Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

war nicht zufrieden, blos die Vertraute des Herzogs zu seyn, durch ihren Einfluß die Staatsgeschäfte zu lenken, und zu bereichern. Nein, sie verlangte noch weit mehr und sie setzte alles durch was sie verlangte. Der Herzog mußte sich im Stillen mit ihr trauen lassen, ob sie gleich einen Gatten, und er eine Gemahlinn hatte. Es wurde ein geheimes Kabinet, als das höchste Staatskollegium errichtet, und darinn führte die Frau Gräfinn die Präsidentschaft. Alles was sonst durch den Herrn unmittelbar gieng, wurde von diesem Kollegium abgethan. Die Präsidentinn ertheilte öffentliche Audienzen; sie vergab alle Staatsdienste an den Meistbietenden; sie milderte, um die Bezahlung, die Urtheile der Justitzkollegien; sie eröffnete sich, mit der Kunst des schlausten Finanziers, die reichsten Geldzuflüsse; ja, sie zwang den Herzog sogar, ihr und ihrer Familie mehrere zum Lande gehörige Aemter zu schenken. Ueberall zog sie ihre Kreaturen hervor, und setzte sie in die ersten Staatsbedienungen; die verdientesten

war nicht zufrieden, blos die Vertraute des Herzogs zu seyn, durch ihren Einfluß die Staatsgeschäfte zu lenken, und zu bereichern. Nein, sie verlangte noch weit mehr und sie setzte alles durch was sie verlangte. Der Herzog mußte sich im Stillen mit ihr trauen lassen, ob sie gleich einen Gatten, und er eine Gemahlinn hatte. Es wurde ein geheimes Kabinet, als das höchste Staatskollegium errichtet, und darinn führte die Frau Gräfinn die Präsidentschaft. Alles was sonst durch den Herrn unmittelbar gieng, wurde von diesem Kollegium abgethan. Die Präsidentinn ertheilte öffentliche Audienzen; sie vergab alle Staatsdienste an den Meistbietenden; sie milderte, um die Bezahlung, die Urtheile der Justitzkollegien; sie eröffnete sich, mit der Kunst des schlausten Finanziers, die reichsten Geldzuflüsse; ja, sie zwang den Herzog sogar, ihr und ihrer Familie mehrere zum Lande gehörige Aemter zu schenken. Ueberall zog sie ihre Kreaturen hervor, und setzte sie in die ersten Staatsbedienungen; die verdientesten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="20"/>
war nicht zufrieden, blos die Vertraute des Herzogs zu seyn, durch ihren Einfluß die Staatsgeschäfte zu lenken, und zu bereichern. Nein, sie verlangte noch weit mehr und sie setzte alles durch was sie verlangte. Der Herzog mußte sich im Stillen mit ihr trauen lassen, ob sie gleich einen Gatten, und er eine Gemahlinn hatte. Es wurde ein geheimes Kabinet, als das höchste Staatskollegium errichtet, und darinn führte die Frau Gräfinn die Präsidentschaft. Alles was sonst durch den Herrn unmittelbar gieng, wurde von diesem Kollegium abgethan. Die Präsidentinn ertheilte öffentliche Audienzen; sie vergab alle Staatsdienste an den Meistbietenden; sie milderte, um die Bezahlung, die Urtheile der Justitzkollegien; sie eröffnete sich, mit der Kunst des schlausten Finanziers, die reichsten Geldzuflüsse; ja, sie zwang den Herzog sogar, ihr und ihrer Familie mehrere zum Lande gehörige Aemter zu schenken. Ueberall zog sie ihre Kreaturen hervor, und setzte sie in die ersten Staatsbedienungen; die verdientesten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0020] war nicht zufrieden, blos die Vertraute des Herzogs zu seyn, durch ihren Einfluß die Staatsgeschäfte zu lenken, und zu bereichern. Nein, sie verlangte noch weit mehr und sie setzte alles durch was sie verlangte. Der Herzog mußte sich im Stillen mit ihr trauen lassen, ob sie gleich einen Gatten, und er eine Gemahlinn hatte. Es wurde ein geheimes Kabinet, als das höchste Staatskollegium errichtet, und darinn führte die Frau Gräfinn die Präsidentschaft. Alles was sonst durch den Herrn unmittelbar gieng, wurde von diesem Kollegium abgethan. Die Präsidentinn ertheilte öffentliche Audienzen; sie vergab alle Staatsdienste an den Meistbietenden; sie milderte, um die Bezahlung, die Urtheile der Justitzkollegien; sie eröffnete sich, mit der Kunst des schlausten Finanziers, die reichsten Geldzuflüsse; ja, sie zwang den Herzog sogar, ihr und ihrer Familie mehrere zum Lande gehörige Aemter zu schenken. Ueberall zog sie ihre Kreaturen hervor, und setzte sie in die ersten Staatsbedienungen; die verdientesten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/20
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/20>, abgerufen am 21.11.2024.