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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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umgeben. Seine Stube wurde daher grün angestrichen, Sopha und Stühle grün überzogen, und beim Abendessen trug er einen grünen Schlafrock; beim Mittagstische habe ich ihn nie anders gesehn als in einem hellgrauen Rocke, schwarzen kurzen Beinkleidern, schwarzen Strümpfen und einer Weste mit Schößen. Er trug, so lange ich ihn gekannt, keine Perücke, sondern das graue gepuderte Haar aus der Stirn gekämmt, und hinten zu einem mäßig starken Zopfe ohne Haarbeutel vereinigt.

Viele Jahre nach seinem Tode sagte mir Herr v. Rumohr, der berühmte Kunstkenner und Kunsthistoriker, er habe meinen Grosvater auch noch gekannt, und es sei ihm merkwürdig gewesen, daß Nicolai noch im höchsten Alter sehr reine Wäsche getragen. Eine Bemerkung, die den feinen Beobachter charakterisirt!

Nicolais Stimme war nicht vom Alter gebrochen; sie hatte einen klaren angenehmen Klang; da er gern und viel erzählte, so sind mir alle Modulationen derselben sehr treu im Ohre geblieben. Auch einzelne Redensarten haben sich mir eingeprägt; so gebrauchte er öfter den Ausdruck: das ist platt unmöglich! und ich dachte in der Stille nach, wie denn wohl das platte mit dem unmöglichen zusammenhängen könne. Einst erzählte er eine mir gänzlich entschwundene Geschichte von dem Discantsänger Concialini (?), der unter Friedrich II. in der italiänischen Oper das Publikum entzückt, sich aber bei irgend einer Gelegenheit unpassend benommen hatte. "Ja, ja", sagte der Grosvater zum Schlusse, "Musikanten und Komödianten, das ist lauter Kesselflickervolk!"

Einst sah ich auf des Grosvaters Schreibtische mehrere winzig kleine Bücher, kaum einen Zoll lang und breit

umgeben. Seine Stube wurde daher grün angestrichen, Sopha und Stühle grün überzogen, und beim Abendessen trug er einen grünen Schlafrock; beim Mittagstische habe ich ihn nie anders gesehn als in einem hellgrauen Rocke, schwarzen kurzen Beinkleidern, schwarzen Strümpfen und einer Weste mit Schößen. Er trug, so lange ich ihn gekannt, keine Perücke, sondern das graue gepuderte Haar aus der Stirn gekämmt, und hinten zu einem mäßig starken Zopfe ohne Haarbeutel vereinigt.

Viele Jahre nach seinem Tode sagte mir Herr v. Rumohr, der berühmte Kunstkenner und Kunsthistoriker, er habe meinen Grosvater auch noch gekannt, und es sei ihm merkwürdig gewesen, daß Nicolai noch im höchsten Alter sehr reine Wäsche getragen. Eine Bemerkung, die den feinen Beobachter charakterisirt!

Nicolais Stimme war nicht vom Alter gebrochen; sie hatte einen klaren angenehmen Klang; da er gern und viel erzählte, so sind mir alle Modulationen derselben sehr treu im Ohre geblieben. Auch einzelne Redensarten haben sich mir eingeprägt; so gebrauchte er öfter den Ausdruck: das ist platt unmöglich! und ich dachte in der Stille nach, wie denn wohl das platte mit dem unmöglichen zusammenhängen könne. Einst erzählte er eine mir gänzlich entschwundene Geschichte von dem Discantsänger Concialini (?), der unter Friedrich II. in der italiänischen Oper das Publikum entzückt, sich aber bei irgend einer Gelegenheit unpassend benommen hatte. „Ja, ja“, sagte der Grosvater zum Schlusse, „Musikanten und Komödianten, das ist lauter Kesselflickervolk!“

Einst sah ich auf des Grosvaters Schreibtische mehrere winzig kleine Bücher, kaum einen Zoll lang und breit

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[53/0065] umgeben. Seine Stube wurde daher grün angestrichen, Sopha und Stühle grün überzogen, und beim Abendessen trug er einen grünen Schlafrock; beim Mittagstische habe ich ihn nie anders gesehn als in einem hellgrauen Rocke, schwarzen kurzen Beinkleidern, schwarzen Strümpfen und einer Weste mit Schößen. Er trug, so lange ich ihn gekannt, keine Perücke, sondern das graue gepuderte Haar aus der Stirn gekämmt, und hinten zu einem mäßig starken Zopfe ohne Haarbeutel vereinigt. Viele Jahre nach seinem Tode sagte mir Herr v. Rumohr, der berühmte Kunstkenner und Kunsthistoriker, er habe meinen Grosvater auch noch gekannt, und es sei ihm merkwürdig gewesen, daß Nicolai noch im höchsten Alter sehr reine Wäsche getragen. Eine Bemerkung, die den feinen Beobachter charakterisirt! Nicolais Stimme war nicht vom Alter gebrochen; sie hatte einen klaren angenehmen Klang; da er gern und viel erzählte, so sind mir alle Modulationen derselben sehr treu im Ohre geblieben. Auch einzelne Redensarten haben sich mir eingeprägt; so gebrauchte er öfter den Ausdruck: das ist platt unmöglich! und ich dachte in der Stille nach, wie denn wohl das platte mit dem unmöglichen zusammenhängen könne. Einst erzählte er eine mir gänzlich entschwundene Geschichte von dem Discantsänger Concialini (?), der unter Friedrich II. in der italiänischen Oper das Publikum entzückt, sich aber bei irgend einer Gelegenheit unpassend benommen hatte. „Ja, ja“, sagte der Grosvater zum Schlusse, „Musikanten und Komödianten, das ist lauter Kesselflickervolk!“ Einst sah ich auf des Grosvaters Schreibtische mehrere winzig kleine Bücher, kaum einen Zoll lang und breit

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/65>, abgerufen am 22.11.2024.