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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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nach seinem Sinne war. Ueber die Verhandlungen dieser Einigung erfuhr man im Publikum, daß wegen der Lehrmeinungen und Kirchengebräuche in der zusammenberufenen Kommission sehr bald eine Uebereinstimmung erreicht sei, daß aber die Zusammenwerfung des Kirchenvermögens und der zeitlichen Güter die allergrösten Schwierigkeiten verursacht habe, und gar nicht zu Stande gekommen sei. Allein Schleiermachers versöhnlicher Geist beseelte doch nicht alle seine Schüler. Dies erfuhr ich an einem meiner liebsten Jugendfreunde, dem Domkandidaten Pauli. Er war der Neffe meines innig verehrten Lehrers, des Predigers Pauli, und hing an Schleiermacher mit einer wahrhaft begeisterten Hingebung. So eben hatte er seine theologischen Studien vollendet, war in die Zahl der Domkandidaten aufgenommen, und sah durch seine bevorstehende Anstellung in der Hauptstadt einer glänzenden Laufbahn entgegen. Frei von jeder religiösen Unduldsamkeit, in den Klassikern wohl bewandert, von einer wahrhaft gediegenen Bildung, konnte er es doch mit seinem Gewissen nicht vereinigen, der evangelischen Union beizutreten. Er ergriff mit Begierde die Gelegenheit, eine ärmliche Landpfarre in der Nähe von Bremen anzutreten, wo er ganz seiner Ueberzeugung treu bleiben konnte. Hier lebte er im Kreise seiner Familie mehrere Jahre lang in äußerer und innerer Beschränkung. Endlich that eine bessere Versorgung in Bremen sich auf, wo er in unermüdeter Wirksamkeit durch Lehre und Beispiel bis zu seinem Tode thätig blieb. So oft wir uns nach langen Zwischenräumen in Bremen oder Berlin wieder zusammenfanden, so erneuerte sich allsogleich das alte vertraute Jugendverhältniß, und Schleiermacher bildete immer den Ausgangspunkt

nach seinem Sinne war. Ueber die Verhandlungen dieser Einigung erfuhr man im Publikum, daß wegen der Lehrmeinungen und Kirchengebräuche in der zusammenberufenen Kommission sehr bald eine Uebereinstimmung erreicht sei, daß aber die Zusammenwerfung des Kirchenvermögens und der zeitlichen Güter die allergrösten Schwierigkeiten verursacht habe, und gar nicht zu Stande gekommen sei. Allein Schleiermachers versöhnlicher Geist beseelte doch nicht alle seine Schüler. Dies erfuhr ich an einem meiner liebsten Jugendfreunde, dem Domkandidaten Pauli. Er war der Neffe meines innig verehrten Lehrers, des Predigers Pauli, und hing an Schleiermacher mit einer wahrhaft begeisterten Hingebung. So eben hatte er seine theologischen Studien vollendet, war in die Zahl der Domkandidaten aufgenommen, und sah durch seine bevorstehende Anstellung in der Hauptstadt einer glänzenden Laufbahn entgegen. Frei von jeder religiösen Unduldsamkeit, in den Klassikern wohl bewandert, von einer wahrhaft gediegenen Bildung, konnte er es doch mit seinem Gewissen nicht vereinigen, der evangelischen Union beizutreten. Er ergriff mit Begierde die Gelegenheit, eine ärmliche Landpfarre in der Nähe von Bremen anzutreten, wo er ganz seiner Ueberzeugung treu bleiben konnte. Hier lebte er im Kreise seiner Familie mehrere Jahre lang in äußerer und innerer Beschränkung. Endlich that eine bessere Versorgung in Bremen sich auf, wo er in unermüdeter Wirksamkeit durch Lehre und Beispiel bis zu seinem Tode thätig blieb. So oft wir uns nach langen Zwischenräumen in Bremen oder Berlin wieder zusammenfanden, so erneuerte sich allsogleich das alte vertraute Jugendverhältniß, und Schleiermacher bildete immer den Ausgangspunkt

