[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.und um der Wunden Christi willen bat, sie möchten doch umkehren, die Franzosen kommen in hellem Haufen hinten drein. Was das für ein Lamento bey unsern Weibsleuten war, als wir den Markis nicht mitbrachten. Se. Durchlaucht waren so betäubt von Schrecken, daß sie ihn erst in dem Augenblicke vermißten, in dem wir mit der traurigen Bothschaft hervorrückten, er sey entweder todt oder gefangen. Die alte raufte sich in der Verzweiflung die Haare aus, und das Fräulein warf sich auf die Erde und machte konvulsivische Bewegungen. Se. Durchlaucht meynten, das nütze nun alles nichts mehr. Mit Schreyen und Heulen mache man die Todten nimmer lebendig. Aber fuhren sie fort, der Krieg sey kein Spaß, und sie halten es für das beßte, wenn sich die ganze Gesellschaft in friedlichere Gegenden zurück ziehe. Es wurde sogleich aufgepackt, und am nächsten Morgen reiste man, in der Richtung gegen Osten, in Gottes Namen ab. Simpert hatte nichts zu thun, als nur zu trösten. Er konnte auch seines Schmerzens leicht Meister werden. Denn schon in der ersten Viertelstunde flüsterte er mir und um der Wunden Christi willen bat, sie möchten doch umkehren, die Franzosen kommen in hellem Haufen hinten drein. Was das für ein Lamento bey unsern Weibsleuten war, als wir den Markis nicht mitbrachten. Se. Durchlaucht waren so betäubt von Schrecken, daß sie ihn erst in dem Augenblicke vermißten, in dem wir mit der traurigen Bothschaft hervorrückten, er sey entweder todt oder gefangen. Die alte raufte sich in der Verzweiflung die Haare aus, und das Fräulein warf sich auf die Erde und machte konvulsivische Bewegungen. Se. Durchlaucht meynten, das nütze nun alles nichts mehr. Mit Schreyen und Heulen mache man die Todten nimmer lebendig. Aber fuhren sie fort, der Krieg sey kein Spaß, und sie halten es für das beßte, wenn sich die ganze Gesellschaft in friedlichere Gegenden zurück ziehe. Es wurde sogleich aufgepackt, und am nächsten Morgen reiste man, in der Richtung gegen Osten, in Gottes Namen ab. Simpert hatte nichts zu thun, als nur zu trösten. Er konnte auch seines Schmerzens leicht Meister werden. Denn schon in der ersten Viertelstunde flüsterte er mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0191" n="191"/> und um der Wunden Christi willen bat, sie möchten doch umkehren, die Franzosen kommen in hellem Haufen hinten drein.</p> <p>Was das für ein Lamento bey unsern Weibsleuten war, als wir den Markis nicht mitbrachten. Se. Durchlaucht waren so betäubt von Schrecken, daß sie ihn erst in dem Augenblicke vermißten, in dem wir mit der traurigen Bothschaft hervorrückten, er sey entweder todt oder gefangen. Die alte raufte sich in der Verzweiflung die Haare aus, und das Fräulein warf sich auf die Erde und machte konvulsivische Bewegungen. Se. Durchlaucht meynten, das nütze nun alles nichts mehr. Mit Schreyen und Heulen mache man die Todten nimmer lebendig. Aber fuhren sie fort, der Krieg sey kein Spaß, und sie halten es für das beßte, wenn sich die ganze Gesellschaft in friedlichere Gegenden zurück ziehe. Es wurde sogleich aufgepackt, und am nächsten Morgen reiste man, in der Richtung gegen Osten, in Gottes Namen ab. <hi rendition="#g">Simpert</hi> hatte nichts zu thun, als nur zu trösten. Er konnte auch seines Schmerzens leicht Meister werden. Denn schon in der ersten Viertelstunde flüsterte er mir </p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0191]
und um der Wunden Christi willen bat, sie möchten doch umkehren, die Franzosen kommen in hellem Haufen hinten drein.
Was das für ein Lamento bey unsern Weibsleuten war, als wir den Markis nicht mitbrachten. Se. Durchlaucht waren so betäubt von Schrecken, daß sie ihn erst in dem Augenblicke vermißten, in dem wir mit der traurigen Bothschaft hervorrückten, er sey entweder todt oder gefangen. Die alte raufte sich in der Verzweiflung die Haare aus, und das Fräulein warf sich auf die Erde und machte konvulsivische Bewegungen. Se. Durchlaucht meynten, das nütze nun alles nichts mehr. Mit Schreyen und Heulen mache man die Todten nimmer lebendig. Aber fuhren sie fort, der Krieg sey kein Spaß, und sie halten es für das beßte, wenn sich die ganze Gesellschaft in friedlichere Gegenden zurück ziehe. Es wurde sogleich aufgepackt, und am nächsten Morgen reiste man, in der Richtung gegen Osten, in Gottes Namen ab. Simpert hatte nichts zu thun, als nur zu trösten. Er konnte auch seines Schmerzens leicht Meister werden. Denn schon in der ersten Viertelstunde flüsterte er mir
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |