Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

neue Ordnung der Dinge war in ihrem Gange.

Die Fürstinn wußte nicht, war das alles gehauen oder gestochen. Denn Steinbock hatte ihr nach seiner Ankunft eine blose Höflichkeits-Visite gemacht, ohne ihre politische Verhältnisse auch nur von weitem zu berühren, und dann dieselben mit einemmale so plötzlich nieder getrümmert, daß sie in der ersten Ueberraschung unmöglich eine Entschließung fassen konnte. Auch Frankenstein war durch seinen Sturz so betäubt, und in der ersten Hitze gegen alles, was fürstlich war, so sehr empört, daß er abreißte, ohne von ihr in Person Abschied zu nehmen. Sie hatte also keinen Vertrauten ihrer Tyranney mehr, als den Abbe. Diese beyde verfaßten einen langen Brief an Se. Durchlaucht, worinn auch das schöne Fräulein nicht vergessen war, deren Anstellung wir absichtlich bey der Behörde bekannt gemacht hatten. Dieser Brief lief zugleich mit einem Schreiben von Steinbock ein, worinn derselbe unterthänigst berichtete, es sey unter Gottes Gnaden alles friedlich und schiedlich von statten gegangen.

neue Ordnung der Dinge war in ihrem Gange.

Die Fürstinn wußte nicht, war das alles gehauen oder gestochen. Denn Steinbock hatte ihr nach seiner Ankunft eine blose Höflichkeits-Visite gemacht, ohne ihre politische Verhältnisse auch nur von weitem zu berühren, und dann dieselben mit einemmale so plötzlich nieder getrümmert, daß sie in der ersten Ueberraschung unmöglich eine Entschließung fassen konnte. Auch Frankenstein war durch seinen Sturz so betäubt, und in der ersten Hitze gegen alles, was fürstlich war, so sehr empört, daß er abreißte, ohne von ihr in Person Abschied zu nehmen. Sie hatte also keinen Vertrauten ihrer Tyranney mehr, als den Abbe. Diese beyde verfaßten einen langen Brief an Se. Durchlaucht, worinn auch das schöne Fräulein nicht vergessen war, deren Anstellung wir absichtlich bey der Behörde bekannt gemacht hatten. Dieser Brief lief zugleich mit einem Schreiben von Steinbock ein, worinn derselbe unterthänigst berichtete, es sey unter Gottes Gnaden alles friedlich und schiedlich von statten gegangen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0195" n="195"/>
neue Ordnung der Dinge war in ihrem Gange.</p>
        <p>Die Fürstinn wußte nicht, war das alles gehauen oder gestochen. Denn <hi rendition="#g">Steinbock</hi> hatte ihr nach seiner Ankunft eine blose Höflichkeits-Visite gemacht, ohne ihre politische Verhältnisse auch nur von weitem zu berühren, und dann dieselben mit einemmale so plötzlich nieder getrümmert, daß sie in der ersten Ueberraschung unmöglich eine Entschließung fassen konnte. Auch <hi rendition="#g">Frankenstein</hi> war durch seinen Sturz so betäubt, und in der ersten Hitze gegen alles, was fürstlich war, so sehr empört, daß er abreißte, ohne von ihr in Person Abschied zu nehmen. Sie hatte also keinen Vertrauten ihrer Tyranney mehr, als den Abbe. Diese beyde verfaßten einen langen Brief an Se. Durchlaucht, worinn auch das schöne Fräulein nicht vergessen war, deren Anstellung wir absichtlich bey der Behörde bekannt gemacht hatten. Dieser Brief lief zugleich mit einem Schreiben von <hi rendition="#g">Steinbock</hi> ein, worinn derselbe unterthänigst berichtete, es sey unter Gottes Gnaden alles friedlich und schiedlich von statten gegangen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0195] neue Ordnung der Dinge war in ihrem Gange. Die Fürstinn wußte nicht, war das alles gehauen oder gestochen. Denn Steinbock hatte ihr nach seiner Ankunft eine blose Höflichkeits-Visite gemacht, ohne ihre politische Verhältnisse auch nur von weitem zu berühren, und dann dieselben mit einemmale so plötzlich nieder getrümmert, daß sie in der ersten Ueberraschung unmöglich eine Entschließung fassen konnte. Auch Frankenstein war durch seinen Sturz so betäubt, und in der ersten Hitze gegen alles, was fürstlich war, so sehr empört, daß er abreißte, ohne von ihr in Person Abschied zu nehmen. Sie hatte also keinen Vertrauten ihrer Tyranney mehr, als den Abbe. Diese beyde verfaßten einen langen Brief an Se. Durchlaucht, worinn auch das schöne Fräulein nicht vergessen war, deren Anstellung wir absichtlich bey der Behörde bekannt gemacht hatten. Dieser Brief lief zugleich mit einem Schreiben von Steinbock ein, worinn derselbe unterthänigst berichtete, es sey unter Gottes Gnaden alles friedlich und schiedlich von statten gegangen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/195
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/195>, abgerufen am 09.11.2024.