[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.Friedrich brachte ein Herz voll Liebe zu seinen Unterthanen mit ins Land, und die letztern kannten seinen Charakter zu gut, als daß sie in ihm weder Karls Despotensinn, noch Ludwigs Schwäche hätten befürchten sollen. Aber leider! brach unter ihm einer der fürchterlichsten Stürme, die einen Staat treffen können, über Wirtemberg herein, und vereitelte mit einem male alle die schönen und gerechten Hoffnungen, die man sich von der neuen Regierung gemacht hatte. Wirtemberg ward von den Franzosen erobert, und erlitt alle nur möglichen Bedrückungen die der Krieg und die Macht des siegenden Feindes über ein Land bringen können. Das gute Vaterland wurde zum Oopfer einer Politik gemacht, die die Leidenschaft eingegeben, und die Indolenz erhalten hatte. Hätten Männer von Kraft, Entschlossenheit, vorurtheilsfreyen Ansicht der Dinge, und wahrem Patriotismus unsre öffentlichen Angelegenheiten gelenkt, so würde dieß Unglück mit allen seinen Folgen von uns abgewendet Friedrich brachte ein Herz voll Liebe zu seinen Unterthanen mit ins Land, und die letztern kannten seinen Charakter zu gut, als daß sie in ihm weder Karls Despotensinn, noch Ludwigs Schwäche hätten befürchten sollen. Aber leider! brach unter ihm einer der fürchterlichsten Stürme, die einen Staat treffen können, über Wirtemberg herein, und vereitelte mit einem male alle die schönen und gerechten Hoffnungen, die man sich von der neuen Regierung gemacht hatte. Wirtemberg ward von den Franzosen erobert, und erlitt alle nur möglichen Bedrückungen die der Krieg und die Macht des siegenden Feindes über ein Land bringen können. Das gute Vaterland wurde zum Oopfer einer Politik gemacht, die die Leidenschaft eingegeben, und die Indolenz erhalten hatte. Hätten Männer von Kraft, Entschlossenheit, vorurtheilsfreyen Ansicht der Dinge, und wahrem Patriotismus unsre öffentlichen Angelegenheiten gelenkt, so würde dieß Unglück mit allen seinen Folgen von uns abgewendet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0098" n="98"/> <p><hi rendition="#g">Friedrich</hi> brachte ein Herz voll Liebe zu seinen Unterthanen mit ins Land, und die letztern kannten seinen Charakter zu gut, als daß sie in ihm weder <hi rendition="#g">Karls</hi> Despotensinn, noch <hi rendition="#g">Ludwigs</hi> Schwäche hätten befürchten sollen. Aber leider! brach unter ihm einer der fürchterlichsten Stürme, die einen Staat treffen können, über <hi rendition="#g">Wirtemberg</hi> herein, und vereitelte mit einem male alle die schönen und gerechten Hoffnungen, die man sich von der neuen Regierung gemacht hatte. <hi rendition="#g">Wirtemberg</hi> ward von den Franzosen erobert, und erlitt alle nur möglichen Bedrückungen die der Krieg und die Macht des siegenden Feindes über ein Land bringen können. Das gute Vaterland wurde zum Oopfer einer Politik gemacht, die die Leidenschaft eingegeben, und die Indolenz erhalten hatte. Hätten Männer von Kraft, Entschlossenheit, vorurtheilsfreyen Ansicht der Dinge, und wahrem Patriotismus unsre öffentlichen Angelegenheiten gelenkt, so würde dieß Unglück mit allen seinen Folgen von uns abgewendet </p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0098]
Friedrich brachte ein Herz voll Liebe zu seinen Unterthanen mit ins Land, und die letztern kannten seinen Charakter zu gut, als daß sie in ihm weder Karls Despotensinn, noch Ludwigs Schwäche hätten befürchten sollen. Aber leider! brach unter ihm einer der fürchterlichsten Stürme, die einen Staat treffen können, über Wirtemberg herein, und vereitelte mit einem male alle die schönen und gerechten Hoffnungen, die man sich von der neuen Regierung gemacht hatte. Wirtemberg ward von den Franzosen erobert, und erlitt alle nur möglichen Bedrückungen die der Krieg und die Macht des siegenden Feindes über ein Land bringen können. Das gute Vaterland wurde zum Oopfer einer Politik gemacht, die die Leidenschaft eingegeben, und die Indolenz erhalten hatte. Hätten Männer von Kraft, Entschlossenheit, vorurtheilsfreyen Ansicht der Dinge, und wahrem Patriotismus unsre öffentlichen Angelegenheiten gelenkt, so würde dieß Unglück mit allen seinen Folgen von uns abgewendet
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