Die Aufführung des ward durch einen traurigen Vorfall veranlaßt. Ein mittelmäßiger italiänischer Sänger Naldi (secondo o terzo uomo) wollte einen Versuch mit einer neuerfundenen Kaffeedampfmaschine machen; aus Versehn schließt er ein Ventil, das offen bleiben soll, die Maschine platzt und schlägt ihn auf der Stelle todt. Seine Tochter und einige andere Personen im Zimmer wurden leicht verletzt. Als Benefiz für die gänzlich mittellose Familie Naldi veranstaltete die Theaterdirektion eine Aufführung des Figaro, den wir bisher noch nicht gehört. Die mit den besten Stimmen besetzte Oper, die ich auswendig kannte, versenkte mich in ein Meer von Wonne; der Zudrang war ein außergewöhnlicher, und die Familie Naldi erhielt eine namhafte Unterstützung.
Die andern Mozartschen Opern: , , und blieben den ganzen Winter ausgeschlossen, eben so wie die Opern von Gluck, der doch die meisten für Paris komponirt, und damit seinen Ruhm erworben hatte.
Mit wahrem Vergnügen gedenke ich der Darstellung der alten, aber nie veraltenden Opern: von Cimarosa, von Paesiello, von Fioravanti, in denen Madame Fodor-Mainvielle durch die glockenreine Intonation ihrer schmelzenden Stimme alle Herzen entzückte.
Da die französischen Theaterzettel nur die Namen der Schauspieler und Sänger, nicht die der Personen des Stückes angeben, so ging ich mehrere Male gleichgültig an dem Zettel des französischen Opernhauses vorüber, worauf angekündigt war. Zufällig erfuhr ich, dies sei die , und versäumte nicht, das nächste
Die Aufführung des ‹Figaro› ward durch einen traurigen Vorfall veranlaßt. Ein mittelmäßiger italiänischer Sänger Naldi (secondo o terzo uomo) wollte einen Versuch mit einer neuerfundenen Kaffeedampfmaschine machen; aus Versehn schließt er ein Ventil, das offen bleiben soll, die Maschine platzt und schlägt ihn auf der Stelle todt. Seine Tochter und einige andere Personen im Zimmer wurden leicht verletzt. Als Benefiz für die gänzlich mittellose Familie Naldi veranstaltete die Theaterdirektion eine Aufführung des Figaro, den wir bisher noch nicht gehört. Die mit den besten Stimmen besetzte Oper, die ich auswendig kannte, versenkte mich in ein Meer von Wonne; der Zudrang war ein außergewöhnlicher, und die Familie Naldi erhielt eine namhafte Unterstützung.
Die andern Mozartschen Opern: ‹Cosi fan tutte›, ‹Belmonte e Costanza›, ‹La clemenza di Tito› und ‹Idomeneo› blieben den ganzen Winter ausgeschlossen, eben so wie die Opern von Gluck, der doch die meisten für Paris komponirt, und damit seinen Ruhm erworben hatte.
Mit wahrem Vergnügen gedenke ich der Darstellung der alten, aber nie veraltenden Opern: ‹Matrimonio secreto› von Cimarosa, ‹La bella molinara› von Paesiello, ‹Le cantatrici villane› von Fioravanti, in denen Madame Fodor-Mainvielle durch die glockenreine Intonation ihrer schmelzenden Stimme alle Herzen entzückte.