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nach seinem Sinne war. Ueber die Verhandlungen dieser Einigung erfuhr man im Publikum, daß wegen der Lehrmeinungen und Kirchengebräuche in der zusammenberufenen Kommission sehr bald eine Uebereinstimmung erreicht sei, daß aber die Zusammenwerfung des Kirchenvermögens und der zeitlichen Güter die allergrösten Schwierigkeiten verursacht habe, und gar nicht zu Stande gekommen sei. Allein Schleiermachers versöhnlicher Geist beseelte doch nicht alle seine Schüler. Dies erfuhr ich an einem meiner liebsten Jugendfreunde, dem Domkandidaten Pauli. Er war der Neffe meines innig verehrten Lehrers, des Predigers Pauli, und hing an Schleiermacher mit einer wahrhaft begeisterten Hingebung. So eben hatte er seine theologischen Studien vollendet, war in die Zahl der Domkandidaten aufgenommen, und sah durch seine bevorstehende Anstellung in der Hauptstadt einer glänzenden Laufbahn entgegen. Frei von jeder religiösen Unduldsamkeit, in den Klassikern wohl bewandert, von einer wahrhaft gediegenen Bildung, konnte er es doch mit seinem Gewissen nicht vereinigen, der evangelischen Union beizutreten. Er ergriff mit Begierde die Gelegenheit, eine ärmliche Landpfarre in der Nähe von Bremen anzutreten, wo er ganz seiner Ueberzeugung treu bleiben konnte. Hier lebte er im Kreise seiner Familie mehrere Jahre lang in äußerer und innerer Beschränkung. Endlich that eine bessere Versorgung in Bremen sich auf, wo er in unermüdeter Wirksamkeit durch Lehre und Beispiel bis zu seinem Tode thätig blieb. So oft wir uns nach langen Zwischenräumen in Bremen oder Berlin wieder zusammenfanden, so erneuerte sich allsogleich das alte vertraute Jugendverhältniß, und Schleiermacher bildete immer den Ausgangspunkt
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[231/0239] nach seinem Sinne war. Ueber die Verhandlungen dieser Einigung erfuhr man im Publikum, daß wegen der Lehrmeinungen und Kirchengebräuche in der zusammenberufenen Kommission sehr bald eine Uebereinstimmung erreicht sei, daß aber die Zusammenwerfung des Kirchenvermögens und der zeitlichen Güter die allergrösten Schwierigkeiten verursacht habe, und gar nicht zu Stande gekommen sei. Allein Schleiermachers versöhnlicher Geist beseelte doch nicht alle seine Schüler. Dies erfuhr ich an einem meiner liebsten Jugendfreunde, dem Domkandidaten Pauli. Er war der Neffe meines innig verehrten Lehrers, des Predigers Pauli, und hing an Schleiermacher mit einer wahrhaft begeisterten Hingebung. So eben hatte er seine theologischen Studien vollendet, war in die Zahl der Domkandidaten aufgenommen, und sah durch seine bevorstehende Anstellung in der Hauptstadt einer glänzenden Laufbahn entgegen. Frei von jeder religiösen Unduldsamkeit, in den Klassikern wohl bewandert, von einer wahrhaft gediegenen Bildung, konnte er es doch mit seinem Gewissen nicht vereinigen, der evangelischen Union beizutreten. Er ergriff mit Begierde die Gelegenheit, eine ärmliche Landpfarre in der Nähe von Bremen anzutreten, wo er ganz seiner Ueberzeugung treu bleiben konnte. Hier lebte er im Kreise seiner Familie mehrere Jahre lang in äußerer und innerer Beschränkung. Endlich that eine bessere Versorgung in Bremen sich auf, wo er in unermüdeter Wirksamkeit durch Lehre und Beispiel bis zu seinem Tode thätig blieb. So oft wir uns nach langen Zwischenräumen in Bremen oder Berlin wieder zusammenfanden, so erneuerte sich allsogleich das alte vertraute Jugendverhältniß, und Schleiermacher bildete immer den Ausgangspunkt

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/239>, abgerufen am 24.11.2024.