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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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sie habe er Anwartschaft auf eine gute Stelle; er sei jetzt Vice-Portechaisenträger-Substitut, und hoffe nach und nach bis zum Portechaisenträger hinaufzurücken!

Einen großen Genuß gewährten die Ausflüge nach dem Plauenschen Grunde, nach Potschapel und nach Tharandt. Mein Vater erzählte uns mehr als einmal, daß im Jahre 1780, wo er in Dresden lebte, der Plauensche Grund fast ganz unbekannt gewesen sei. Man habe wohl gewußt, daß der Kurfürst August der Starke bei seinen Parforce-Jagden Hirsche von den steilen Felsen beim Hegereiter herabgestürzt, aber niemand hielt es der Mühe werth, den Ort zu besuchen. Da machte mein Vater mit einigen kurländischen Edelleuten einen Spazierritt nach jenem Grunde, den sie so unwegsam fanden, daß sie kaum mit ihren Pferden am dichtbewachsenen Ufer der schäumenden Weiseritz vorwärts konnten; aber die herrliche wilde Natur machte einen solchen Eindruck, daß sie nicht müde wurden, den Ruhm des Plauenschen Grundes unter den zahlreichen, in Dresden vorhandenen Fremden, und demnächst in der Stadt zu verbreiten. Nach und nach sorgte man für bessere Wege, doch war im Jahre 1812 der Grund in einem sehr primitiven Zustande. Der Hegereiter führte noch seinen Namen mit der That; das niedrige Häuschen wurde von einem wirklichen Hegereiter bewohnt, der den seltnen Gästen etwas Milch, Brodt und schlechten Meißner Wein unter der schattigen Linde verabreichte; an Sonn- und Festtagen fand sich auch klarer Blümchen-Kaffee für die verwöhnten Städter und Heu für ein paar Einspänner.

Zwar führte ein leidlicher Fahrweg durch den Grund, und die steinerne Brücke beim Hegereiter war schon erbaut, aber weiterhin betrat man eine vollkommene Wald-

sie habe er Anwartschaft auf eine gute Stelle; er sei jetzt Vice-Portechaisenträger-Substitut, und hoffe nach und nach bis zum Portechaisenträger hinaufzurücken!

Einen großen Genuß gewährten die Ausflüge nach dem Plauenschen Grunde, nach Potschapel und nach Tharandt. Mein Vater erzählte uns mehr als einmal, daß im Jahre 1780, wo er in Dresden lebte, der Plauensche Grund fast ganz unbekannt gewesen sei. Man habe wohl gewußt, daß der Kurfürst August der Starke bei seinen Parforce-Jagden Hirsche von den steilen Felsen beim Hegereiter herabgestürzt, aber niemand hielt es der Mühe werth, den Ort zu besuchen. Da machte mein Vater mit einigen kurländischen Edelleuten einen Spazierritt nach jenem Grunde, den sie so unwegsam fanden, daß sie kaum mit ihren Pferden am dichtbewachsenen Ufer der schäumenden Weiseritz vorwärts konnten; aber die herrliche wilde Natur machte einen solchen Eindruck, daß sie nicht müde wurden, den Ruhm des Plauenschen Grundes unter den zahlreichen, in Dresden vorhandenen Fremden, und demnächst in der Stadt zu verbreiten. Nach und nach sorgte man für bessere Wege, doch war im Jahre 1812 der Grund in einem sehr primitiven Zustande. Der Hegereiter führte noch seinen Namen mit der That; das niedrige Häuschen wurde von einem wirklichen Hegereiter bewohnt, der den seltnen Gästen etwas Milch, Brodt und schlechten Meißner Wein unter der schattigen Linde verabreichte; an Sonn- und Festtagen fand sich auch klarer Blümchen-Kaffee für die verwöhnten Städter und Heu für ein paar Einspänner.

Zwar führte ein leidlicher Fahrweg durch den Grund, und die steinerne Brücke beim Hegereiter war schon erbaut, aber weiterhin betrat man eine vollkommene Wald-

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[298/0310] sie habe er Anwartschaft auf eine gute Stelle; er sei jetzt Vice-Portechaisenträger-Substitut, und hoffe nach und nach bis zum Portechaisenträger hinaufzurücken! Einen großen Genuß gewährten die Ausflüge nach dem Plauenschen Grunde, nach Potschapel und nach Tharandt. Mein Vater erzählte uns mehr als einmal, daß im Jahre 1780, wo er in Dresden lebte, der Plauensche Grund fast ganz unbekannt gewesen sei. Man habe wohl gewußt, daß der Kurfürst August der Starke bei seinen Parforce-Jagden Hirsche von den steilen Felsen beim Hegereiter herabgestürzt, aber niemand hielt es der Mühe werth, den Ort zu besuchen. Da machte mein Vater mit einigen kurländischen Edelleuten einen Spazierritt nach jenem Grunde, den sie so unwegsam fanden, daß sie kaum mit ihren Pferden am dichtbewachsenen Ufer der schäumenden Weiseritz vorwärts konnten; aber die herrliche wilde Natur machte einen solchen Eindruck, daß sie nicht müde wurden, den Ruhm des Plauenschen Grundes unter den zahlreichen, in Dresden vorhandenen Fremden, und demnächst in der Stadt zu verbreiten. Nach und nach sorgte man für bessere Wege, doch war im Jahre 1812 der Grund in einem sehr primitiven Zustande. Der Hegereiter führte noch seinen Namen mit der That; das niedrige Häuschen wurde von einem wirklichen Hegereiter bewohnt, der den seltnen Gästen etwas Milch, Brodt und schlechten Meißner Wein unter der schattigen Linde verabreichte; an Sonn- und Festtagen fand sich auch klarer Blümchen-Kaffee für die verwöhnten Städter und Heu für ein paar Einspänner. Zwar führte ein leidlicher Fahrweg durch den Grund, und die steinerne Brücke beim Hegereiter war schon erbaut, aber weiterhin betrat man eine vollkommene Wald-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/310>, abgerufen am 22.11.2024.