der Akropolis weggebrochene Karyatide hatte er durch einen unförmlichen Balken ersetzt; dieser erhielt die Inschrift xxxxx xxxxx. Spätere Reisende, die den früheren desolaten Zustand von Athen nicht hinlänglich gekannt, waren dem Festlande noch nicht eingeführt. Medems Vetter, der Graf Karl von Medem, führte uns in eine artige, vorher besprochene Wohnung, und machte, so viel seine Geschäfte es ihm erlaubten, den Cicerone. Die Besichtigung des Tower, der Paulskirche, des Palastes von Whitehall, einiger langweiliger Squares u. s. w. war bald beendigt; die Westminsterabtei fanden wir mit Mauergerüsten und mit einer undurchdringlichen Wolke von Kalkstaub angefüllt. Das britische Museum war zwar schon eingerichtet, enthielt aber noch sehr mangelhafte Samlungen. Die Elgin-marbles hatte man vorläufig in einem niedrigen Schuppen zwar nicht sehr prachtvoll, aber in so gutem Lichte aufgestellt, daß man jedes Stück genau betrachten konnte. Hier brachte ich glückliche Stunden zu, suchte die hohe Trefflichkeit der Arbeiten des Phidias mir recht deutlich zu machen, und die ganze, aus 600 Nummern bestehende Samlung genauer kennen zu lernen. Lord Elgin, von Geburt ein Schotte, hatte seine Stellung als englischer Gesandter in Konstantinopel dazu benutzt, um aus allen Theilen Griechenlands, besonders aus Athen, mannigfache Alterthümer zusammen zu bringen. Man machte ihm den Vorwurf, daß er in Athen arg gehaust, und manches Denkmal zerstört habe, um einzelne Figuren daraus hinweg zu nehmen. Es fehlte nicht an Spott- und Schmähreden; man sagte von ihm: quod non fecere Gothi, fecere Scoti! Die vom Pandroseion auf der Akropolis weggebrochene Karyatide hatte er durch einen unförmlichen Balken ersetzt; dieser erhielt die Inschrift xxxxx xxxxx. Spätere Reisende, die den früheren desolaten Zustand von Athen nicht hinlänglich gekannt, waren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0497" n="489"/> dem Festlande noch nicht eingeführt. 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Hier brachte ich glückliche Stunden zu, suchte die hohe Trefflichkeit der Arbeiten des Phidias mir recht deutlich zu machen, und die ganze, aus 600 Nummern bestehende Samlung genauer kennen zu lernen. </p><lb/> <p>Lord Elgin, von Geburt ein Schotte, hatte seine Stellung als englischer Gesandter in Konstantinopel dazu benutzt, um aus allen Theilen Griechenlands, besonders aus Athen, mannigfache Alterthümer zusammen zu bringen. Man machte ihm den Vorwurf, daß er in Athen arg gehaust, und manches Denkmal zerstört habe, um einzelne Figuren daraus hinweg zu nehmen. Es fehlte nicht an Spott- und Schmähreden; man sagte von ihm: quod non fecere Gothi, fecere Scoti! Die vom Pandroseion auf der Akropolis weggebrochene Karyatide hatte er durch einen unförmlichen Balken ersetzt; dieser erhielt die Inschrift xxxxx xxxxx. Spätere Reisende, die den früheren desolaten Zustand von Athen nicht hinlänglich gekannt, waren </p> </div> </body> </text> </TEI> [489/0497]
dem Festlande noch nicht eingeführt. Medems Vetter, der Graf Karl von Medem, führte uns in eine artige, vorher besprochene Wohnung, und machte, so viel seine Geschäfte es ihm erlaubten, den Cicerone.
Die Besichtigung des Tower, der Paulskirche, des Palastes von Whitehall, einiger langweiliger Squares u. s. w. war bald beendigt; die Westminsterabtei fanden wir mit Mauergerüsten und mit einer undurchdringlichen Wolke von Kalkstaub angefüllt. Das britische Museum war zwar schon eingerichtet, enthielt aber noch sehr mangelhafte Samlungen. Die Elgin-marbles hatte man vorläufig in einem niedrigen Schuppen zwar nicht sehr prachtvoll, aber in so gutem Lichte aufgestellt, daß man jedes Stück genau betrachten konnte. Hier brachte ich glückliche Stunden zu, suchte die hohe Trefflichkeit der Arbeiten des Phidias mir recht deutlich zu machen, und die ganze, aus 600 Nummern bestehende Samlung genauer kennen zu lernen.
Lord Elgin, von Geburt ein Schotte, hatte seine Stellung als englischer Gesandter in Konstantinopel dazu benutzt, um aus allen Theilen Griechenlands, besonders aus Athen, mannigfache Alterthümer zusammen zu bringen. Man machte ihm den Vorwurf, daß er in Athen arg gehaust, und manches Denkmal zerstört habe, um einzelne Figuren daraus hinweg zu nehmen. Es fehlte nicht an Spott- und Schmähreden; man sagte von ihm: quod non fecere Gothi, fecere Scoti! Die vom Pandroseion auf der Akropolis weggebrochene Karyatide hatte er durch einen unförmlichen Balken ersetzt; dieser erhielt die Inschrift xxxxx xxxxx. Spätere Reisende, die den früheren desolaten Zustand von Athen nicht hinlänglich gekannt, waren
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