[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.ins Ohr: Der Fall des Franzosen sey eine weise Schickung der Providenz; er habe immer gefürchtet, daß derselbe einst eine Allgewalt erlangen würde, neben der niemand bestehen könnte. Der Prinz machte den Vorschlag, daß wir sammt und sonders nach Maynz zurück gehen und dort in sicherer Ruhe das weitere Schicksal des Krieges erwarten sollte, er werde dann seinen fürstlichen Bruder von den Winterquartieren aus besuchen. Denn damals begriff man schon daß die Alliirten ihre Winterquartiere nicht mehr in Paris aufschlagen, und mit denselben viel näher an den Rhein, als an die Seine rücken würden. Der Vorschlag ward angenommen, und der Zug gieng nach Maynz. Die Klagen, das Winseln und das Jammergeheul unserer Weiber machten diese Reise nichts weniger, als lustig. Doch trugen ihre Trauer-Melodien sehr viel dazu bey, den Fürsten immer fester an seine schöne Beyschläferinn zu ketten. Täglich und stündlich leyerte sie ihm die Litaney vor: er sey nun ihr Vater, ihr Trost, ihre Hoffnung, ihr Schirm und ihr ins Ohr: Der Fall des Franzosen sey eine weise Schickung der Providenz; er habe immer gefürchtet, daß derselbe einst eine Allgewalt erlangen würde, neben der niemand bestehen könnte. Der Prinz machte den Vorschlag, daß wir sammt und sonders nach Maynz zurück gehen und dort in sicherer Ruhe das weitere Schicksal des Krieges erwarten sollte, er werde dann seinen fürstlichen Bruder von den Winterquartieren aus besuchen. Denn damals begriff man schon daß die Alliirten ihre Winterquartiere nicht mehr in Paris aufschlagen, und mit denselben viel näher an den Rhein, als an die Seine rücken würden. Der Vorschlag ward angenommen, und der Zug gieng nach Maynz. Die Klagen, das Winseln und das Jammergeheul unserer Weiber machten diese Reise nichts weniger, als lustig. Doch trugen ihre Trauer-Melodien sehr viel dazu bey, den Fürsten immer fester an seine schöne Beyschläferinn zu ketten. Täglich und stündlich leyerte sie ihm die Litaney vor: er sey nun ihr Vater, ihr Trost, ihre Hoffnung, ihr Schirm und ihr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="192"/> ins Ohr: Der Fall des Franzosen sey eine weise Schickung der Providenz; er habe immer gefürchtet, daß derselbe einst eine Allgewalt erlangen würde, neben der niemand bestehen könnte.</p> <p>Der Prinz machte den Vorschlag, daß wir sammt und sonders nach <hi rendition="#g">Maynz</hi> zurück <choice><sic>gegehen</sic><corr>gehen</corr></choice> und dort in sicherer Ruhe das weitere Schicksal des Krieges erwarten sollte, er werde dann seinen fürstlichen Bruder von den Winterquartieren aus besuchen. Denn damals begriff man schon daß die Alliirten ihre Winterquartiere nicht mehr in <hi rendition="#g">Paris</hi> aufschlagen, und mit denselben viel näher an den <hi rendition="#g">Rhein</hi>, als an die <hi rendition="#g">Seine</hi> rücken würden. Der Vorschlag ward angenommen, und der Zug gieng nach <hi rendition="#g">Maynz.</hi></p> <p>Die Klagen, das Winseln und das Jammergeheul unserer Weiber machten diese Reise nichts weniger, als lustig. Doch trugen ihre Trauer-Melodien sehr viel dazu bey, den Fürsten immer fester an seine schöne Beyschläferinn zu ketten. Täglich und stündlich leyerte sie ihm die Litaney vor: er sey nun ihr Vater, ihr Trost, ihre Hoffnung, ihr Schirm und ihr </p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0192]
ins Ohr: Der Fall des Franzosen sey eine weise Schickung der Providenz; er habe immer gefürchtet, daß derselbe einst eine Allgewalt erlangen würde, neben der niemand bestehen könnte.
Der Prinz machte den Vorschlag, daß wir sammt und sonders nach Maynz zurück gehen und dort in sicherer Ruhe das weitere Schicksal des Krieges erwarten sollte, er werde dann seinen fürstlichen Bruder von den Winterquartieren aus besuchen. Denn damals begriff man schon daß die Alliirten ihre Winterquartiere nicht mehr in Paris aufschlagen, und mit denselben viel näher an den Rhein, als an die Seine rücken würden. Der Vorschlag ward angenommen, und der Zug gieng nach Maynz.
Die Klagen, das Winseln und das Jammergeheul unserer Weiber machten diese Reise nichts weniger, als lustig. Doch trugen ihre Trauer-Melodien sehr viel dazu bey, den Fürsten immer fester an seine schöne Beyschläferinn zu ketten. Täglich und stündlich leyerte sie ihm die Litaney vor: er sey nun ihr Vater, ihr Trost, ihre Hoffnung, ihr Schirm und ihr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |