Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm nicht fehlen, weil ihm bey der vorlezten Vakatur, die feyerlichste Versicherung erteilt worden war, daß er bei der nächsten unfehlbar beratet werden sollte. Aber der besagte junge Mann hub ihn durch eine ungeheure Summe aus dem Sattel, und ein fader Kanzleytrost war alles, was er, zur Erfüllung des geleisteten Versprechens erhielt. Je zuversichtlicher seine Hoffnung war, je mehr fand er sich durch die Vereitlung desselben entrüstet. Er schrieb einen ziemlich bittern Brief an seine Braut aufs Land hinnaus, und sagte ihr darinn die unläugbaren Wahrheiten: daß in unserm State Talent und Verdienst lächerliche Vorzüge seyen, - daß man keinen grösern Wert erlangen könne, als den, den Reichthümer, zu Bestechungen angewandt, ertheilen, - daß der Fürst von seinen Leuten abscheulich hintergangen werde, - und daß der Teufel den Minister und alle Spiesgesellen holen soll! Er war so unvorsichtig, diesen Erguß seines Unwillens, der ordinären Post zu übergeben. Hier ward der Brief erbrochen, dem Minister eingehändiget, - und damit

ihm nicht fehlen, weil ihm bey der vorlezten Vakatur, die feyerlichste Versicherung erteilt worden war, daß er bei der nächsten unfehlbar beratet werden sollte. Aber der besagte junge Mann hub ihn durch eine ungeheure Summe aus dem Sattel, und ein fader Kanzleytrost war alles, was er, zur Erfüllung des geleisteten Versprechens erhielt. Je zuversichtlicher seine Hoffnung war, je mehr fand er sich durch die Vereitlung desselben entrüstet. Er schrieb einen ziemlich bittern Brief an seine Braut aufs Land hinnaus, und sagte ihr darinn die unläugbaren Wahrheiten: daß in unserm State Talent und Verdienst lächerliche Vorzüge seyen, – daß man keinen grösern Wert erlangen könne, als den, den Reichthümer, zu Bestechungen angewandt, ertheilen, – daß der Fürst von seinen Leuten abscheulich hintergangen werde, – und daß der Teufel den Minister und alle Spiesgesellen holen soll! Er war so unvorsichtig, diesen Erguß seines Unwillens, der ordinären Post zu übergeben. Hier ward der Brief erbrochen, dem Minister eingehändiget, – und damit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0171" n="167"/>
ihm nicht fehlen, weil ihm bey der vorlezten Vakatur, die feyerlichste Versicherung erteilt worden war, daß er bei der nächsten unfehlbar beratet werden sollte. Aber der besagte junge Mann hub ihn durch eine ungeheure Summe aus dem Sattel, und ein fader Kanzleytrost war alles, was er, zur Erfüllung des geleisteten Versprechens erhielt. Je zuversichtlicher seine Hoffnung war, je mehr fand er sich durch die Vereitlung desselben entrüstet. Er schrieb einen ziemlich bittern Brief an seine Braut aufs Land hinnaus, und sagte ihr darinn die unläugbaren Wahrheiten: daß in unserm State Talent und Verdienst lächerliche Vorzüge seyen, &#x2013; daß man keinen grösern Wert erlangen könne, als den, den Reichthümer, zu Bestechungen angewandt, ertheilen, &#x2013; daß der Fürst von seinen Leuten abscheulich hintergangen werde, &#x2013; und daß der Teufel den Minister und alle Spiesgesellen holen soll! Er war so unvorsichtig, diesen Erguß seines Unwillens, der ordinären Post zu übergeben. Hier ward der Brief erbrochen, dem Minister eingehändiget, &#x2013; und damit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0171] ihm nicht fehlen, weil ihm bey der vorlezten Vakatur, die feyerlichste Versicherung erteilt worden war, daß er bei der nächsten unfehlbar beratet werden sollte. Aber der besagte junge Mann hub ihn durch eine ungeheure Summe aus dem Sattel, und ein fader Kanzleytrost war alles, was er, zur Erfüllung des geleisteten Versprechens erhielt. Je zuversichtlicher seine Hoffnung war, je mehr fand er sich durch die Vereitlung desselben entrüstet. Er schrieb einen ziemlich bittern Brief an seine Braut aufs Land hinnaus, und sagte ihr darinn die unläugbaren Wahrheiten: daß in unserm State Talent und Verdienst lächerliche Vorzüge seyen, – daß man keinen grösern Wert erlangen könne, als den, den Reichthümer, zu Bestechungen angewandt, ertheilen, – daß der Fürst von seinen Leuten abscheulich hintergangen werde, – und daß der Teufel den Minister und alle Spiesgesellen holen soll! Er war so unvorsichtig, diesen Erguß seines Unwillens, der ordinären Post zu übergeben. Hier ward der Brief erbrochen, dem Minister eingehändiget, – und damit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/171
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/171>, abgerufen am 04.05.2024.