Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].Sieger sich 20 der besten Bilder aus der Gallerie von Parma ausbedang, angeblich aus Liebe zu den schönen Künsten. Dieses friedliche Raubsystem wurde in allen folgenden Kriegen fortgesetzt, und auf eine so großartige Weise betrieben, daß im Jahre 1812 die Bildergallerie des Louvre als die erste in der Welt betrachtet werden konnte. Sie enthielt, um dies hier beiläufig anzuführen, 26 Staffeleibilder von Raphael, 24 von Tizian, 9 von Correggio, 53 von Rubens, 32 von Rembrandt. Nicht zufrieden mit diesen europäischen Eroberungen unternahm Bonaparte im Jahre 1798 einen abentheuerlichen Zug nach Aegypten. Dieses Land gehörte ohne Widerrede der hohen Pforte; es ließ sich weder ein wahrer noch ein scheinbarer Rechtsgrund auffinden, um es im tiefsten Frieden der Pforte abzunehmen. Bei den früheren Kriegen der Revolution hatte es in den französischen Manifesten gewöhnlich geheißen, daß die Franzosen, von dem allgemeinen Wunsche der unterdrückten Völker gerufen, ihnen statt der despotischen Monarchie die freie Republik brächten; aber die armen Araber in Aegypten kannten weder die Monarchie noch die Republik, sondern fühlten nur den Druck der Mamluckenbeys. Dieser ungerechte Zug nach Aegypten nahm denn auch ein trauriges Ende. Der englische Admiral Nelson vernichtete bei Abukir die französische Flotte, die syrische Festung St. Jean Acre ward vergeblich von den Franzosen belagert und die Pest wüthete unter den französischen Truppen. Nach einem Jahre ließ Bonaparte sein ägyptisches Heer im Stiche, und segelte, vom Glücke begünstigt, durch die englischen Kreuzer hindurch nach der französischen Küste zurück. Sieger sich 20 der besten Bilder aus der Gallerie von Parma ausbedang, angeblich aus Liebe zu den schönen Künsten. Dieses friedliche Raubsystem wurde in allen folgenden Kriegen fortgesetzt, und auf eine so großartige Weise betrieben, daß im Jahre 1812 die Bildergallerie des Louvre als die erste in der Welt betrachtet werden konnte. Sie enthielt, um dies hier beiläufig anzuführen, 26 Staffeleibilder von Raphael, 24 von Tizian, 9 von Correggio, 53 von Rubens, 32 von Rembrandt. Nicht zufrieden mit diesen europäischen Eroberungen unternahm Bonaparte im Jahre 1798 einen abentheuerlichen Zug nach Aegypten. Dieses Land gehörte ohne Widerrede der hohen Pforte; es ließ sich weder ein wahrer noch ein scheinbarer Rechtsgrund auffinden, um es im tiefsten Frieden der Pforte abzunehmen. Bei den früheren Kriegen der Revolution hatte es in den französischen Manifesten gewöhnlich geheißen, daß die Franzosen, von dem allgemeinen Wunsche der unterdrückten Völker gerufen, ihnen statt der despotischen Monarchie die freie Republik brächten; aber die armen Araber in Aegypten kannten weder die Monarchie noch die Republik, sondern fühlten nur den Druck der Mamluckenbeys. Dieser ungerechte Zug nach Aegypten nahm denn auch ein trauriges Ende. Der englische Admiral Nelson vernichtete bei Abukir die französische Flotte, die syrische Festung St. Jean Acre ward vergeblich von den Franzosen belagert und die Pest wüthete unter den französischen Truppen. Nach einem Jahre ließ Bonaparte sein ägyptisches Heer im Stiche, und segelte, vom Glücke begünstigt, durch die englischen Kreuzer hindurch nach der französischen Küste zurück. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0277" n="265"/> Sieger sich 20 der besten Bilder aus der Gallerie von Parma ausbedang, angeblich aus Liebe zu den schönen Künsten. Dieses friedliche Raubsystem wurde in allen folgenden Kriegen fortgesetzt, und auf eine so großartige Weise betrieben, daß im Jahre 1812 die Bildergallerie des Louvre als die erste in der Welt betrachtet werden konnte. Sie enthielt, um dies hier beiläufig anzuführen, 26 Staffeleibilder von Raphael, 24 von Tizian, 9 von Correggio, 53 von Rubens, 32 von Rembrandt. </p><lb/> <p>Nicht zufrieden mit diesen europäischen Eroberungen unternahm Bonaparte im Jahre 1798 einen abentheuerlichen Zug nach Aegypten. Dieses Land gehörte ohne Widerrede der hohen Pforte; es ließ sich weder ein wahrer noch ein scheinbarer Rechtsgrund auffinden, um es im tiefsten Frieden der Pforte abzunehmen. Bei den früheren Kriegen der Revolution hatte es in den französischen Manifesten gewöhnlich geheißen, daß die Franzosen, von dem allgemeinen Wunsche der unterdrückten Völker gerufen, ihnen statt der despotischen Monarchie die freie Republik brächten; aber die armen Araber in Aegypten kannten weder die Monarchie noch die Republik, sondern fühlten nur den Druck der Mamluckenbeys. </p><lb/> <p>Dieser ungerechte Zug nach Aegypten nahm denn auch ein trauriges Ende. Der englische Admiral Nelson vernichtete bei Abukir die französische Flotte, die syrische Festung St. Jean Acre ward vergeblich von den Franzosen belagert und die Pest wüthete unter den französischen Truppen. Nach einem Jahre ließ Bonaparte sein ägyptisches Heer im Stiche, und segelte, vom Glücke begünstigt, durch die englischen Kreuzer hindurch nach der französischen Küste zurück. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0277]
Sieger sich 20 der besten Bilder aus der Gallerie von Parma ausbedang, angeblich aus Liebe zu den schönen Künsten. Dieses friedliche Raubsystem wurde in allen folgenden Kriegen fortgesetzt, und auf eine so großartige Weise betrieben, daß im Jahre 1812 die Bildergallerie des Louvre als die erste in der Welt betrachtet werden konnte. Sie enthielt, um dies hier beiläufig anzuführen, 26 Staffeleibilder von Raphael, 24 von Tizian, 9 von Correggio, 53 von Rubens, 32 von Rembrandt.
Nicht zufrieden mit diesen europäischen Eroberungen unternahm Bonaparte im Jahre 1798 einen abentheuerlichen Zug nach Aegypten. Dieses Land gehörte ohne Widerrede der hohen Pforte; es ließ sich weder ein wahrer noch ein scheinbarer Rechtsgrund auffinden, um es im tiefsten Frieden der Pforte abzunehmen. Bei den früheren Kriegen der Revolution hatte es in den französischen Manifesten gewöhnlich geheißen, daß die Franzosen, von dem allgemeinen Wunsche der unterdrückten Völker gerufen, ihnen statt der despotischen Monarchie die freie Republik brächten; aber die armen Araber in Aegypten kannten weder die Monarchie noch die Republik, sondern fühlten nur den Druck der Mamluckenbeys.
Dieser ungerechte Zug nach Aegypten nahm denn auch ein trauriges Ende. Der englische Admiral Nelson vernichtete bei Abukir die französische Flotte, die syrische Festung St. Jean Acre ward vergeblich von den Franzosen belagert und die Pest wüthete unter den französischen Truppen. Nach einem Jahre ließ Bonaparte sein ägyptisches Heer im Stiche, und segelte, vom Glücke begünstigt, durch die englischen Kreuzer hindurch nach der französischen Küste zurück.
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