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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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meiner Schwester, der mir seitdem immer für einen Glückstag gegolten hat.

Am folgenden Morgen gingen wir im seligen Gefühle der akademischen Freiheit Arm in Arm durch die Straßen, machten Konjekturen, in welchem Hause wohl der alte ehrwürdige Voss wohnen könne, ob einer der uns begegnenden Herren vielleicht Creuzer oder Schlosser sei, schauten von der Neckarbrücke nach Osten in die geheimnisvollen Berge des Odenwaldes, nach Westen in die weite Rheinebne und auf die fernen Vogesen, stiegen endlich auf das Schloß, und schwelgten in den Aussichten vom Stückgarten, vom Altane, vom Garteneck. Das war eine Natur, schöner und malerischer als ich sie kaum geträumt; hier ein Jahr zu wohnen, die dunkeln Thäler zu durchwandern, den Reiz der Landschaft auszukosten - diese Erwartung gewährte das Gefühl des reinsten Glückes.

Eine Wohnung fanden wir beim Schaffner Hepp im Kalten Thale, mit einer Aussicht ganz nach Wunsch; das vordere Zimmer sah auf den grünen Heiligenberg, das hintere blickte zum Schlosse hinauf. An dem Mittagstische, der auch im Hause gegeben ward, trafen wir einige Bekannte aus Berlin, und so gestaltete sich alles zum behaglichsten Aufenthalte.

Mein gütiger Vater hatte mir von den Gebrüdern Schickler einen offnen Kreditbrief an den Banquier Fries in Heidelberg ausfertigen lassen. Ich wanderte damit nach der Krappfabrik vor dem Mannheimer Thore auf dem Wege nach Rohrbach gelegen, und ward von Herrn Fries auf das freundlichste empfangen. Er fragte mich unumwunden, gleich nach der ersten Begrüßung, wieviel ich brauche? Dies setzte mich in Verlegenheit: denn da es

meiner Schwester, der mir seitdem immer für einen Glückstag gegolten hat.

Am folgenden Morgen gingen wir im seligen Gefühle der akademischen Freiheit Arm in Arm durch die Straßen, machten Konjekturen, in welchem Hause wohl der alte ehrwürdige Voss wohnen könne, ob einer der uns begegnenden Herren vielleicht Creuzer oder Schlosser sei, schauten von der Neckarbrücke nach Osten in die geheimnisvollen Berge des Odenwaldes, nach Westen in die weite Rheinebne und auf die fernen Vogesen, stiegen endlich auf das Schloß, und schwelgten in den Aussichten vom Stückgarten, vom Altane, vom Garteneck. Das war eine Natur, schöner und malerischer als ich sie kaum geträumt; hier ein Jahr zu wohnen, die dunkeln Thäler zu durchwandern, den Reiz der Landschaft auszukosten – diese Erwartung gewährte das Gefühl des reinsten Glückes.

Eine Wohnung fanden wir beim Schaffner Hepp im Kalten Thale, mit einer Aussicht ganz nach Wunsch; das vordere Zimmer sah auf den grünen Heiligenberg, das hintere blickte zum Schlosse hinauf. An dem Mittagstische, der auch im Hause gegeben ward, trafen wir einige Bekannte aus Berlin, und so gestaltete sich alles zum behaglichsten Aufenthalte.

Mein gütiger Vater hatte mir von den Gebrüdern Schickler einen offnen Kreditbrief an den Banquier Fries in Heidelberg ausfertigen lassen. Ich wanderte damit nach der Krappfabrik vor dem Mannheimer Thore auf dem Wege nach Rohrbach gelegen, und ward von Herrn Fries auf das freundlichste empfangen. Er fragte mich unumwunden, gleich nach der ersten Begrüßung, wieviel ich brauche? Dies setzte mich in Verlegenheit: denn da es

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[309/0317] meiner Schwester, der mir seitdem immer für einen Glückstag gegolten hat. Am folgenden Morgen gingen wir im seligen Gefühle der akademischen Freiheit Arm in Arm durch die Straßen, machten Konjekturen, in welchem Hause wohl der alte ehrwürdige Voss wohnen könne, ob einer der uns begegnenden Herren vielleicht Creuzer oder Schlosser sei, schauten von der Neckarbrücke nach Osten in die geheimnisvollen Berge des Odenwaldes, nach Westen in die weite Rheinebne und auf die fernen Vogesen, stiegen endlich auf das Schloß, und schwelgten in den Aussichten vom Stückgarten, vom Altane, vom Garteneck. Das war eine Natur, schöner und malerischer als ich sie kaum geträumt; hier ein Jahr zu wohnen, die dunkeln Thäler zu durchwandern, den Reiz der Landschaft auszukosten – diese Erwartung gewährte das Gefühl des reinsten Glückes. Eine Wohnung fanden wir beim Schaffner Hepp im Kalten Thale, mit einer Aussicht ganz nach Wunsch; das vordere Zimmer sah auf den grünen Heiligenberg, das hintere blickte zum Schlosse hinauf. An dem Mittagstische, der auch im Hause gegeben ward, trafen wir einige Bekannte aus Berlin, und so gestaltete sich alles zum behaglichsten Aufenthalte. Mein gütiger Vater hatte mir von den Gebrüdern Schickler einen offnen Kreditbrief an den Banquier Fries in Heidelberg ausfertigen lassen. Ich wanderte damit nach der Krappfabrik vor dem Mannheimer Thore auf dem Wege nach Rohrbach gelegen, und ward von Herrn Fries auf das freundlichste empfangen. Er fragte mich unumwunden, gleich nach der ersten Begrüßung, wieviel ich brauche? Dies setzte mich in Verlegenheit: denn da es

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/317>, abgerufen am 25.11.2024.