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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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Beihülfe zu einer beabsichtigten Speculation an den König zu richten, weniger in der Hoffnung, sie alle genehmigt zu sehn, als nur, um zu zeigen, daß man fortwährend thätig sei.

Diese Gesuche wurden entweder direkt vom Könige erledigt, oder sie gingen erst an den Finanzminister. Da war es nun die Sache des vortragenden Geheimerathes, die Eingaben zu prüfen, mit den Bittstellern sich zu besprechen, die Ausführbarkeit des Unternehmens zu beurtheilen, und das Risico beim Vorschusse bedeutender Summen abzuwägen.

Auf diesem Felde hatte der Grosvater Eichmann eine bedeutende Thätigkeit entfaltet, sich durch Sachkenntniß, wohlwollende Theilnahme und rasche Entschiedenheit nach oben und nach unten Anerkennung verschafft. Wenn auch, wie schon bemerkt, unbegränzte Verehrung für den großen König und seine segensreichen Staatseinrichtungen sich bei ihm von selbst verstand, so ließ er bei seinen Erzählungen doch hin und wieder durchblicken, daß in den letzten Jahren der amtliche Verkehr mit dem alten Herrn ein sehr schwieriger gewesen. Die Minister waren im Grunde nur seine Sekretäre; sie durften beinahe nichts selbständig anordnen. Waren ja einmal eigne Vorschläge zu gewerblichen Verbesserungen oder zur Erleichterung des Verkehres zu machen, so durften diese nicht als von dem Minister ausgehend dargestellt, sondern es mußte immer die Phrase gebraucht werden, daß man nur glaube, die Ansichten Seiner Majestät dabei auszusprechen. Wenn dies nicht in der rechten Art geschah, so ließ der alte grämliche Herr manchmal ein gewaltiges Donnerwetter los, an welches indessen die Minister schon gewöhnt waren, und aus dem sie sich nichts machten.

Beihülfe zu einer beabsichtigten Speculation an den König zu richten, weniger in der Hoffnung, sie alle genehmigt zu sehn, als nur, um zu zeigen, daß man fortwährend thätig sei.

Diese Gesuche wurden entweder direkt vom Könige erledigt, oder sie gingen erst an den Finanzminister. Da war es nun die Sache des vortragenden Geheimerathes, die Eingaben zu prüfen, mit den Bittstellern sich zu besprechen, die Ausführbarkeit des Unternehmens zu beurtheilen, und das Risico beim Vorschusse bedeutender Summen abzuwägen.

Auf diesem Felde hatte der Grosvater Eichmann eine bedeutende Thätigkeit entfaltet, sich durch Sachkenntniß, wohlwollende Theilnahme und rasche Entschiedenheit nach oben und nach unten Anerkennung verschafft. Wenn auch, wie schon bemerkt, unbegränzte Verehrung für den großen König und seine segensreichen Staatseinrichtungen sich bei ihm von selbst verstand, so ließ er bei seinen Erzählungen doch hin und wieder durchblicken, daß in den letzten Jahren der amtliche Verkehr mit dem alten Herrn ein sehr schwieriger gewesen. Die Minister waren im Grunde nur seine Sekretäre; sie durften beinahe nichts selbständig anordnen. Waren ja einmal eigne Vorschläge zu gewerblichen Verbesserungen oder zur Erleichterung des Verkehres zu machen, so durften diese nicht als von dem Minister ausgehend dargestellt, sondern es mußte immer die Phrase gebraucht werden, daß man nur glaube, die Ansichten Seiner Majestät dabei auszusprechen. Wenn dies nicht in der rechten Art geschah, so ließ der alte grämliche Herr manchmal ein gewaltiges Donnerwetter los, an welches indessen die Minister schon gewöhnt waren, und aus dem sie sich nichts machten.

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[215/0227] Beihülfe zu einer beabsichtigten Speculation an den König zu richten, weniger in der Hoffnung, sie alle genehmigt zu sehn, als nur, um zu zeigen, daß man fortwährend thätig sei. Diese Gesuche wurden entweder direkt vom Könige erledigt, oder sie gingen erst an den Finanzminister. Da war es nun die Sache des vortragenden Geheimerathes, die Eingaben zu prüfen, mit den Bittstellern sich zu besprechen, die Ausführbarkeit des Unternehmens zu beurtheilen, und das Risico beim Vorschusse bedeutender Summen abzuwägen. Auf diesem Felde hatte der Grosvater Eichmann eine bedeutende Thätigkeit entfaltet, sich durch Sachkenntniß, wohlwollende Theilnahme und rasche Entschiedenheit nach oben und nach unten Anerkennung verschafft. Wenn auch, wie schon bemerkt, unbegränzte Verehrung für den großen König und seine segensreichen Staatseinrichtungen sich bei ihm von selbst verstand, so ließ er bei seinen Erzählungen doch hin und wieder durchblicken, daß in den letzten Jahren der amtliche Verkehr mit dem alten Herrn ein sehr schwieriger gewesen. Die Minister waren im Grunde nur seine Sekretäre; sie durften beinahe nichts selbständig anordnen. Waren ja einmal eigne Vorschläge zu gewerblichen Verbesserungen oder zur Erleichterung des Verkehres zu machen, so durften diese nicht als von dem Minister ausgehend dargestellt, sondern es mußte immer die Phrase gebraucht werden, daß man nur glaube, die Ansichten Seiner Majestät dabei auszusprechen. Wenn dies nicht in der rechten Art geschah, so ließ der alte grämliche Herr manchmal ein gewaltiges Donnerwetter los, an welches indessen die Minister schon gewöhnt waren, und aus dem sie sich nichts machten.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/227>, abgerufen am 25.11.2024.