Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].hielt er seinen Einzug in Wien, am 2. Dec. siegte er über die beiden Kaiser bei Austerlitz, und am 26. Dec. wurde der Frieden von Presburg abgeschlossen, in welchem Oestreich mehr als 1000 Quadratmeilen und fast 3 Millionen Einwohner verlor. Das französische Reich umfaßte damals alle Länder von der holländischen Küste bis zur Meerenge von Messina, und von den Pyrenäen bis zum Main und Lech. Im Jahre 1806 mußten wir uns in der Schule mit der Stiftung des Rheinbundes bekannt machen. Daß eine Menge souveräner deutscher Fürsten, mit einer Bevölkerung von mehr als 9 Millionen, sich, noch ehe das Deutsche Reich aufgelöst war, zu einem neuen Bunde vereinigten, und daß der Kaiser der Franzosen als Protektor dieses Bundes figurirte, wollte uns gar nicht in den Sinn; aber wir empfanden bald die Folgen dieser abnormen Bildung. Im Herbste 1806 erfolgte der Schlag gegen Preußen; da sah man, wie die Sachsen als neue Verbündete der Franzosen, Danzig belagerten, und wie die Bayern und Würtenberger vor den schlesischen Festungen standen. Preußen behielt im Tilsiter Frieden nur noch 3000 Quadratmeilen und 5 Millionen Einwohner. Höchst anziehend klang uns in der Schule der Bericht von dem Versuche der Engländer, Konstantinopel zu erobern (Februar 1807). Sie fuhren mit einer ansehnlichen Flotte unter Leitung des Admirals Duckworth durch die Meerenge der Dardanellen, dicht unter den türkischen Kanonen vorbei. Diese waren in so schlechtem Stande, daß sie kaum einige Schüsse mit großen steinernen Kugeln von 160 Pfund an Gewicht thun konnten, und dabei fast sämmtlich zerplatzten. Die türkischen Kanoniere nahmen hielt er seinen Einzug in Wien, am 2. Dec. siegte er über die beiden Kaiser bei Austerlitz, und am 26. Dec. wurde der Frieden von Presburg abgeschlossen, in welchem Oestreich mehr als 1000 Quadratmeilen und fast 3 Millionen Einwohner verlor. Das französische Reich umfaßte damals alle Länder von der holländischen Küste bis zur Meerenge von Messina, und von den Pyrenäen bis zum Main und Lech. Im Jahre 1806 mußten wir uns in der Schule mit der Stiftung des Rheinbundes bekannt machen. Daß eine Menge souveräner deutscher Fürsten, mit einer Bevölkerung von mehr als 9 Millionen, sich, noch ehe das Deutsche Reich aufgelöst war, zu einem neuen Bunde vereinigten, und daß der Kaiser der Franzosen als Protektor dieses Bundes figurirte, wollte uns gar nicht in den Sinn; aber wir empfanden bald die Folgen dieser abnormen Bildung. Im Herbste 1806 erfolgte der Schlag gegen Preußen; da sah man, wie die Sachsen als neue Verbündete der Franzosen, Danzig belagerten, und wie die Bayern und Würtenberger vor den schlesischen Festungen standen. Preußen behielt im Tilsiter Frieden nur noch 3000 Quadratmeilen und 5 Millionen Einwohner. Höchst anziehend klang uns in der Schule der Bericht von dem Versuche der Engländer, Konstantinopel zu erobern (Februar 1807). Sie fuhren mit einer ansehnlichen Flotte unter Leitung des Admirals Duckworth durch die Meerenge der Dardanellen, dicht unter den türkischen Kanonen vorbei. Diese waren in so schlechtem Stande, daß sie kaum einige Schüsse mit großen steinernen Kugeln von 160 Pfund an Gewicht thun konnten, und dabei fast sämmtlich zerplatzten. Die türkischen Kanoniere nahmen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0280" n="268"/> hielt er seinen Einzug in Wien, am 2. Dec. siegte