[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.hat. Unter diesen Mitteln brachten die Jesuiten auch den Verkauf der protestantischen Pfarren in Vorschlag, und da sich die fürstliche Kammer dabey sehr wohl befand, so wurden von nun an alle diese Stellen versteigert. Es versteht sich, daß Leute von Verdienst und Moralität - dergleichen es unter den protestantischen Geistlichen doch auch giebt - einen solchen Weg, um in das Lehramt der Religion zu gelangen, verabscheuten. Dagegen aber fanden sich desto mehr Taugenichtse, die entweder wegen ihrer Untüchtigkeit, oder wegen ihrer Laster im Vaterlande keine Aussichten hatten, und mit den vollen Beuteln in der Hand ihre Schande verdeckten. Auf diese Art bestand unser lutherischer Klerus bald in einem Selekte gar vortrefflicher Menschen. Wir hatten Ehebrecher, Hurer, falsche Münzer, Betrüger, Trunkenbolde, Spieler, - mit einem Worte, den eigentlichen Auswurf des protestantischen Teutschlands. Bald kamen die Bauern mit der Klage, der eine Pfarrer halte eine Mätresse, der andere sey bigamus, der dritte komme im Rausche auf die Kanzel, der vierte kopuliere Zigeuner, der fünfte braue Branntewein, der sechste stelle der Unschuld der Mädchen im Beichtstuhle nach. hat. Unter diesen Mitteln brachten die Jesuiten auch den Verkauf der protestantischen Pfarren in Vorschlag, und da sich die fürstliche Kammer dabey sehr wohl befand, so wurden von nun an alle diese Stellen versteigert. Es versteht sich, daß Leute von Verdienst und Moralität – dergleichen es unter den protestantischen Geistlichen doch auch giebt – einen solchen Weg, um in das Lehramt der Religion zu gelangen, verabscheuten. Dagegen aber fanden sich desto mehr Taugenichtse, die entweder wegen ihrer Untüchtigkeit, oder wegen ihrer Laster im Vaterlande keine Aussichten hatten, und mit den vollen Beuteln in der Hand ihre Schande verdeckten. Auf diese Art bestand unser lutherischer Klerus bald in einem Selekte gar vortrefflicher Menschen. Wir hatten Ehebrecher, Hurer, falsche Münzer, Betrüger, Trunkenbolde, Spieler, – mit einem Worte, den eigentlichen Auswurf des protestantischen Teutschlands. Bald kamen die Bauern mit der Klage, der eine Pfarrer halte eine Mätresse, der andere sey bigamus, der dritte komme im Rausche auf die Kanzel, der vierte kopuliere Zigeuner, der fünfte braue Branntewein, der sechste stelle der Unschuld der Mädchen im Beichtstuhle nach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="164"/> hat. Unter diesen Mitteln brachten die Jesuiten auch den Verkauf der protestantischen Pfarren in Vorschlag, und da sich die fürstliche Kammer dabey sehr wohl befand, so wurden von nun an alle diese Stellen versteigert. Es versteht sich, daß Leute von Verdienst und Moralität – dergleichen es unter den protestantischen Geistlichen doch auch giebt – einen solchen Weg, um in das Lehramt der Religion zu gelangen, verabscheuten. Dagegen aber fanden sich desto mehr Taugenichtse, die entweder wegen ihrer Untüchtigkeit, oder wegen ihrer Laster im Vaterlande keine Aussichten hatten, und mit den vollen Beuteln in der Hand ihre Schande verdeckten. Auf diese Art bestand unser lutherischer Klerus bald in einem Selekte gar vortrefflicher Menschen. Wir hatten Ehebrecher, Hurer, falsche Münzer, Betrüger, Trunkenbolde, Spieler, – mit einem Worte, den eigentlichen Auswurf des protestantischen Teutschlands. Bald kamen die Bauern mit der Klage, der eine Pfarrer halte eine Mätresse, der andere sey <hi rendition="#aq">bigamus</hi>, der dritte komme im Rausche auf die Kanzel, der vierte kopuliere Zigeuner, der fünfte braue Branntewein, der sechste stelle der Unschuld der Mädchen im Beichtstuhle nach. </p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0164]
hat. Unter diesen Mitteln brachten die Jesuiten auch den Verkauf der protestantischen Pfarren in Vorschlag, und da sich die fürstliche Kammer dabey sehr wohl befand, so wurden von nun an alle diese Stellen versteigert. Es versteht sich, daß Leute von Verdienst und Moralität – dergleichen es unter den protestantischen Geistlichen doch auch giebt – einen solchen Weg, um in das Lehramt der Religion zu gelangen, verabscheuten. Dagegen aber fanden sich desto mehr Taugenichtse, die entweder wegen ihrer Untüchtigkeit, oder wegen ihrer Laster im Vaterlande keine Aussichten hatten, und mit den vollen Beuteln in der Hand ihre Schande verdeckten. Auf diese Art bestand unser lutherischer Klerus bald in einem Selekte gar vortrefflicher Menschen. Wir hatten Ehebrecher, Hurer, falsche Münzer, Betrüger, Trunkenbolde, Spieler, – mit einem Worte, den eigentlichen Auswurf des protestantischen Teutschlands. Bald kamen die Bauern mit der Klage, der eine Pfarrer halte eine Mätresse, der andere sey bigamus, der dritte komme im Rausche auf die Kanzel, der vierte kopuliere Zigeuner, der fünfte braue Branntewein, der sechste stelle der Unschuld der Mädchen im Beichtstuhle nach.
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