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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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Scharnhorsts System, ganz trefflich ein Theil der in der nächsten Umgebung ausgehobenen Landwehr. Man beschränkte sich auf eine strenge Einschließung der festen Plätze, weil man wohl wußte, daß bei einem glücklichen Ausgange des Krieges sie von selbst fallen würden.

Ernsthaftere Anstalten wurden jedoch bei der Festung Spandau gemacht, die nur 2 Meilen von Berlin gelegen, als die Citadelle der Hauptstadt betrachtet werden kann. Das kleine Nest ist auf 3 Seiten von Wasser umgeben, und daher nicht leicht zu beschießen. Der französische Kommandant war mit guten Vorräthen versehn, und wehrte sich nach Leibeskräften. Es wurde von den Preußen eine Belagerung nach allen strategischen Regeln angefangen. Die Beschießung dauerte mehrere Wochen, und der Spandauer Wind (so heißt bei den Berlinern der einen großen Theil des Jahres wehende Südwest) brachte sehr deutlich das Dröhnen des Kanonendonners herüber. Die Preußen glaubten eine hinlängliche Bresche in den Wall nach der Landseite zu gelegt zu haben, und versuchten unvorsichtig einen Sturm; allein sie fanden beim Anrücken einen tiefen Wassergraben, von dem sie nichts gewußt, und mußten mit großem Verluste zurückweichen. Nun ward die Beschießung eifrig fortgesetzt; man ließ einen Regen von Bomben auf die kleine Festung herabfallen.

Vetter Fritz beschloß hinüberzufahren, um sich die Sache in der Nähe anzusehn. Nur mit Mühe und auf unser inständiges Bitten erhielt er von meinem Vater die Erlaubniß, uns beide, Fritz und mich mitzunehmen. Das war für uns ein unaussprechliches Gaudium. In warme Mäntel gehüllt, mit einigem Mundvorrathe und mit noch mehr Ermahnungen versehn fuhren wir mit dem Vetter ab.

Scharnhorsts System, ganz trefflich ein Theil der in der nächsten Umgebung ausgehobenen Landwehr. Man beschränkte sich auf eine strenge Einschließung der festen Plätze, weil man wohl wußte, daß bei einem glücklichen Ausgange des Krieges sie von selbst fallen würden.

Ernsthaftere Anstalten wurden jedoch bei der Festung Spandau gemacht, die nur 2 Meilen von Berlin gelegen, als die Citadelle der Hauptstadt betrachtet werden kann. Das kleine Nest ist auf 3 Seiten von Wasser umgeben, und daher nicht leicht zu beschießen. Der französische Kommandant war mit guten Vorräthen versehn, und wehrte sich nach Leibeskräften. Es wurde von den Preußen eine Belagerung nach allen strategischen Regeln angefangen. Die Beschießung dauerte mehrere Wochen, und der Spandauer Wind (so heißt bei den Berlinern der einen großen Theil des Jahres wehende Südwest) brachte sehr deutlich das Dröhnen des Kanonendonners herüber. Die Preußen glaubten eine hinlängliche Bresche in den Wall nach der Landseite zu gelegt zu haben, und versuchten unvorsichtig einen Sturm; allein sie fanden beim Anrücken einen tiefen Wassergraben, von dem sie nichts gewußt, und mußten mit großem Verluste zurückweichen. Nun ward die Beschießung eifrig fortgesetzt; man ließ einen Regen von Bomben auf die kleine Festung herabfallen.

Vetter Fritz beschloß hinüberzufahren, um sich die Sache in der Nähe anzusehn. Nur mit Mühe und auf unser inständiges Bitten erhielt er von meinem Vater die Erlaubniß, uns beide, Fritz und mich mitzunehmen. Das war für uns ein unaussprechliches Gaudium. In warme Mäntel gehüllt, mit einigem Mundvorrathe und mit noch mehr Ermahnungen versehn fuhren wir mit dem Vetter ab.

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[349/0361] Scharnhorsts System, ganz trefflich ein Theil der in der nächsten Umgebung ausgehobenen Landwehr. Man beschränkte sich auf eine strenge Einschließung der festen Plätze, weil man wohl wußte, daß bei einem glücklichen Ausgange des Krieges sie von selbst fallen würden. Ernsthaftere Anstalten wurden jedoch bei der Festung Spandau gemacht, die nur 2 Meilen von Berlin gelegen, als die Citadelle der Hauptstadt betrachtet werden kann. Das kleine Nest ist auf 3 Seiten von Wasser umgeben, und daher nicht leicht zu beschießen. Der französische Kommandant war mit guten Vorräthen versehn, und wehrte sich nach Leibeskräften. Es wurde von den Preußen eine Belagerung nach allen strategischen Regeln angefangen. Die Beschießung dauerte mehrere Wochen, und der Spandauer Wind (so heißt bei den Berlinern der einen großen Theil des Jahres wehende Südwest) brachte sehr deutlich das Dröhnen des Kanonendonners herüber. Die Preußen glaubten eine hinlängliche Bresche in den Wall nach der Landseite zu gelegt zu haben, und versuchten unvorsichtig einen Sturm; allein sie fanden beim Anrücken einen tiefen Wassergraben, von dem sie nichts gewußt, und mußten mit großem Verluste zurückweichen. Nun ward die Beschießung eifrig fortgesetzt; man ließ einen Regen von Bomben auf die kleine Festung herabfallen. Vetter Fritz beschloß hinüberzufahren, um sich die Sache in der Nähe anzusehn. Nur mit Mühe und auf unser inständiges Bitten erhielt er von meinem Vater die Erlaubniß, uns beide, Fritz und mich mitzunehmen. Das war für uns ein unaussprechliches Gaudium. In warme Mäntel gehüllt, mit einigem Mundvorrathe und mit noch mehr Ermahnungen versehn fuhren wir mit dem Vetter ab.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/361>, abgerufen am 22.11.2024.