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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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stand an der Hand meines Vaters vor dem K. Palais, wo die neugierigen Zuschauer in sehr geringer Anzahl sich versammelt hatten. Mehrere Regimenter zu Fuß und zu Roß zogen dichtgedrängt dahin. Da entstand ein leerer Raum; ein kleiner Mann auf einem weißen Pferde, gefolgt von einem Reitertrupp in glänzenden Uniformen, ritt langsam gegen das Schloß hin, nach allen Seiten sich lebhaft umsehend. Das ist der Kaiser Napoleon, sagte mein Vater. Wir sahen ihm lange nach, und gingen auf einem Umwege nach Hause, weil die damalige Hundebrücke, eine erbärmliche hölzerne Zugbrücke, an deren Stelle jetzt die Schloßbrücke getreten ist, gesperrt war, und der Schloßplatz dicht voll französischen Militärs stand.

Ueber die großen Lieferungen von Kriegsbedürfnissen und die unerschwinglichen Kontributionen hörte man von allen Seiten laute Klagen. Es kam wirklich schlimmer, als selbst die Muthlosesten vor dem Kriege gefürchtet. Die französischen Soldaten wurden bei den Bürgern einquartirt, und unser Haus, als das stattlichste in der Brüderstraße, erhielt gewöhnlich die schwerste Belastung von Obersten und Generalen. Nicolai mußte die ganze Vorderfront seines Hauses den fremden Gästen öffnen. Es ist mir erinnerlich, daß wir einige Zeit 22 Personen und 12 Pferde Einquartirung hatten. Im Hofe befand sich ein Stall für 6 Pferde; denn es gehörte in jenen Zeiten zu den Vorzügen eines wohleingerichteten Hauses, bei einem Besuche vom Lande nicht bloß Gaststuben für die Ankommenden, sondern auch Stallung und eine gut gefüllte Futterkammer bereit zu halten. Allein dies reichte jetzt bei weitem nicht aus; viele Pferde mußten auf dem Hofe untergebracht werden, wo die Gallerie bei Regenwetter

stand an der Hand meines Vaters vor dem K. Palais, wo die neugierigen Zuschauer in sehr geringer Anzahl sich versammelt hatten. Mehrere Regimenter zu Fuß und zu Roß zogen dichtgedrängt dahin. Da entstand ein leerer Raum; ein kleiner Mann auf einem weißen Pferde, gefolgt von einem Reitertrupp in glänzenden Uniformen, ritt langsam gegen das Schloß hin, nach allen Seiten sich lebhaft umsehend. Das ist der Kaiser Napoléon, sagte mein Vater. Wir sahen ihm lange nach, und gingen auf einem Umwege nach Hause, weil die damalige Hundebrücke, eine erbärmliche hölzerne Zugbrücke, an deren Stelle jetzt die Schloßbrücke getreten ist, gesperrt war, und der Schloßplatz dicht voll französischen Militärs stand.

Ueber die großen Lieferungen von Kriegsbedürfnissen und die unerschwinglichen Kontributionen hörte man von allen Seiten laute Klagen. Es kam wirklich schlimmer, als selbst die Muthlosesten vor dem Kriege gefürchtet. Die französischen Soldaten wurden bei den Bürgern einquartirt, und unser Haus, als das stattlichste in der Brüderstraße, erhielt gewöhnlich die schwerste Belastung von Obersten und Generalen. Nicolai mußte die ganze Vorderfront seines Hauses den fremden Gästen öffnen. Es ist mir erinnerlich, daß wir einige Zeit 22 Personen und 12 Pferde Einquartirung hatten. Im Hofe befand sich ein Stall für 6 Pferde; denn es gehörte in jenen Zeiten zu den Vorzügen eines wohleingerichteten Hauses, bei einem Besuche vom Lande nicht bloß Gaststuben für die Ankommenden, sondern auch Stallung und eine gut gefüllte Futterkammer bereit zu halten. Allein dies reichte jetzt bei weitem nicht aus; viele Pferde mußten auf dem Hofe untergebracht werden, wo die Gallerie bei Regenwetter

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[68/0080] stand an der Hand meines Vaters vor dem K. Palais, wo die neugierigen Zuschauer in sehr geringer Anzahl sich versammelt hatten. Mehrere Regimenter zu Fuß und zu Roß zogen dichtgedrängt dahin. Da entstand ein leerer Raum; ein kleiner Mann auf einem weißen Pferde, gefolgt von einem Reitertrupp in glänzenden Uniformen, ritt langsam gegen das Schloß hin, nach allen Seiten sich lebhaft umsehend. Das ist der Kaiser Napoléon, sagte mein Vater. Wir sahen ihm lange nach, und gingen auf einem Umwege nach Hause, weil die damalige Hundebrücke, eine erbärmliche hölzerne Zugbrücke, an deren Stelle jetzt die Schloßbrücke getreten ist, gesperrt war, und der Schloßplatz dicht voll französischen Militärs stand. Ueber die großen Lieferungen von Kriegsbedürfnissen und die unerschwinglichen Kontributionen hörte man von allen Seiten laute Klagen. Es kam wirklich schlimmer, als selbst die Muthlosesten vor dem Kriege gefürchtet. Die französischen Soldaten wurden bei den Bürgern einquartirt, und unser Haus, als das stattlichste in der Brüderstraße, erhielt gewöhnlich die schwerste Belastung von Obersten und Generalen. Nicolai mußte die ganze Vorderfront seines Hauses den fremden Gästen öffnen. Es ist mir erinnerlich, daß wir einige Zeit 22 Personen und 12 Pferde Einquartirung hatten. Im Hofe befand sich ein Stall für 6 Pferde; denn es gehörte in jenen Zeiten zu den Vorzügen eines wohleingerichteten Hauses, bei einem Besuche vom Lande nicht bloß Gaststuben für die Ankommenden, sondern auch Stallung und eine gut gefüllte Futterkammer bereit zu halten. Allein dies reichte jetzt bei weitem nicht aus; viele Pferde mußten auf dem Hofe untergebracht werden, wo die Gallerie bei Regenwetter

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/80>, abgerufen am 22.11.2024.