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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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über 2 Jahre gedauert, hörte man unter der Hand, daß Oestreich noch einmal gegen Frankreich rüste. Onkel Eichmann brachte aus dem Kabinette des Staatskanzlers manche vertrauliche Mittheilung an seinen Bruder, und obgleich alles im tiefsten Geheimniß bleiben sollte, so schnappten die neugierigen Kinder doch hin und wieder ein Wort auf. Ganz besonders hatte der Kaiser Franz sich verletzt gefühlt, als in einer diplomatischen Verhandlung Napoleon ihm in der unhöflichsten Weise schrieb: in seiner (Napoleons) Macht habe es i. J. 1805 gestanden, die östreichische Monarchie zu zerstückeln; daß sie noch bestehe, sei nur ein Ausfluß der französischen Gnade!

Nun durfte man wieder hoffen, das fremde Joch von Deutschland abgeschüttelt zu sehn, und wenn auch Preußen, an Händen und Füßen geknebelt, sich in der Unmöglichkeit befand, der deutschen Sache thätige Hülfe zu leisten, so schlugen doch alle preußischen Herzen höher bei dem Gedanken an eine baldige Befreiung.

Allein diese schönen Hofnungen sollten nicht in Erfüllung gehn. Mit derselben Schnelligkeit und derselben niederwerfenden Kraft wie i. J. 1805 beendigte Napoleon auch den Feldzug von 1809. Im Anfange des April verließ er Paris, siegte bei Abensberg, siegte bei Eckmühl, eroberte Regensburg und hielt am 15. Mai seinen Einzug in Wien. Zwar siegten die Oestreicher bei Aspern und Eßlingen, aber der Erzherzog Karl verstand es nicht, den Sieg zu benutzen. Er blieb unthätig auf dem Schlachtfelde stehn, und ließ dem Feinde beinahe 6 Wochen Zeit, auf der Insel Lobau alle seine Kräfte zu concentriren. Am 5. Juli ging Napoleon fast im Angesichte des Feindes über die Donau, und schlug die Oestreicher in der Haupt-

über 2 Jahre gedauert, hörte man unter der Hand, daß Oestreich noch einmal gegen Frankreich rüste. Onkel Eichmann brachte aus dem Kabinette des Staatskanzlers manche vertrauliche Mittheilung an seinen Bruder, und obgleich alles im tiefsten Geheimniß bleiben sollte, so schnappten die neugierigen Kinder doch hin und wieder ein Wort auf. Ganz besonders hatte der Kaiser Franz sich verletzt gefühlt, als in einer diplomatischen Verhandlung Napoléon ihm in der unhöflichsten Weise schrieb: in seiner (Napoléons) Macht habe es i. J. 1805 gestanden, die östreichische Monarchie zu zerstückeln; daß sie noch bestehe, sei nur ein Ausfluß der französischen Gnade!

Nun durfte man wieder hoffen, das fremde Joch von Deutschland abgeschüttelt zu sehn, und wenn auch Preußen, an Händen und Füßen geknebelt, sich in der Unmöglichkeit befand, der deutschen Sache thätige Hülfe zu leisten, so schlugen doch alle preußischen Herzen höher bei dem Gedanken an eine baldige Befreiung.

Allein diese schönen Hofnungen sollten nicht in Erfüllung gehn. Mit derselben Schnelligkeit und derselben niederwerfenden Kraft wie i. J. 1805 beendigte Napoléon auch den Feldzug von 1809. Im Anfange des April verließ er Paris, siegte bei Abensberg, siegte bei Eckmühl, eroberte Regensburg und hielt am 15. Mai seinen Einzug in Wien. Zwar siegten die Oestreicher bei Aspern und Eßlingen, aber der Erzherzog Karl verstand es nicht, den Sieg zu benutzen. Er blieb unthätig auf dem Schlachtfelde stehn, und ließ dem Feinde beinahe 6 Wochen Zeit, auf der Insel Lobau alle seine Kräfte zu concentriren. Am 5. Juli ging Napoléon fast im Angesichte des Feindes über die Donau, und schlug die Oestreicher in der Haupt-

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[271/0283] über 2 Jahre gedauert, hörte man unter der Hand, daß Oestreich noch einmal gegen Frankreich rüste. Onkel Eichmann brachte aus dem Kabinette des Staatskanzlers manche vertrauliche Mittheilung an seinen Bruder, und obgleich alles im tiefsten Geheimniß bleiben sollte, so schnappten die neugierigen Kinder doch hin und wieder ein Wort auf. Ganz besonders hatte der Kaiser Franz sich verletzt gefühlt, als in einer diplomatischen Verhandlung Napoléon ihm in der unhöflichsten Weise schrieb: in seiner (Napoléons) Macht habe es i. J. 1805 gestanden, die östreichische Monarchie zu zerstückeln; daß sie noch bestehe, sei nur ein Ausfluß der französischen Gnade! Nun durfte man wieder hoffen, das fremde Joch von Deutschland abgeschüttelt zu sehn, und wenn auch Preußen, an Händen und Füßen geknebelt, sich in der Unmöglichkeit befand, der deutschen Sache thätige Hülfe zu leisten, so schlugen doch alle preußischen Herzen höher bei dem Gedanken an eine baldige Befreiung. Allein diese schönen Hofnungen sollten nicht in Erfüllung gehn. Mit derselben Schnelligkeit und derselben niederwerfenden Kraft wie i. J. 1805 beendigte Napoléon auch den Feldzug von 1809. Im Anfange des April verließ er Paris, siegte bei Abensberg, siegte bei Eckmühl, eroberte Regensburg und hielt am 15. Mai seinen Einzug in Wien. Zwar siegten die Oestreicher bei Aspern und Eßlingen, aber der Erzherzog Karl verstand es nicht, den Sieg zu benutzen. Er blieb unthätig auf dem Schlachtfelde stehn, und ließ dem Feinde beinahe 6 Wochen Zeit, auf der Insel Lobau alle seine Kräfte zu concentriren. Am 5. Juli ging Napoléon fast im Angesichte des Feindes über die Donau, und schlug die Oestreicher in der Haupt-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/283>, abgerufen am 28.11.2024.