[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.Dann bedauerten wir die armen Leute, und sagten ihnen mit vielem Mitleiden, die schlechte Aufführung ihrer Prädikanten beweise die schlechte Beschaffenheit ihrer Religion, sie sehen ja, daß sie sich alle gleich seyen, sie sollten die Unwürdigen verlassen, sie sollten in den Schooß der wahren Kirche zurück kehren, u. s. w. Diese Vorstellungen waren meistens wirksam. Es vergieng kein Monat, wo nicht neue Ankömmlinge in dem Konvertiten-Hause aufgenommen wurden. Das protestantische Kirchenwesen gerieth in den jämmerlichsten Verfall. Die Jesuiten grasten immer weiter um sich, und niemand durfte ihnen in den Weg treten; am wenigsten aber die Geistlichen, weil ihnen samt und sonders durch ihr böses Gewissen die Hände gebunden waren. So blieben die Sachen bis zum Anfange des illuminatischen Regiments. Der Pfarrenverkauf wurde durch eine feyerliche Proklamation abgeschafft. Man verschrieb einen Superintendenten aus Sachsen, der in einem besondern Geruche der Gelehrsamkeit und Heiligkeit stand. Mehrere unwürdige Prediger wurden mit Pensionen zur Ruhe gesetzt. Junge Leute aus Morus, Dann bedauerten wir die armen Leute, und sagten ihnen mit vielem Mitleiden, die schlechte Aufführung ihrer Prädikanten beweise die schlechte Beschaffenheit ihrer Religion, sie sehen ja, daß sie sich alle gleich seyen, sie sollten die Unwürdigen verlassen, sie sollten in den Schooß der wahren Kirche zurück kehren, u. s. w. Diese Vorstellungen waren meistens wirksam. Es vergieng kein Monat, wo nicht neue Ankömmlinge in dem Konvertiten-Hause aufgenommen wurden. Das protestantische Kirchenwesen gerieth in den jämmerlichsten Verfall. Die Jesuiten grasten immer weiter um sich, und niemand durfte ihnen in den Weg treten; am wenigsten aber die Geistlichen, weil ihnen samt und sonders durch ihr böses Gewissen die Hände gebunden waren. So blieben die Sachen bis zum Anfange des illuminatischen Regiments. Der Pfarrenverkauf wurde durch eine feyerliche Proklamation abgeschafft. Man verschrieb einen Superintendenten aus Sachsen, der in einem besondern Geruche der Gelehrsamkeit und Heiligkeit stand. Mehrere unwürdige Prediger wurden mit Pensionen zur Ruhe gesetzt. Junge Leute aus Morus, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0165" n="165"/> Dann bedauerten wir die armen Leute, und sagten ihnen mit vielem Mitleiden, die schlechte Aufführung ihrer Prädikanten beweise die schlechte Beschaffenheit ihrer Religion, sie sehen ja, daß sie sich alle gleich seyen, sie sollten die Unwürdigen verlassen, sie sollten in den Schooß der wahren Kirche zurück kehren, u. s. w. Diese Vorstellungen waren meistens wirksam. Es vergieng kein Monat, wo nicht neue Ankömmlinge in dem Konvertiten-Hause aufgenommen wurden. Das protestantische Kirchenwesen gerieth in den jämmerlichsten Verfall. Die Jesuiten grasten immer weiter um sich, und niemand durfte ihnen in den Weg treten; am wenigsten aber die Geistlichen, weil ihnen samt und sonders durch ihr böses Gewissen die Hände gebunden waren.</p> <p>So blieben die Sachen bis zum Anfange des illuminatischen Regiments. Der Pfarrenverkauf wurde durch eine feyerliche Proklamation abgeschafft. Man verschrieb einen Superintendenten aus Sachsen, der in einem besondern Geruche der Gelehrsamkeit und Heiligkeit stand. Mehrere unwürdige Prediger wurden mit Pensionen zur Ruhe gesetzt. Junge Leute aus <hi rendition="#g">Morus</hi>, </p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0165]
Dann bedauerten wir die armen Leute, und sagten ihnen mit vielem Mitleiden, die schlechte Aufführung ihrer Prädikanten beweise die schlechte Beschaffenheit ihrer Religion, sie sehen ja, daß sie sich alle gleich seyen, sie sollten die Unwürdigen verlassen, sie sollten in den Schooß der wahren Kirche zurück kehren, u. s. w. Diese Vorstellungen waren meistens wirksam. Es vergieng kein Monat, wo nicht neue Ankömmlinge in dem Konvertiten-Hause aufgenommen wurden. Das protestantische Kirchenwesen gerieth in den jämmerlichsten Verfall. Die Jesuiten grasten immer weiter um sich, und niemand durfte ihnen in den Weg treten; am wenigsten aber die Geistlichen, weil ihnen samt und sonders durch ihr böses Gewissen die Hände gebunden waren.
So blieben die Sachen bis zum Anfange des illuminatischen Regiments. Der Pfarrenverkauf wurde durch eine feyerliche Proklamation abgeschafft. Man verschrieb einen Superintendenten aus Sachsen, der in einem besondern Geruche der Gelehrsamkeit und Heiligkeit stand. Mehrere unwürdige Prediger wurden mit Pensionen zur Ruhe gesetzt. Junge Leute aus Morus,
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