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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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es doch später oft mit Genugthuung hervorgehoben, daß die Deutschen der Hülfe dieses französischen Feldherrn nicht bedurft, um ihre Freiheit zu erringen. Das Regenwetter war an diesem Tage fürchterlich gewesen, und hatte nicht wenig zur Niederlage der Oestreicher beigetragen. Die Gewehre gingen nicht mehr los, und da hatte die Reiterei von Latour-Maubourg leichtes Spiel. Napoleon kam den ganzen Tag nicht vom Pferde, und wurde so durchnäßt, daß man ihm am Abende die Stiefeln von den Füßen schneiden mußte.

Die Stadt Dresden litt in dieser Schlacht nur wenig, außer daß in dem schönen Moczinskischen Garten eine französische Batterie errichtet ward, aber die übergroße Menge von Gefangenen und Verwundeten brachte viele Nachtheile. Typhus und Dysenterie nahmen in den Spitälern überhand, auch die Einwohner wurden davon ergriffen. Wir waren in großer Besorgniß wegen der Schwester meines Vaters, der guten Tante Keiner, die dort in der Vorstadt, nicht weit vom Falkenschlage wohnte, wegen Körners Aeltern und wegen vieler andern lieben Freunde. Die Verbindung mit Berlin war gänzlich unterbrochen, und lange Zeit blieben wir ohne alle Nachrichten.

Napoleon benutzte diesen Sieg von Dresden mit gewohnter Schnelligkeit, indem er den Marschall Vandamme über das sächsische Erzgebirge nach Böhmen und geraden Wegs gegen Prag sandte. Doch gleich beim Herabsteigen von den Bergen fand Vandamme ein preußisch-russisches Heer, bei dem auch der König von Preußen zugegen war. Die Schlacht entbrannte am Abhange des Gebirges bei Kulm, und stand lange unentschieden, bis am Nachmittage der preußische General von Kleist mit seinem bei

es doch später oft mit Genugthuung hervorgehoben, daß die Deutschen der Hülfe dieses französischen Feldherrn nicht bedurft, um ihre Freiheit zu erringen. Das Regenwetter war an diesem Tage fürchterlich gewesen, und hatte nicht wenig zur Niederlage der Oestreicher beigetragen. Die Gewehre gingen nicht mehr los, und da hatte die Reiterei von Latour-Maubourg leichtes Spiel. Napoléon kam den ganzen Tag nicht vom Pferde, und wurde so durchnäßt, daß man ihm am Abende die Stiefeln von den Füßen schneiden mußte.

Die Stadt Dresden litt in dieser Schlacht nur wenig, außer daß in dem schönen Moczinskischen Garten eine französische Batterie errichtet ward, aber die übergroße Menge von Gefangenen und Verwundeten brachte viele Nachtheile. Typhus und Dysenterie nahmen in den Spitälern überhand, auch die Einwohner wurden davon ergriffen. Wir waren in großer Besorgniß wegen der Schwester meines Vaters, der guten Tante Keiner, die dort in der Vorstadt, nicht weit vom Falkenschlage wohnte, wegen Körners Aeltern und wegen vieler andern lieben Freunde. Die Verbindung mit Berlin war gänzlich unterbrochen, und lange Zeit blieben wir ohne alle Nachrichten.

Napoléon benutzte diesen Sieg von Dresden mit gewohnter Schnelligkeit, indem er den Marschall Vandamme über das sächsische Erzgebirge nach Böhmen und geraden Wegs gegen Prag sandte. Doch gleich beim Herabsteigen von den Bergen fand Vandamme ein preußisch-russisches Heer, bei dem auch der König von Preußen zugegen war. Die Schlacht entbrannte am Abhange des Gebirges bei Kulm, und stand lange unentschieden, bis am Nachmittage der preußische General von Kleist mit seinem bei

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[383/0395] es doch später oft mit Genugthuung hervorgehoben, daß die Deutschen der Hülfe dieses französischen Feldherrn nicht bedurft, um ihre Freiheit zu erringen. Das Regenwetter war an diesem Tage fürchterlich gewesen, und hatte nicht wenig zur Niederlage der Oestreicher beigetragen. Die Gewehre gingen nicht mehr los, und da hatte die Reiterei von Latour-Maubourg leichtes Spiel. Napoléon kam den ganzen Tag nicht vom Pferde, und wurde so durchnäßt, daß man ihm am Abende die Stiefeln von den Füßen schneiden mußte. Die Stadt Dresden litt in dieser Schlacht nur wenig, außer daß in dem schönen Moczinskischen Garten eine französische Batterie errichtet ward, aber die übergroße Menge von Gefangenen und Verwundeten brachte viele Nachtheile. Typhus und Dysenterie nahmen in den Spitälern überhand, auch die Einwohner wurden davon ergriffen. Wir waren in großer Besorgniß wegen der Schwester meines Vaters, der guten Tante Keiner, die dort in der Vorstadt, nicht weit vom Falkenschlage wohnte, wegen Körners Aeltern und wegen vieler andern lieben Freunde. Die Verbindung mit Berlin war gänzlich unterbrochen, und lange Zeit blieben wir ohne alle Nachrichten. Napoléon benutzte diesen Sieg von Dresden mit gewohnter Schnelligkeit, indem er den Marschall Vandamme über das sächsische Erzgebirge nach Böhmen und geraden Wegs gegen Prag sandte. Doch gleich beim Herabsteigen von den Bergen fand Vandamme ein preußisch-russisches Heer, bei dem auch der König von Preußen zugegen war. Die Schlacht entbrannte am Abhange des Gebirges bei Kulm, und stand lange unentschieden, bis am Nachmittage der preußische General von Kleist mit seinem bei

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/395>, abgerufen am 22.11.2024.