[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.kopieren, der die feine Kunst verstand, alle Handschriften vollkommen nachzuahmen. Ein Predigt-Concept von Lucius, das ihm Jean Baptist hinweg prakticiert hatte, war das Muster seiner Schriftzüge. Der schlaue Hebräer wollte im Anfange nicht daran. Er kannte das Gewicht des Abbe. Sobald er aber Gold sah, hatte ich ihn gefangen. - Ich bewunderte dabey die Wege Gottes. Ein beschnittener mußte das Werkzeug werden, um den Triumph seiner Kirche vorzubereiten. Als ich den Brief hatte, setzte ich mich, und verfaßte ein anonymes Schreiben an den Hofrath, des Inhalts: "Die ganze Stadt spreche von dem höchst ärgerlichen Wandel des Abbes und seiner Frau. Ich sein Freund und sein Verehrer habe ihn längst im Stillen bedauert, und eben so lange ringe ich mit dem Entschlusse, ihm die Schande aufzudecken, die sein unwürdiges Weib ihm bereite. Ich habe aber bisher von seiner Liebe zu ihr gefürchtet, daß die Wahrheit für ihn unsuchtbar seyn möchte. Die Beylage werde ihm den Staar stechen. Sie sey durch einen glücklich Zufall in meine Hände gerathen. Seiner Klugheit und seinem kopieren, der die feine Kunst verstand, alle Handschriften vollkommen nachzuahmen. Ein Predigt-Concept von Lucius, das ihm Jean Baptist hinweg prakticiert hatte, war das Muster seiner Schriftzüge. Der schlaue Hebräer wollte im Anfange nicht daran. Er kannte das Gewicht des Abbe. Sobald er aber Gold sah, hatte ich ihn gefangen. – Ich bewunderte dabey die Wege Gottes. Ein beschnittener mußte das Werkzeug werden, um den Triumph seiner Kirche vorzubereiten. Als ich den Brief hatte, setzte ich mich, und verfaßte ein anonymes Schreiben an den Hofrath, des Inhalts: „Die ganze Stadt spreche von dem höchst ärgerlichen Wandel des Abbes und seiner Frau. Ich sein Freund und sein Verehrer habe ihn längst im Stillen bedauert, und eben so lange ringe ich mit dem Entschlusse, ihm die Schande aufzudecken, die sein unwürdiges Weib ihm bereite. Ich habe aber bisher von seiner Liebe zu ihr gefürchtet, daß die Wahrheit für ihn unsuchtbar seyn möchte. Die Beylage werde ihm den Staar stechen. Sie sey durch einen glücklich Zufall in meine Hände gerathen. Seiner Klugheit und seinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0091" n="91"/> kopieren, der die feine Kunst verstand, alle Handschriften vollkommen nachzuahmen. Ein Predigt-Concept von <hi rendition="#g">Lucius</hi>, das ihm <hi rendition="#g">Jean Baptist</hi> hinweg prakticiert hatte, war das Muster seiner Schriftzüge. Der schlaue Hebräer wollte im Anfange nicht daran. Er kannte das Gewicht des Abbe. Sobald er aber Gold sah, hatte ich ihn gefangen. – Ich bewunderte dabey die Wege Gottes. Ein beschnittener mußte das Werkzeug werden, um den Triumph seiner Kirche vorzubereiten.</p> <p>Als ich den Brief hatte, setzte ich mich, und verfaßte ein anonymes Schreiben an den Hofrath, des Inhalts: „Die ganze Stadt spreche von dem höchst ärgerlichen Wandel des Abbes und seiner Frau. Ich sein Freund und sein Verehrer habe ihn längst im Stillen bedauert, und eben so lange ringe ich mit dem Entschlusse, ihm die Schande aufzudecken, die sein unwürdiges Weib ihm bereite. Ich habe aber bisher von seiner Liebe zu ihr gefürchtet, daß die Wahrheit für ihn unsuchtbar seyn möchte. Die Beylage werde ihm den Staar stechen. Sie sey durch einen glücklich Zufall in meine Hände gerathen. Seiner Klugheit und seinem </p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0091]
kopieren, der die feine Kunst verstand, alle Handschriften vollkommen nachzuahmen. Ein Predigt-Concept von Lucius, das ihm Jean Baptist hinweg prakticiert hatte, war das Muster seiner Schriftzüge. Der schlaue Hebräer wollte im Anfange nicht daran. Er kannte das Gewicht des Abbe. Sobald er aber Gold sah, hatte ich ihn gefangen. – Ich bewunderte dabey die Wege Gottes. Ein beschnittener mußte das Werkzeug werden, um den Triumph seiner Kirche vorzubereiten.
Als ich den Brief hatte, setzte ich mich, und verfaßte ein anonymes Schreiben an den Hofrath, des Inhalts: „Die ganze Stadt spreche von dem höchst ärgerlichen Wandel des Abbes und seiner Frau. Ich sein Freund und sein Verehrer habe ihn längst im Stillen bedauert, und eben so lange ringe ich mit dem Entschlusse, ihm die Schande aufzudecken, die sein unwürdiges Weib ihm bereite. Ich habe aber bisher von seiner Liebe zu ihr gefürchtet, daß die Wahrheit für ihn unsuchtbar seyn möchte. Die Beylage werde ihm den Staar stechen. Sie sey durch einen glücklich Zufall in meine Hände gerathen. Seiner Klugheit und seinem
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