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Pappenheim, Bertha u. a.: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Frankfurt (Main), 1904.

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keine bestimmte Tischzeit festhalten kann, wodurch das ganze häusliche Leben einen ungeregelten Charakter erhält.

Wo die Dienstboten keine bestimmten Pflichten und die Hausfrauen keine bestimmten Forderungen haben, entsteht eine Unzufriedenheit bei beiden Teilen.

Die Hausfrau findet, daß ihre Dienstboten die Arbeit weder verstehen noch tun wollen und ist doch nicht im stande, sie zu unterweisen. Die Dienstboten ihrerseits haben allen Grund, sich über schlechte Entlohnung und Behandlung zu beklagen, besitzen aber weder das Können, noch die Intelligenz, um Besseres zu erlangen. Man weiß nicht, bei wem die Erziehung anfangen sollte, ob bei dem Dienstmädchen oder bei der Hausfrau.

Diese Frage wird in der Dienstboten- oder Haushaltungsschule gelöst. Sie erzieht tüchtige, arbeitsame Dienstboten und rüstet sie mit genügender Selbstachtung aus, damit sie den Hausfrauen gegenüber ihre Stellung behaupten können. Die Rückwirkung auf die Hausfrauen hebt den ganzen Stand der Dienstboten und zugleich die Achtung vor körperlicher Arbeit in eigener und fremder Wirtschaft.

Aber die Haushaltungsschule beschränkt sich nicht nur auf die Hebung des Standes der weiblichen Dienstboten. Sie hat noch eine zweite Aufgabe, nämlich die hauswirtschaftliche Erziehung der weiblichen Jugend; die volkswirtschaftliche Bedeutung allgemein gut geführter Privathaushaltungen ist bekannt.

Eine gute hauswirtschaftliche Erziehung der Frauen hat also einen allgemeinen volkswirtschaftlichen Wert.

Es kommt hinzu, daß ein gut geführtes Hauswesen auf das ganze Familienleben und dadurch auch auf das ganze sittliche Niveau der Gesellschaft eine günstige Wirkung ausübt. Wir haben aber selten unter den armen galizischen Frauen gute Hausfrauen getroffen.

Dies liegt hauptsächlich an ihrer Unwissenheit. Die jüdischen Geschäftsfrauen verstehen es z. B. gar nicht, die Stunden, in denen sie in ihren Geschäften sitzen und die Käufer erwarten, auszunützen. Sie sitzen gewöhnlich müßig da, während die Kinder daneben zerlumpt und schmutzig herumlaufen.

Zu den volkswirtschaftlichen und volkshygienischen Schäden, die in dieser Unhäuslichkeit der Frauen begründet sind, kommt das

keine bestimmte Tischzeit festhalten kann, wodurch das ganze häusliche Leben einen ungeregelten Charakter erhält.

Wo die Dienstboten keine bestimmten Pflichten und die Hausfrauen keine bestimmten Forderungen haben, entsteht eine Unzufriedenheit bei beiden Teilen.

Die Hausfrau findet, daß ihre Dienstboten die Arbeit weder verstehen noch tun wollen und ist doch nicht im stande, sie zu unterweisen. Die Dienstboten ihrerseits haben allen Grund, sich über schlechte Entlohnung und Behandlung zu beklagen, besitzen aber weder das Können, noch die Intelligenz, um Besseres zu erlangen. Man weiß nicht, bei wem die Erziehung anfangen sollte, ob bei dem Dienstmädchen oder bei der Hausfrau.

Diese Frage wird in der Dienstboten- oder Haushaltungsschule gelöst. Sie erzieht tüchtige, arbeitsame Dienstboten und rüstet sie mit genügender Selbstachtung aus, damit sie den Hausfrauen gegenüber ihre Stellung behaupten können. Die Rückwirkung auf die Hausfrauen hebt den ganzen Stand der Dienstboten und zugleich die Achtung vor körperlicher Arbeit in eigener und fremder Wirtschaft.

Aber die Haushaltungsschule beschränkt sich nicht nur auf die Hebung des Standes der weiblichen Dienstboten. Sie hat noch eine zweite Aufgabe, nämlich die hauswirtschaftliche Erziehung der weiblichen Jugend; die volkswirtschaftliche Bedeutung allgemein gut geführter Privathaushaltungen ist bekannt.

Eine gute hauswirtschaftliche Erziehung der Frauen hat also einen allgemeinen volkswirtschaftlichen Wert.

Es kommt hinzu, daß ein gut geführtes Hauswesen auf das ganze Familienleben und dadurch auch auf das ganze sittliche Niveau der Gesellschaft eine günstige Wirkung ausübt. Wir haben aber selten unter den armen galizischen Frauen gute Hausfrauen getroffen.

Dies liegt hauptsächlich an ihrer Unwissenheit. Die jüdischen Geschäftsfrauen verstehen es z. B. gar nicht, die Stunden, in denen sie in ihren Geschäften sitzen und die Käufer erwarten, auszunützen. Sie sitzen gewöhnlich müßig da, während die Kinder daneben zerlumpt und schmutzig herumlaufen.

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[80/0080] keine bestimmte Tischzeit festhalten kann, wodurch das ganze häusliche Leben einen ungeregelten Charakter erhält. Wo die Dienstboten keine bestimmten Pflichten und die Hausfrauen keine bestimmten Forderungen haben, entsteht eine Unzufriedenheit bei beiden Teilen. Die Hausfrau findet, daß ihre Dienstboten die Arbeit weder verstehen noch tun wollen und ist doch nicht im stande, sie zu unterweisen. Die Dienstboten ihrerseits haben allen Grund, sich über schlechte Entlohnung und Behandlung zu beklagen, besitzen aber weder das Können, noch die Intelligenz, um Besseres zu erlangen. Man weiß nicht, bei wem die Erziehung anfangen sollte, ob bei dem Dienstmädchen oder bei der Hausfrau. Diese Frage wird in der Dienstboten- oder Haushaltungsschule gelöst. Sie erzieht tüchtige, arbeitsame Dienstboten und rüstet sie mit genügender Selbstachtung aus, damit sie den Hausfrauen gegenüber ihre Stellung behaupten können. Die Rückwirkung auf die Hausfrauen hebt den ganzen Stand der Dienstboten und zugleich die Achtung vor körperlicher Arbeit in eigener und fremder Wirtschaft. Aber die Haushaltungsschule beschränkt sich nicht nur auf die Hebung des Standes der weiblichen Dienstboten. Sie hat noch eine zweite Aufgabe, nämlich die hauswirtschaftliche Erziehung der weiblichen Jugend; die volkswirtschaftliche Bedeutung allgemein gut geführter Privathaushaltungen ist bekannt. Eine gute hauswirtschaftliche Erziehung der Frauen hat also einen allgemeinen volkswirtschaftlichen Wert. Es kommt hinzu, daß ein gut geführtes Hauswesen auf das ganze Familienleben und dadurch auch auf das ganze sittliche Niveau der Gesellschaft eine günstige Wirkung ausübt. Wir haben aber selten unter den armen galizischen Frauen gute Hausfrauen getroffen. Dies liegt hauptsächlich an ihrer Unwissenheit. Die jüdischen Geschäftsfrauen verstehen es z. B. gar nicht, die Stunden, in denen sie in ihren Geschäften sitzen und die Käufer erwarten, auszunützen. Sie sitzen gewöhnlich müßig da, während die Kinder daneben zerlumpt und schmutzig herumlaufen. Zu den volkswirtschaftlichen und volkshygienischen Schäden, die in dieser Unhäuslichkeit der Frauen begründet sind, kommt das

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Zitationshilfe: Pappenheim, Bertha u. a.: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Frankfurt (Main), 1904, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pappenheim_galizien_1904/80>, abgerufen am 24.11.2024.