Da die französischen Theaterzettel nur die Namen der Schauspieler und Sänger, nicht die der Personen des Stückes angeben, so ging ich mehrere Male gleichgültig an dem Zettel des französischen Opernhauses vorüber, worauf ‹Les mystères d’Isis› angekündigt war. Zufällig erfuhr ich, dies sei die ‹Zauberflöte›, und versäumte nicht, das nächste
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0457"n="449"/></p><lb/><p>Die Aufführung des ‹Figaro› ward durch einen traurigen Vorfall veranlaßt. Ein mittelmäßiger italiänischer Sänger Naldi (secondo o terzo uomo) wollte einen Versuch mit einer neuerfundenen Kaffeedampfmaschine machen; aus Versehn schließt er ein Ventil, das offen bleiben soll, die Maschine platzt und schlägt ihn auf der Stelle todt. Seine Tochter und einige andere Personen im Zimmer wurden leicht verletzt. Als Benefiz für die gänzlich mittellose Familie Naldi veranstaltete die Theaterdirektion eine Aufführung des Figaro, den wir bisher noch nicht gehört. Die mit den besten Stimmen besetzte Oper, die ich auswendig kannte, versenkte mich in ein Meer von Wonne; der Zudrang war ein außergewöhnlicher, und die Familie Naldi erhielt eine namhafte Unterstützung. </p><lb/><p>Die andern Mozartschen Opern: ‹Cosi fan tutte›, ‹Belmonte e Costanza›, ‹La clemenza di Tito› und ‹Idomeneo› blieben den ganzen Winter ausgeschlossen, eben so wie die Opern von Gluck, der doch die meisten für Paris komponirt, und damit seinen Ruhm erworben hatte. </p><lb/><p>Mit wahrem Vergnügen gedenke ich der Darstellung der alten, aber nie veraltenden Opern: ‹Matrimonio secreto› von Cimarosa, ‹La bella molinara› von Paesiello, ‹Le cantatrici villane› von Fioravanti, in denen Madame Fodor-Mainvielle durch die glockenreine Intonation ihrer schmelzenden Stimme alle Herzen entzückte. </p><lb/><p>Da die französischen Theaterzettel nur die Namen der Schauspieler und Sänger, nicht die der Personen des Stückes angeben, so ging ich mehrere Male gleichgültig an dem Zettel des französischen Opernhauses vorüber, worauf ‹Les mystères d’Isis› angekündigt war. Zufällig erfuhr ich, dies sei die ‹Zauberflöte›, und versäumte nicht, das nächste
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Die Aufführung des ‹Figaro› ward durch einen traurigen Vorfall veranlaßt. Ein mittelmäßiger italiänischer Sänger Naldi (secondo o terzo uomo) wollte einen Versuch mit einer neuerfundenen Kaffeedampfmaschine machen; aus Versehn schließt er ein Ventil, das offen bleiben soll, die Maschine platzt und schlägt ihn auf der Stelle todt. Seine Tochter und einige andere Personen im Zimmer wurden leicht verletzt. Als Benefiz für die gänzlich mittellose Familie Naldi veranstaltete die Theaterdirektion eine Aufführung des Figaro, den wir bisher noch nicht gehört. Die mit den besten Stimmen besetzte Oper, die ich auswendig kannte, versenkte mich in ein Meer von Wonne; der Zudrang war ein außergewöhnlicher, und die Familie Naldi erhielt eine namhafte Unterstützung.
Die andern Mozartschen Opern: ‹Cosi fan tutte›, ‹Belmonte e Costanza›, ‹La clemenza di Tito› und ‹Idomeneo› blieben den ganzen Winter ausgeschlossen, eben so wie die Opern von Gluck, der doch die meisten für Paris komponirt, und damit seinen Ruhm erworben hatte.
Mit wahrem Vergnügen gedenke ich der Darstellung der alten, aber nie veraltenden Opern: ‹Matrimonio secreto› von Cimarosa, ‹La bella molinara› von Paesiello, ‹Le cantatrici villane› von Fioravanti, in denen Madame Fodor-Mainvielle durch die glockenreine Intonation ihrer schmelzenden Stimme alle Herzen entzückte.
Da die französischen Theaterzettel nur die Namen der Schauspieler und Sänger, nicht die der Personen des Stückes angeben, so ging ich mehrere Male gleichgültig an dem Zettel des französischen Opernhauses vorüber, worauf ‹Les mystères d’Isis› angekündigt war. Zufällig erfuhr ich, dies sei die ‹Zauberflöte›, und versäumte nicht, das nächste
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/457>, abgerufen am 23.06.2024.
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