er über die beiden Kaiser bei Austerlitz, und am 26. Dec. wurde der Frieden von Presburg abgeschlossen, in welchem Oestreich mehr als 1000 Quadratmeilen und fast 3 Millionen Einwohner verlor. Das französische Reich umfaßte damals alle Länder von der holländischen Küste bis zur Meerenge von Messina, und von den Pyrenäen bis zum Main und Lech. </p><lb/> <p>Im Jahre 1806 mußten wir uns in der Schule mit der Stiftung des Rheinbundes bekannt machen. Daß eine Menge souveräner deutscher Fürsten, mit einer Bevölkerung von mehr als 9 Millionen, sich, noch ehe das Deutsche Reich aufgelöst war, zu einem neuen Bunde vereinigten, und daß der Kaiser der Franzosen als Protektor dieses Bundes figurirte, wollte uns gar nicht in den Sinn; aber wir empfanden bald die Folgen dieser abnormen Bildung. Im Herbste 1806 erfolgte der Schlag gegen Preußen; da sah man, wie die Sachsen als neue Verbündete der Franzosen, Danzig belagerten, und wie die Bayern und Würtenberger vor den schlesischen Festungen standen. Preußen behielt im Tilsiter Frieden nur noch 3000 Quadratmeilen und 5 Millionen Einwohner. </p><lb/> <p>Höchst anziehend klang uns in der Schule der Bericht von dem Versuche der Engländer, Konstantinopel zu erobern (Februar 1807). Sie fuhren mit einer ansehnlichen Flotte unter Leitung des Admirals Duckworth durch die Meerenge der Dardanellen, dicht unter den türkischen Kanonen vorbei. Diese waren in so schlechtem Stande, daß sie kaum einige Schüsse mit großen steinernen Kugeln von 160 Pfund an Gewicht thun konnten, und dabei fast sämmtlich zerplatzten. Die türkischen Kanoniere nahmen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0280]
hielt er seinen Einzug in Wien, am 2. Dec. siegte er über die beiden Kaiser bei Austerlitz, und am 26. Dec. wurde der Frieden von Presburg abgeschlossen, in welchem Oestreich mehr als 1000 Quadratmeilen und fast 3 Millionen Einwohner verlor. Das französische Reich umfaßte damals alle Länder von der holländischen Küste bis zur Meerenge von Messina, und von den Pyrenäen bis zum Main und Lech.
Im Jahre 1806 mußten wir uns in der Schule mit der Stiftung des Rheinbundes bekannt machen. Daß eine Menge souveräner deutscher Fürsten, mit einer Bevölkerung von mehr als 9 Millionen, sich, noch ehe das Deutsche Reich aufgelöst war, zu einem neuen Bunde vereinigten, und daß der Kaiser der Franzosen als Protektor dieses Bundes figurirte, wollte uns gar nicht in den Sinn; aber wir empfanden bald die Folgen dieser abnormen Bildung. Im Herbste 1806 erfolgte der Schlag gegen Preußen; da sah man, wie die Sachsen als neue Verbündete der Franzosen, Danzig belagerten, und wie die Bayern und Würtenberger vor den schlesischen Festungen standen. Preußen behielt im Tilsiter Frieden nur noch 3000 Quadratmeilen und 5 Millionen Einwohner.
Höchst anziehend klang uns in der Schule der Bericht von dem Versuche der Engländer, Konstantinopel zu erobern (Februar 1807). Sie fuhren mit einer ansehnlichen Flotte unter Leitung des Admirals Duckworth durch die Meerenge der Dardanellen, dicht unter den türkischen Kanonen vorbei. Diese waren in so schlechtem Stande, daß sie kaum einige Schüsse mit großen steinernen Kugeln von 160 Pfund an Gewicht thun konnten, und dabei fast sämmtlich zerplatzten. Die türkischen Kanoniere nahmen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1)
(2014-01-07T13:04:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |