Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].Von der Leckerhaftigkeit des Fürsten konnte ich mich bei der Herzogin und an seiner eignen Tafel überzeugen. Seine Definition der vier Eigenschaften eines guten Kaffees fand bei den vornehmen Feinschmeckern vielen Beifall. Noir comme le diable, Chaud comme l'enfer, Pur comme un ange, Doux comme l'amour. Einem jungen angehenden Diplomaten gab er statt aller Instruction die Weisung mit: il faut reussir! Als dieser mit mehr Einfalt als Takt weiter fragte: comment faut-t-il faire pour reussir? erhielt er den Bescheid: engagez un bon cuisinier! Bei den Gesprächen mit der Herzogin über die gegenwärtigen Zustände von Frankreich konnte es nicht fehlen, daß auch oft der jüngst vergangenen Zeiten unter Napoleon I. Erwähnung geschah. Hier erfuhr ich manches, was mir wohl der Aufzeichnung werth schien, obgleich es nur ein paar kleine Züge zur Karakteristik jenes Meteormenschen enthält. Der Glanz und Schimmer des kaiserlichen Hofes blendete die Fremden, aber man vermißte bei den Festen jene gemüthliche Vornehmheit, die neben der Langenweile das Erbtheil alter sicher gegründeter Dynastien ausmacht. Der eiserne Schritt des ruhmreichen Emporkömlings schien alle Freude niederzutreten, und mit banger Scheu, mit einem gewissen serrement de coeur rangirten die goldnen Herren Von der Leckerhaftigkeit des Fürsten konnte ich mich bei der Herzogin und an seiner eignen Tafel überzeugen. Seine Definition der vier Eigenschaften eines guten Kaffees fand bei den vornehmen Feinschmeckern vielen Beifall. Noir comme le diable, Chaud comme l’enfer, Pur comme un ange, Doux comme l’amour. Einem jungen angehenden Diplomaten gab er statt aller Instruction die Weisung mit: il faut réussir! Als dieser mit mehr Einfalt als Takt weiter fragte: comment faut-t-il faire pour reussir? erhielt er den Bescheid: engagez un bon cuisinier! Bei den Gesprächen mit der Herzogin über die gegenwärtigen Zustände von Frankreich konnte es nicht fehlen, daß auch oft der jüngst vergangenen Zeiten unter Napoléon I. Erwähnung geschah. Hier erfuhr ich manches, was mir wohl der Aufzeichnung werth schien, obgleich es nur ein paar kleine Züge zur Karakteristik jenes Meteormenschen enthält. Der Glanz und Schimmer des kaiserlichen Hofes blendete die Fremden, aber man vermißte bei den Festen jene gemüthliche Vornehmheit, die neben der Langenweile das Erbtheil alter sicher gegründeter Dynastien ausmacht. Der eiserne Schritt des ruhmreichen Emporkömlings schien alle Freude niederzutreten, und mit banger Scheu, mit einem gewissen serrement de coeur rangirten die goldnen Herren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0436" n="428"/> </p><lb/> <p>Von der Leckerhaftigkeit des Fürsten konnte ich mich bei der Herzogin und an seiner eignen Tafel überzeugen. Seine Definition der vier Eigenschaften eines guten Kaffees fand bei den vornehmen Feinschmeckern vielen Beifall. </p><lb/> <p>Noir comme le diable, </p><lb/> <p>Chaud comme l’enfer, </p><lb/> <p>Pur comme un ange, </p><lb/> <p>Doux comme l’amour. </p><lb/> <p>Einem jungen angehenden Diplomaten gab er statt aller Instruction die Weisung mit: il faut réussir! Als dieser mit mehr Einfalt als Takt weiter fragte: comment faut-t-il faire pour reussir? erhielt er den Bescheid: engagez un bon cuisinier! </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Bei den Gesprächen mit der Herzogin über die gegenwärtigen Zustände von Frankreich konnte es nicht fehlen, daß auch oft der jüngst vergangenen Zeiten unter Napoléon I. Erwähnung geschah. Hier erfuhr ich manches, was mir wohl der Aufzeichnung werth schien, obgleich es nur ein paar kleine Züge zur Karakteristik jenes Meteormenschen enthält. </p><lb/> <p>Der Glanz und Schimmer des kaiserlichen Hofes blendete die Fremden, aber man vermißte bei den Festen jene gemüthliche Vornehmheit, die neben der Langenweile das Erbtheil alter sicher gegründeter Dynastien ausmacht. Der eiserne Schritt des ruhmreichen Emporkömlings schien alle Freude niederzutreten, und mit banger Scheu, mit einem gewissen serrement de coeur rangirten die goldnen Herren </p> </div> </body> </text> </TEI> [428/0436]
Von der Leckerhaftigkeit des Fürsten konnte ich mich bei der Herzogin und an seiner eignen Tafel überzeugen. Seine Definition der vier Eigenschaften eines guten Kaffees fand bei den vornehmen Feinschmeckern vielen Beifall.
Noir comme le diable,
Chaud comme l’enfer,
Pur comme un ange,
Doux comme l’amour.
Einem jungen angehenden Diplomaten gab er statt aller Instruction die Weisung mit: il faut réussir! Als dieser mit mehr Einfalt als Takt weiter fragte: comment faut-t-il faire pour reussir? erhielt er den Bescheid: engagez un bon cuisinier!
Bei den Gesprächen mit der Herzogin über die gegenwärtigen Zustände von Frankreich konnte es nicht fehlen, daß auch oft der jüngst vergangenen Zeiten unter Napoléon I. Erwähnung geschah. Hier erfuhr ich manches, was mir wohl der Aufzeichnung werth schien, obgleich es nur ein paar kleine Züge zur Karakteristik jenes Meteormenschen enthält.
Der Glanz und Schimmer des kaiserlichen Hofes blendete die Fremden, aber man vermißte bei den Festen jene gemüthliche Vornehmheit, die neben der Langenweile das Erbtheil alter sicher gegründeter Dynastien ausmacht. Der eiserne Schritt des ruhmreichen Emporkömlings schien alle Freude niederzutreten, und mit banger Scheu, mit einem gewissen serrement de coeur rangirten die goldnen Herren
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/436>, abgerufen am 16.07.2024. |